Jugend kämpft für ihr Zentrum

Sulzbach. Der zentrale Platz in Sulzbach ist der Ravanusaplatz. Zwölf Bänke umsäumen die zugepflasterte Piazza, 19 Lampen geben am Abend Licht, und vier Bäume spenden im Sommer Schatten. Einen Brunnen gibt es noch, doch aus dem sprudelt kein Wasser. Einen guten Steinwurf entfernt steht in der Marktstraße das "Haus des Anstoßes" - das Jugendzentrum von Sulzbach

Sulzbach. Der zentrale Platz in Sulzbach ist der Ravanusaplatz. Zwölf Bänke umsäumen die zugepflasterte Piazza, 19 Lampen geben am Abend Licht, und vier Bäume spenden im Sommer Schatten. Einen Brunnen gibt es noch, doch aus dem sprudelt kein Wasser. Einen guten Steinwurf entfernt steht in der Marktstraße das "Haus des Anstoßes" - das Jugendzentrum von Sulzbach. In der jüngeren Vergangenheit rückte die sozialpädagogische Einrichtung in den Fokus der Öffentlichkeit. Es hatte Beschwerden gegeben: Vandalismus, Alkoholkonsum und Zerstörungswut wurden den Juz-Besuchern vorgeworfen (SZ vom 4. April).Der kürzeste Weg von der Sulzbachtalstraße zum Jugendzentrum führt über den eingangs erwähnten Ravanusaplatz. Der wirkt im Vorbeifahren beschaulich. Ein anderes Bild drängt sich jedoch auf, geht man zu Fuß: Auf den ungepflegten Baumscheiben wuchert Unkraut. Die Mülleimer nahe der Bänke nähern sich der Überfüllung, der Platz vor dem Haus der Sparkasse wird als riesengroßer Aschenbecher missbraucht. Alles wirkt ein bisschen vernachlässigt.

Vereinzelte Besucher des Jugendzentrums haben kein leichtes Leben. "Darum versuchen wir, ihnen ein wenig Geborgenheit zu geben. Viele kommen aus schwierigen Verhältnissen und erfahren hier Unterstützung", erklärt Daniela Franz, die als Sozialarbeiterin gemeinsam mit Susanne Schäfer und Thomas Fronzeck das Juz leitet.

Das Gerücht, dass das Juz wegen sich häufender Beschwerden geschlossen werden soll, bereite ihr Sorgen: "Wir machen hier so viel Positives, doch leider fällt meist nur das Negative auf." Wenn etwa Jugendliche und Kinder Alkohol konsumieren und Zigaretten rauchen. Das machen sie zwar nicht im Jugendzentrum oder auf dessen Gelände, dort ist das verboten, aber im erweiterten Umfeld - im Parkhaus, auf dem Marktplatz, bei den Nachbarn. "Das stört mich ungeheuer", erzählt ein junger Mann, der in unmittelbarer Nachbarschaft zum Juz wohnt. "Da fliegen Glasflaschen, und Kippen werden rumgeschnippt. Und wenn sie irgendwann zu viel haben, entleeren sie sich." Die Problematik kennt Franz, doch die Sozialarbeiterin sagt: "Das sind meist diejenigen, die bei uns Hausverbot haben und nicht mehr reinkommen. Und wie sollen wir da etwas gegen machen? Wenn das Haus voll ist, können wir nicht noch draußen Streife laufen." Zumal das dann doch eher ein Job für Ordnungshüter sei.

Franz und ihre Kollegen machen eine andere Arbeit, wie die zehnjährige Valmire Isufi berichtet: "Wir kochen, fahren ins Schwimmbad, gehen auf Konzerte, können Instrumente spielen und bekommen Hilfe bei den Hausaufgaben. Für uns ist das hier ein zweites Zuhause." Damit das auch so bleibt, war sie in der ersten Woche der Osterferien gemeinsam mit ihren Freundinnen Elena und Angelina Weyand auf Stimmenfang. Mit einer Unterschriftenliste machen sie mobil - 410 haben sie bislang gesammelt. "Sie dürfen uns das Juz nicht wegnehmen. Wo sollen wir denn dann hin? Wir können doch nichts dafür, wenn andere randalieren", entrüstet sich Elena.

Die Probleme mit dem Jugendzentrum, dessen Träger der Regionalverband Saarbrücken ist, kennt auch Bürgermeister Michael Adam: "Bei Bürgersprechstunden haben Anlieger ihrem Ärger über ständige Lärmbelästigungen Luft gemacht." Der Verwaltungschef stellt aber klar: "Das Jugendzentrum ist eine wichtige soziale Einrichtung."

Allerdings sei der Standort mitten im Zentrum problematisch. Das sieht Sozialarbeiterin Franz ganz ähnlich. Vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass die Kinder draußen keinen Freiraum zum Toben und Spielen haben. Beispielsweise sei das Ballspielen in der Marktstraße verboten. Und auch sonst gebe es keine Bolzplätze in der Nähe. "Im Park standen mal zwei Tore, doch die wurden irgendwann ab- und nicht mehr aufgebaut".

Die Sorgen der jungen Menschen, die sich für den Erhalt des Jugendzentrums einsetzen, nimmt Bürgermeister Michael Adam jedenfalls ernst. Daher hat sich Adam als Vermittler angeboten. Auf seine Initiative hin gibt es am Donnerstag, 5. Mai, ab 15 Uhr eine Vollversammlung vor Ort.

Meinung

Im Dienste

der Ordnung

Von SZ-RedaktionsmitgliedThorsten Grim

Weggeworfene Kippen, zerschmissene Glasflaschen, entleerte Körperflüssigkeiten und plärrendes Rumgeschreie - wer will das schon haben? Andererseits: Warum kann die Stadt nicht in regelmäßigen Abständen einen Sicherheitsdienst am Juz patrouillieren lassen? Der könnte dann auch gleich auf dem Ravanusaplatz als Ordnungsdienst eingesetzt werden - finanziell dürfte sich das von alleine tragen. Er müsste nur, wie in vielen anderen Städten auch, all die Kippen-Wegschnipper und Müll-Liegenlasser zur Kasse bitten. Und mal ehrlich: Ein gepflegter Marktplatz mit Erwachsenen, die keine Unmengen an Dreck hinterlassen - das wäre doch echt vorbildlich für den Nachwuchs im Juz.

Hintergrund

Seit 1989 stellt die Stadt dem Regionalverband das Gebäude in der Marktstraße mietfrei zur Verfügung. Sie ist auch für die bauliche Unterhaltung zuständig. Der Regionalverband zahlt einen jährlichen Zuschuss zu den Bewirtschaftungskosten von knapp 700 Euro. Durch Zerstörungen in den Räumen des Juz gibt es laut Pressestelle der Stadt Sulzbach einen Sanierungsbedarf von einigen Tausend Euro. Überwacht oder kontrolliert wird das Juz von der Stadt nicht. Im Auftrag der Sulzbacher Kommunalen Dienstleistungsgesellschaft KDI kontrollieren Mitarbeiter der Gesellschaft Wach- und Industrieschutz (WUI) zu unregelmäßigen Zeiten lediglich das benachbarte Parkhaus. red

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