In Lebach läuft noch lange nicht alles rund

Lebach · Drei Wohlfahrtsverbände fordern mehr Unterstützung für ihre Arbeit mit den Flüchtlingen in der Landesaufnahmestelle.

 Sie sind eher eine Seltenheit auf dem Gelände: Spielmöglichkeiten für Kinder, wie diese Wippen. Foto: Ruppenthal

Sie sind eher eine Seltenheit auf dem Gelände: Spielmöglichkeiten für Kinder, wie diese Wippen. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Die Not-Zelte sind abgebaut. Die Menschenmassen verschwunden. Hier, in der Landesaufnahmestelle in Lebach. "Aber die Probleme einer Flucht sind geblieben", sagt Stefan Gebhardt vom Diakonischen Werk Saar. Täglich müssen er und seine Kollegen von Caritas und Rotem Kreuz sich ihnen stellen. Vieles gehe an die Substanz. Vieles könne nicht gestemmt werden - mit nur je einem Berater pro Wohlfahrtsverband vor Ort. Die Verbände fordern die Landesregierung auf, sie in ihrer Betreuungs- und Beratungsarbeit finanziell mehr zu unterstützen - denn viele Projekte seien nur durch Zuschüsse, Eigenmittel oder Sponsoren möglich.

863 Flüchtlinge leben zurzeit im Aufnahmelager. Ein Drittel davon Frauen, erklären die Verbände. Zu Spitzenzeiten 2015 bevölkerten 4000 Menschen das Lager. Normalität sei mittlerweile eingekehrt, aber damit die Probleme nicht verschwunden. Frauen und Männer müssen in Gemeinschaftsunterkünften zusammenleben, sich Toilette und Küche teilen. Eine bauliche Trennung gibt es bisher nicht. "Die Belastung für die Frauen ist sehr hoch", sagt Maike Lüdeke-Braun vom Diakonischen Werk. Männer kontrollierten und beobachteten die Frauen. Immer wieder gebe es Beschwerden über Belästigungen. Seit Jahren fordern die Verbände, alleinreisende Frauen und Kinder außerhalb geschützt unterzubringen. Ohne Erfolg. Jetzt sollen Mindeststandards eingeführt werden. Rückzugsmöglichkeiten, eigene Sanitäranlagen und Ansprechpartner, ein Notruftelefon etwa. Immerhin ein erster Schritt, finden die Verbände.

Für Kinder allerdings sehe es nicht viel besser aus. Es fehlten Spiel und Freizeitmöglichkeiten. "Die Landesaufnahmestelle ist kein Ort für Kinder", sagt Helmut Selzer von der Caritas. Das Jugendamt würde das wohl nicht akzeptieren, so der Sozialarbeiter. Dabei bieten die Verbände viele Angebote - von Musik- und Kunsttherapie über Sprachförderung, psychotherapeutische Beratung bis hin zur Hilfe in den Beruf. Aber auch an dieser Stelle hapere es. "Wir haben Mühe, Plätze in den Berufsschulen für die Flüchtlinge zu finden", sagt Gebhardt. Schwer auszuhalten für die, die leer ausgehen. "Sie haben einfach Angst vor der Abschiebung", sagt er. Diese Angst sei noch schlimmer geworden seit das Dublin-Verfahren wieder gilt. Immer mehr Menschen kämen diesbezüglich zur Beratung. Betroffen davon sind alle, die in einem anderen EU-Land registriert wurden und jetzt dorthin zurückgeschickt werden sollen. "Diese Menschen sind absolut verzweifelt. Das geht uns an die Substanz", sagt Lüdeke-Braun. Aber nicht nur das, sondern auch, dass das Material und das Personal fehle, um Probleme zu bewältigen. Einige Kosten seien nicht gedeckt, wie zum Beispiel für die Sprachvermittlung. Dabei sei diese ein "Riesen-Thema" geworden. Während zu Spitzenzeiten in der Aufnahmestelle zu 85 Prozent Arabisch gesprochen wurde, tauchten jetzt enorm viele Sprachen auf - unter anderem Stammessprachen aus Afrika. Aber Übersetzer gebe es nicht genug und keine entsprechenden.

In den letzten Jahren habe es immer wieder Versuche gegeben, die Situation in Aufnahmelagern zu verbessern, erklärt Ralf Müller vom DRK - etwa einen Heim-Tüv, der kontrollierte. Aber all das sei in der Versenkung verschwunden. "Wir kämpfen und kämpfen und werden nicht müde, den Flüchtlingen zu helfen"; sagt er. Aber es werde nicht leichter.

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