In der Welt der feinen Düfte

Homburg. Mit dem Tabakexperten Bernhard Wagner sich über Zigarren, Zigaretten, Cigarillos oder Pfeifen zu unterhalten, ist eine spannende Welt-Reise ins Reich der Sinne und Düfte. Der 60-jährige Wagner ist eine Institution in der Tabakbranche. Seit mehr als 25 Jahren ist er als Kenner der Düfte und des guten Geschmacks nicht nur in Homburg bekannt

 Bernhard Wagner (rechts) in seinem Tabakladen in der Saarbrücker Straße in Homburg. In einigen Tagen übergibt er an seinen Nachfolger Timo Winter (links) aus Homburg. Foto: Thorsten Wolf

Bernhard Wagner (rechts) in seinem Tabakladen in der Saarbrücker Straße in Homburg. In einigen Tagen übergibt er an seinen Nachfolger Timo Winter (links) aus Homburg. Foto: Thorsten Wolf

Homburg. Mit dem Tabakexperten Bernhard Wagner sich über Zigarren, Zigaretten, Cigarillos oder Pfeifen zu unterhalten, ist eine spannende Welt-Reise ins Reich der Sinne und Düfte. Der 60-jährige Wagner ist eine Institution in der Tabakbranche. Seit mehr als 25 Jahren ist er als Kenner der Düfte und des guten Geschmacks nicht nur in Homburg bekannt. Dort hat er in der Saarbrücker Straße auf nur 45 Quadratmetern etwas erhalten, das in der Stadt schon lange Tradition hat, und vielerorts nicht mehr zu finden ist: einen Tabakladen. An der Homburger Stadtgeschichte Interessierte ist diese Adresse wohl bekannt.

Denn zuvor war "Fredershausen Tabak" hier zuhause. Generationen von Zigaretten- und Zigarrenraucher gingen dort ein und aus. Wagner setzt diese Geschichte fort - bis zum 15. Januar 2011.

Geschäft mit Tradition

Dann übergibt er seinen Laden an den 23-jährigen Groß- und Außenhandelskaufmann Timo Winter aus Homburg. Der junge Mann ist seit Tagen schon im Geschäft und lernt die Gepflogenheiten der Kundinnen und Kunden kennen. Zwischen 250 und 300 kommen jeden Tag vorbei. Donnerstags und freitags wegen der Zeitschriften und des Lottos noch mehr. Doch das Geschäft macht Wagner mit seinen Tabakwaren, das vom Humidor über Zigarrenschneider und Feuerzeuge bis zum Befeuchtungssystem reicht. Die weltberühmten Anbaugebiete Kuba, Dominikanische Republik, Honduras und Nicaragua hinterlassen eindringlich ihre wohl schmeckenden Duftmarken. Auch der Trend zur orientalischen Wasserpfeife ist spürbar. Tabake, Shishas und Nargilees sind im Angebot. Doch so ganz kann Wagner nicht aufhören: "Ich werde zwar in den Ruhestand gehen, aber ich bleibe im Unruhezustand." So ein- oder zwei Mal die Woche will er noch in seinem dann ehemaligen Geschäft vorbeischauen. Bis der in Mettlach geborene und in Neunkirchen in der Spielmannstraße aufgewachsene Wagner zum Tabakspezialisten wurde, der zusammen mit zwei weiteren Kollegen eine eigene Tabakfirma 2007 in St. Ingbert gegründet hat, war es ein ungewöhnlicher Weg.

Sein Vater betrieb in Merzig eine Schreinerei. "Ihm ging nie die Zigarette aus. Zudem war er ein leidenschaftlicher Pfeifenraucher", sagte Wagner lächelnd, und fügt an: "Mit 17 Jahren habe ich meine erste Zigarette geraucht, die hat mir aber nicht geschmeckt. Dann habe ich mit 18 meine erste Zigarre und Pfeife geraucht. Dabei bin ich bis heute geblieben." Nach dem Besuch der Volksschule in Neunkirchen kommt er ins Internat nach Taben im rheinland-pfälzischen Landkreis Trier-Saarburg. Er macht seine Mittlere Reife und lernt Koch in Trier und arbeitet dort im bekannten Hotel Porta Nigra. Er wechselt in Nobelrestaurants in den mondänen Ort der Reichen und des Wintersports, Saas Fee in der Schweiz, und kehrt ins Saarland zurück. Er arbeitet im bekannten Hütten-Casino von Margarethe Bacher in Neunkirchen. Wagner: "Das war mit der Zeit wegen der wenigen Freizeit und den überlangen Arbeitstagen nicht mehr meine Welt." Seine Mutter kannte den Tabakwaren-Großhandel Neuschwander in Neunkirchen. Über sie erfuhr er, dass in Saarbrücken in der Triererstraße Mitte der 1970er ein Tabakladen frei sei. "Von heute auf morgen habe ich mich für für meine große Liebe zum Tabak entschieden", sagt Wagner, der dann am 27. Mai 1987 nach Homburg kommt. Hier bringt er seine "Homburger Edition", vor allem in der Advent- und Weihnachtszeit, auf den Markt.

Wagner gerät ins Schwärmen: "Tiefschwarzer Cavendish, sonnengelber Virginia-Spott, Extrakt aus Vanille-Schote mit Ceylon-Zimt." Man kann es schon beim Zuhören förmlich riechen.

Wunsch am Lebensende

Was liebt Wagner, der einen erwachsenen Sohn hat und mit seiner Partnerin in Neunkirchen lebt, aber sein "Tabakherz in Homburg verloren hat" nach Feierabend? "Eine Pfeife, schön geflavoured und einer sensible Mischung oder eine Rocky-Patel-Zigarre." Beide habe etwas "Sinnlich-Erotisches", meint Wagner.

Was bleibt am Ende aller Lebens- und Arbeitstage? "Ich möchte mit einer Pfeife oder Zigarre im Mund in meinem Oldtimer Chevrolet Master Six aus dem Jahr 1934 begraben werden. Aber das wird wohl nicht gehen."

Bernhard Wagner sichert seinen Laden in der Saarbrücker Straße nahe am Marktplatz und dreht den Schlüssel um. Der Feierabend kann kommen. "Eine gute Zigarre

hat etwas Sinnlich-Erotisches."

Bernhard Wagner

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