Im Fadenkreuz der Geschwätzigkeit

Wer viel schwätzt, der schwätzt auch dumm." Mein Vater hat mir vor vielen Jahren diese Weisheit vererbt. Und weil sie nahezu unumstößlich ist, gibt's für mich heute Abend kein Fußballspiel im ZDF. Im Viertelfinale der Champions League treffen Juventus Turin und Bayern München aufeinander. Es kommentiert: Béla Réthy. Sportkommentatoren sind eine unantastbare Spezies

Wer viel schwätzt, der schwätzt auch dumm." Mein Vater hat mir vor vielen Jahren diese Weisheit vererbt. Und weil sie nahezu unumstößlich ist, gibt's für mich heute Abend kein Fußballspiel im ZDF. Im Viertelfinale der Champions League treffen Juventus Turin und Bayern München aufeinander. Es kommentiert: Béla Réthy.Sportkommentatoren sind eine unantastbare Spezies. Kein Mensch im Sender scheint sie zu bremsen in ihrem unerschöpflichen Redeschwall. Was sie erzählen, "versendet" sich. So nennen Insider die Hoffnung auf rasches Vergessen der Zuschauer und -hörer. Vorige Woche war ich einer von ihnen, als Dortmund in Malaga spielte.

Nicht genug damit, dass besagter Kommentator mir genau das erzählte, was ich selbst auf dem Bildschirm sah, nein, er machte auch noch einen Ausflug ins das Thema Kunst und Kultur. Malaga, ließ er die Fußballfans wissen, sei die Stadt der Künstler. Pablo Picasso habe mit sieben Jahren angefangen zu malen, "das machen alle Kinder. Aber er konnte es besser." Au weia. Und auf dem Spielfeld tat sich wieder mal nichts.

"Der steht ganz tief" war der Kommentator doch plötzlich wieder ganz bei der Sache, als er einen Spieler ins Fadenkreuz seiner Geschwätzigkeit nahm. Und plötzlich entdeckte er noch Antonio Banderas. Auch der habe mal Fußball-Profi werden wollen, am Ende jedoch habe es nur zum Schauspieler gereicht. Jedenfalls ist er kein Schwätzer geworden. Seine Eltern können stolz auf ihn sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort