Kinowerkstatt Zurück in die heitere Welt des Sozialismus

St. Ingbert · St. Ingberter Kinowerkstatt zeigt Honecker-Parodie und anlässlich des Ophüls-Festivals den ehemaligen Wettbewerbsbeitrag „Tschäss“.

 Szene aus aus dem Film „Vorwärts immer“ mit Alexander Schubert und Jörg Schüttauf (rechts).

Szene aus aus dem Film „Vorwärts immer“ mit Alexander Schubert und Jörg Schüttauf (rechts).

Foto: NADJAKLIER

„Der beste Erich Honecker – seit Honecker“ – war die einhellige Meinung von Filmkritikern und Publikum zu der Komödie „Vorwärts immer“ (Regie: Franziska Meletzky mit Jörg Schüttauf, Josefine Preuß, Jacob Matschenz, Hedi Kriegeskotte, Marc Benjamin und Devid Striesow weiter in der Kinowerkstatt, am Freitag, 26. Januar, um 20 Uhr zu sehen. Jörg Schüttauf begeistert in der turbulenten Verwechslungskomödie als Imitator Otto Wolf und als Erich Honecker in einer DDR, wie sie gewesen sein könnte: Ein Land, das sich 13 Jahre lang im Untergang befand und 1989 plötzlich verschwand...

Ost-Berlin, am Morgen des 9. Oktober 1989: Der berühmte Schauspieler Otto Wolf (Jörg Schüttauf) steckt in den Proben für ein geheimes Theaterstück mit dem Titel „Vorwärts immer“, in dem er Erich Honecker auf der Bühne verkörpert. Von Kontakten erfährt Otto eine schockierende Nachricht: Die für den Abend in Leipzig geplanten Demonstrationen gegen das DDR-Regime sollen mit aller Gewalt niedergeschossen werden – und seine schwangere Tochter Anne (Josefine Preuß) ist gerade auf dem Weg dorthin. Also fassen Otto und seine Kollegen einen waghalsigen Plan: Solange der „echte“ Erich Honecker in Wandlitz auf der Jagd ist, soll Otto als „falscher“ Honecker das Zentralkomitee betreten und den Schießbefehl auf Leipzig zurücknehmen.

Zeitgleich mit „Julian Schnabel – A Private Portrait“ läuft Tyler Hubbys Dokumentation „Tony Conrad – Completely in the Present“ in den deutschen Kinos an: Zwei Künstlerporträts, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Dort die großen Gesten des Julian Schnabel, hier der erfrischenden Quergeist Tony Conrad der Velvet Underground. Dessen Schaffen hat zwar einflussreich Spuren hinterlassen, seine Bekanntheit als bildender Künstler, Musiker und Filmemacher ist aber auf einen viel kleineren Kreis beschränkt – doch man sollte ihn kennenlernen. „Tony Conrad – Completely in the Present“ ist in der Kinowerkstatt St. Ingbert am Samstag, 27. Januar, und am Montag, 29. Januar, jeweils um 20 Uhr zu sehen.

Die Kinowerkstatt St. Ingbert zeigt anlässlich des Max Ophüls-Festivals exklusiv am Sonntag, 28. Januar, um 19 Uhr einen ehemaligen Max-Ophüls-Wettbewerbsfilm „Tschäss“ (1995) des gebürtigen Saarbrücker Regisseurs Daniel Helfer. Zürich 1957: Eine Clique von Jugendlichen feiert den Schul-Abschluss. Dazu zählen Renato (in seiner ersten Filmrolle: Pasquale Aleardi), Schampi (Kaspar Weiss) und Denise (Salome Staehelin). Fröhlich und ausgelassen werden die Schul-Utensilien in einem Fluss versenkt. Eine neue Lebensabschnittsphase soll beginnen.

Im Wohnbezirk von Renato kommt es zu einer Abwechslung für Jugendliche. Ein Jazzkeller mit dem Namen „Starlight“ ist eröffnet worden. Hier treffen sich heranwachsende Jugendliche um Jazz zu spielen, zu flirten und Party zu machen. Man will nichts mit der spießigen Erwachsenen-Welt zu tun haben. Pulsierende Musik (Miles Davis, Louis Prima und einige deutsche, unvermeidliche Schlager) stimmungsvolle Bilder machen den Film zu einem Erlebnis. Am Montag, 29. Januar, um 18 Uhr ist noch einmal „Lux – Krieger des Lichts“ (Deutschland 2017) Regie: Daniel Wild, Drehbuch: Daniel Wild, Darsteller: Franz Rogowski, Heiko Pinkowski, Eva Weißenborn, Tilman Strauß, Anne Haug, Kristin Suckow, Serkan Kaya, Michael Klammer (FSK: ab 12 Jahren, 104 Minuten) in der Kinowerkstatt St. Ingbert zu sehen.

Torsten Kachel alias Lux (Franz Rogowski) ist ein einfacher ehrlicher Kerl. Er lebt mit seiner Mutter (Eva Weißenborn) in einer bescheidenen Berliner Plattenbau-Siedlung, sein Geld verdient er im Schichtdienst im Gemüselager. In seiner Freizeit allerdings hat er eine klare Mission: Obdachlosen und anderen Armen zu helfen, indem er sie als „Lux“ mit Lebensmitteln und den nötigsten Dingen versorgt. Ein junger Filmemacher (Tilman Strauß) will die außergewöhnliche Geschichte von Lux, der mit Maske und Umhang durch die Straßen zieht, einem Fernsehsender verkaufen. Denn das Publikum liebt schließlich Helden und erst recht solche unbedarften wie Lux, der fest daran glaubt, dass jeder die Welt zu einem besseren Ort machen kann – wenn er nur will.

 Torsten Kachel (Franz Rogowski) in „Krieger des Lichts“.

Torsten Kachel (Franz Rogowski) in „Krieger des Lichts“.

Foto: dpa/-

Doch die Quote muss stimmen. Die entstehende Semi-Doku muss spannender gemacht werden, mit mehr krassen Situationen, um die Zuschauer bei Laune zu halten. Der schmierige Produzent (Heiko Pinkowski) will, dass Lux nicht nur als braver Samariter unterwegs ist, sondern sich am besten mit echten Verbrechern anlegt.

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