Fastnacht Kleine Narren eroberten die Herzen im Sturm

Homburg · Die Mischung macht’s: Seitenhiebe auf die Politik in der Bütt und mitreißende Tanzvorführungen gab’s bei der Sitzung der Homburger Narrenzunft.

 Die Tanzmäuse der HNZ waren auch in diesem Jahr wieder ein Hingucker – viel Applaus gab’s für die Bienchen, die durch die Saalbau-Narrhalla flatterten.

Die Tanzmäuse der HNZ waren auch in diesem Jahr wieder ein Hingucker – viel Applaus gab’s für die Bienchen, die durch die Saalbau-Narrhalla flatterten.

Foto: Thorsten Wolf

Nein, für Rüdiger Schneidewind war es wohl, so er denn informiert war, am Freitag keine übliche Prunksitzung, die er als erster Zumftmeister der Homburger Narrenzunft leiten durfte. Denn: Eine halbe Stunden vor Beginn der Veranstaltung im Homburger Saalbau war öffentlich bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft in der so genannten „Detektiv-Affäre“ gegen ihn als Homburger Oberbürgermeister Anklage erhoben hat. Doch Schneidewind ließ sich nichts anmerken, wie in den Jahren zuvor steuerte er das Narrenschiff der Homburger durch die See.

Die war, und das muss man schon sagen, diesmal allerdings sehr ruhig, sprich: Die erste von zwei Sitzungen war recht übersichtlich besucht. Immerhin können die HNZ-Aktiven noch auf die zweite und traditionell besser nachgefragte Sitzung bauen.

Unabhängig von den Rahmenbedingungen lieferten die Aktiven auch in diesem Jahr wieder ein abwechslungsreiches Programm, das auch dem gesprochenen Wort angemessen Rechnung trug. Neben „Jolanda und Herrn Hühnerfeld“, Klaus Reichert als „de Wuschd“, Christoph Lesch als „Fidelius“ oder auch Martin Eigner als „de Siebenpfeiffer“ wartete die Narhalla natürlich vor allem auf Ansgar Hoffmann in seiner Rolle als „Till“ und auf den von Gaby Schmitt als Putzfrau vom Rathaus, ganz modern natürlich als „Facility Management“ verpackt. Anders als in den Jahren zuvor stand hier nicht die derzeit in Reha befindliche Sabine Blatt-Engel an der Seite Schmitts, sondern Karin Zenker.

Was beiden Auftritten gemein war: Auf die am Abend eingetretene Situation rund um Schneidewind gingen beide nicht ein, an Seitenhieben auf die Politik und deren Protagonisten fehlte es aber trotzdem nicht.

Ansgar Hoffmann spannte dabei den Bogen von Berlin, der Bundestagswahl und den holprigen Koalitionsverhandlungen bis in ins Lokale und da, als Beispiel genannt, zum Rücktritt von Gerhard Wagner als Fraktionsvorsitzender der SPD im Homburger Stadtrat oder zu den Plänen, einen Aufzug auf den Schlossberg zu bauen.

Gaby Schmitt hingegen begann ihren Auftritt von der anderen Seite der politischen Mitte aus und nahm ein bisschen den CDU-Fraktionssprecher Michael Forster aufs Korn. „Ich hab ein Fässchen gesucht – damit Sie auch mal was anstechen können.“

War das gesprochene und gereimte Wort eher was für die Lachmuskeln, waren die Tänze was fürs Staunen und fürs Herz. Ganz vorne mit dabei: die Kleinsten der HNZ, die Tanzmäuse. Ihr „Bienentanz“ rührte wirklich an, da gab es ganz verzückte „Hachs“ und „Achs“ im Publikum – samt Riesen-Applaus der verdiente Lohn für die „Charmeoffensive der Narrenzunft“, begeisterte sich Schneidewind. Was danach kam, nach dem Ende des Auftritts der Kleinen, das ist seit vielen Jahren eine Art Running Gag der Sitzung: Wie immer wollte Schneidewind von den kleinen Tanzmäusen ihren Namen und ihr Alter wissen. Und inoffiziell fragten sich auch diesmal viele im Saal: Welches Kind bleibt hier die Antwort schuldig?. Und tatsächlich „scheiterte“ der erste Zunftmeister auch diesmal wieder an zwei süß schweigsamen Kleinen, sehr zur liebevollen Freude der Gäste im Saal.

 Mariechen gleich im Quartett auf der Bühne, auch das waren Höhepunkte der HNZ-Sitzung vom Freitag.

Mariechen gleich im Quartett auf der Bühne, auch das waren Höhepunkte der HNZ-Sitzung vom Freitag.

Foto: Thorsten Wolf

Auf der Bühne, und das hat bei der Narrenzunft gute Tradition, gab‘s in Sachen Tanz noch einige weitere, sehens- und bemerkenswerte Momente. So, als mit Annika Ecker, Maya Wagner, Emilie Bopp und Selin Winterkorn aus dem Bereich Jugend/Junioren und Dana Braunert, Lea Himmelreich, Laura Samson und Gime Zejnullahi aus dem Bereich Funkengarde gleich zweimal je vier Tanzmariechen zeitgleich auf der Bühne unterwegs waren – das riss die Gäste im Saal gleich richtig mit! Oder als Jugend- und Juniorengarde gemeinsam zum Marschtanz antraten. Oder als die Jugendgarde mit ihrem Schautanz „Fischfang – zurück ins Meer“ vor allem mit einem großen Netz nach den Herzen der Gäste in der Narhalla fischte. Oder, oder, oder. Es war vor allem der Wechsel zwischen Bütt und Tanz, der den Abend nicht langweilig werden ließ, quasi für jeden war etwas dabei. Und wahrscheinlich fand sich so mancher in dem wieder, was das Programm zu bieten hatte, so beim Auftritt von Gaby Gouverneur und ihrem Filius Philipp, die als „Mama und Sohn“ in die Bütt gingen.

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