Theaterwoche Besuch aus Bern überschreitet humorvoll alle Grenzwerte

Gersheim · Im Gersheimer Kulturhaus begeisterte die Kabarettistin Lisa Catena ihr Publikum.

 Lisa Catena bei seinem Auftritt während der 32. Gersheimer Theaterwoche im Kulturhaus.

Lisa Catena bei seinem Auftritt während der 32. Gersheimer Theaterwoche im Kulturhaus.

Foto: Wolfgang Degott

„Die war super, die könnt ihr wieder nehmen“, hieß ein Kommentar nach dem Auftritt der Schweizer Komikerin, Musikerin und Kolumnistin Lisa Catena im Gersheimer Kulturhaus. Wie schon Severin Groebner eine Woche zuvor, bestritt die Preisträgerin des Münchener Kleinkunstpreises Kabarett Kaktus und des Stuttgarter silbernen Besens eine Saarland-Premiere. „Grenzwertig“ hieß ihr Programm während der 32. Gersheimer Theaterwoche. Schnell wurde klar, dass damit aber auch der Bodensatz jener Stimmung, die Extremisten und Rassisten gedeihen lassen, gemeint war. Grenzwertig seien die Vorurteile auf dieser und jener Seite der Grenze, welcher auch immer. Grenzwertig seien die andauernden Überschreitungen von Grenzwerten. Die Satirikerin sinnierte während des kurzweiligen Abends mit Tiefgang über all die kleinen verbalen alltäglichen Grenzüberschreitungen. So würden sie ohne den auflösenden Humor, ohne Augenzwinkern oder befreiendes Lachen Grenzen zementieren. Originell waren ihre deutsch-schweizerische Gemeinsamkeiten oder Unterschiede. Beispielsweise würden die „sächsischem Wirtschaftsflüchtlinge“ als Servicepersonal die eidgenössischen Gaststätten überschwemmen und dadurch für eine „Germanisierung des Heidilandes“ sorgen.

Die Lachmuskeln beanspruchte der Autobahn-Steuer-Vergleich: rast ein Schweizer mit 200 Stundenkilometern über die Autobahn, kommt er ins Gefängnis, während der deutsche Autofahrer beim selben Tempo ungestraft davonkommt und nach Meinung des Schweizers „eben schneller zu seinem Ziel“ kommt; wenn aber der Deutsche seine Steuerschuld verschleiert, kommt dieser in Gefängnis und diesmal der Schweizer ungestraft davon – und eben schneller ans Ziel.

Schärfer züngelte die charmant plaudernde Schweizerin nach der Pause. Dann nämlich ließ sie sich über die Begeisterung der Ü-30-Generation für das ganz besondere, erlesene, biodynamisch angebaute Essen aus, betonte sie, dass in ihrem gluten- und laktosefreien Programm Satire drin sei und jede Menge Anlass, aus ganzem Herzen zu lachen. Ein Plädoyer für das befreiende, grenzüberschreitende, auch mal über andere sich ergießende Lachen rückte ins Zentrum. Das sei auch der eigentliche Grenz-Wert: der Humor, der aus einem möglichen Affront ein Freundschaftsangebot macht. Über andere lachen darf in erster Linie der, der über sich selber lacht. Lisa Catena begann ihre Bühnenkarriere als Gitarristin einer Punkband. Seither hat sie ein paar Gitarrenverstärker entsorgt, zwei Chansonprogramme auf die Bühne gebracht und Satire und Komik für sich entdeckt.

Am kommenden Sonntag, 28. Januar, 16 Uhr, geht mit dem Auftritt der Theatergruppe „So ein Theater“, Niederwürzbach und ihrem Lustspiel „Mord on Backstage“; die Theaterwoche zu Ende.

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