Saarbrücker Forschungsprojekt Saarbrücker „Siri“-Version für Mittelständler

Saarbrücken · Wer schon mal in einem Callcenter mit Chatbots - automatischen Sprachassistenten – zu tun hatte, weiß: Dialoge mit virtuellen Personen à la Siri oder Alexa können nerven. An der Saarbrücker Uni wird nun im Rahmen eines vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts an solchen Sprachdialogsystemen für klein- und mittelständische Unternehmen gearbeitet.

Computerlinguistik-Professor Dietrich Klakow.  Foto: Iris Maurer

Computerlinguistik-Professor Dietrich Klakow. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer/Pressestelle Uni/Iris Maurer

Man kennt es von virtuellen Sprachassistenten wie Siri (Apple), Alexa (Amazon) oder Bixby (Samsung): Fragt man sie etwa, wie morgen das Wetter wird, geben sie zuverlässig Antwort. Meistens sogar die richtige. Ehe diese mittlerweile in keinem Handy mehr fehlenden Konversations-Zwangsbeglückungen auf den Markt kamen, wurden sie mit hunderttausenden Dialogen gefüttert und darauf trainiert, zutreffende Antworten zu geben.

An der Universität des Saarlandes wird am Lehrstuhl von Dietrich Klakow, Professor für Sprach- und Signalverarbeitung, nun im Verbund mit zwei IT-Unternehmen aus Düsseldorf (Kauz) und Heidelberg (Aristech) versucht, für klein- und mittelständische Unternehmen ganz ähnliche Dialogsysteme zu entwickeln, die deren Kunden künftig als erste Anlaufstation dienen könnten. Grundidee ist, mit wenigen natürlichen Beispieldialogen auszukommen und daraus per Algorithmus erstellte Datensätze zu generieren. Verfügen kleinere Firmen doch anders als IT-Konzerne weder über riesige Datenmengen noch können sie deren Knowhow sonstwie einkaufen.

Deshalb wird in dem vom Bundesforschungsministerium mit 1,44 Millionen geförderten, KI-basierten Projekt dieser notwendige große Dialogbestand per Sprachtechnologie künstlich erzeugt. Ist dieser erst einmal aufgebaut, geht es in einem zweiten Schritt darum, eine Künstliche Intelligenz mit diesen Daten zum perfekten Sprachassistenten anzulernen.

Am Ende des auf zwei Jahre angelegten Forschungsprojekts könnten dann Chatbots stehen, die den qualitativen Erstkundenkontakt in Firmen übernehmen sollen. „Chatbot“ (ein Kompositum aus „Chat“ und „Roboter“) bezeichnet eine Software, mit der Nutzer entweder chatten oder am Telefon sprechen können. Wer schon einmal versucht hat, in einem Callcenter Chatbots sein Anliegen zu schildern, weiß, wie das enden kann: Wenn das Gegenüber einem mit stoischer Automatenstimme immer wieder „Ich habe Sie leider nicht verstanden“ entgegnet, legt man irgendwann entnervt auf.

„Der von uns entwickelte Chatbot muss deshalb auch die Grenzen seines Tuns erkennen, damit man als Kunde nicht in solchen Endlosschleifen gefangen ist“, erklärt Dietrich Klakow. In das „SLIK“ (Synthese linguistischer Korpusdaten) getaufte Forschungsprojekt bringen die drei Projektpartner ihr jeweiliges Knowhow ein: Kauz die regelbasierten Dialogsysteme, Aristech die Spracherkennungssoftware. Klakows Saarbrücker Lehrstuhl fällt die Aufgabe zu, die Chatbots mittels KI zu trainieren und schlau zu machen. Idealerweise mündet dies in ein Dialogsystem, das für mittelständische Unternehmen „fast jeder Branche angepasst und eingesetzt werden kann“, so Klakow. Weil solche Dialogsysteme, vereinfacht gesagt, spezifische Schlüsselwörter erkennen und darauf zielgerichtet reagieren.

„Von Haus aus“ sei er eigentlich Physiker, erzählt Dietrich Klakow. Nach dem Studium in Erlangen habe er bei Philips an Spracherkennungsprogrammen gearbeitet und sei erst über diesen Umweg zur Computerlinguistik gekommen. 2003 folgte dann der Ruf nach Saarbrücken. Wenn Klakow (57) einem zu erklären versucht, wie seine beiden Doktoranden nun „neuronale Netze“ trainieren, versteht man erst mal nur nur Bahnhof. So viel aber wird schnell klar: „SLIK“ ist angewandte Sprachtechnologie. Der Praxisnutzen für kleinere Firmen liegt auf der Hand. In zwei Jahren wird sich dann zeigen, ob die entsprechende Software auch tatsächlich funktioniert.

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