Die Zwei-Kassen-Universität

Wenn es im Saarland ums Thema Hochschulen geht, ist immer seltener von Wissenschaft und immer häufiger von den Finanzen die Rede. Wie kompliziert das Thema ist, zeigt der 450-Seiten-Report des Wissenschaftsrats, der auch die Einnahmen der Saar-Uni aufschlüsselt. Während der Anteil des Landes sinkt, wächst die Bedeutung der Drittmittel. Doch diese Einnahmen können stark schwanken.

Saarbrücken. Seit zehn Jahren hat die Universität des Saarlands einen Globalhaushalt. Der Mechanismus dieser Globalsteuerung erscheint auf den ersten Blick einfach: Wissenschaftsministerium und Uni-Präsidium vereinbaren für eine meist dreijährige Periode Ziele für die Hochschule in Forschung und Lehre. Auf dieser Basis erhält die Uni fortan einen jährlichen Landeszuschuss und müht sich, die gesteckten Ziele zu erreichen. Bei genauerer Betrachtung zeigen sich allerdings die Tücken im Detail. Den Landeszuschuss gibt es nicht als Zahlung en bloc. Er ist in viele Portionen zergliedert - die Statistiken des Wissenschaftsrats-Gutachtens zur saarländischen Hochschullandschaft hat 2014 sechs Gruppen aufgeschlüsselt.

Größter Brocken ist der Globalbeitrag des Landes von 140,9 Millionen Euro. Zusätzlich erhält die Universität 4,7 Millionen Euro, mit denen Tarifsteigerungen ihrer Mitarbeiter zur Hälfte und die wachsenden Energiekosten zu 90 Prozent ausgeglichen werden sollen. 18,7 Millionen Euro, die im Uni-Etat stehen, werden direkt ans Universitätskrankenhaus Homburg durchgeleitet, in medizinische Großgeräte oder an der Medizinischen Fakultät investiert. Weitere 4,7 Millionen fließen einmalig in besondere Wissenschaftsprojekte, zum Beispiel in einen neuen Sonderforschungsbereich, 5,6 Millionen in ein Computerinvestitionsprogramm. Wenn dann noch die zehn Millionen Euro hinzuaddiert werden, die das Land als Kompensation für die 2009 nach nur zwei Jahren wieder abgeschafften Studiengebühren zahlt, ergeben sich in diesem Jahr in der Summe Zahlungen des Landes zum Globalhaushalt der Uni von gut 184 Millionen Euro.

Einen immer größer werdenden Anteil an der Hochschulfinanzierung machen mittlerweile variable Einnahmen aus, deren Anteil zwar stetig steigt, auf die sich eine Universität aber nicht verlassen kann. Diese sogenannten Drittmittel stellen im Budget der Saar-Uni mit 70 Millionen bereits die zweite Position bei den Einnahmen dar. Die Hochschule wirbt sie gezielt für Forschungsprogramme vor allem von der EU und Forschungsinstitutionen von Bund und Ländern ein. Sie sind an diese konkreten Projekte gebunden und setzen Forschungseinrichtungen voraus, die aus Landesmitteln finanziert sind.

Geschätzt zehn Millionen Euro erhält die Saar-Universität vom Land über die sogenannten Hochschulpaktmittel. Dieses vom Bund und den Ländern vereinbarte Programm soll die Belastungen der Hochschulen durch steigende Studentenzahlen abfangen. Sie ergaben sich zunächst durch die doppelten Abiturjahrgänge und weil auch danach mehr junge Menschen als erwartet ein Studium aufnehmen. An der Saar-Universität studieren heute rund 3000 Studenten mehr als in den Jahren 2003 bis 2008, so die Hochschule in ihrem Jahresbericht.

Ab 2015 bis 2020 wird der Landesanteil am Etat der Saar-Uni auf rund 179 Millionen Euro sinken. Die Ausgleichszahlungen für Studiengebühren werden auf vier Millionen heruntergefahren, Sonderzahlungen entfallen. Zwar soll der Globalbeitrag ab 2015 um 9,5 Millionen Euro erhöht werden, doch kann die Uni danach bis zum Jahr 2020 praktisch nicht mehr mit einem Ausgleich für Tariferhöhungen der Mitarbeiter rechnen. Nur für den Fall, dass die jährlichen Tarifsteigerungen den Schwellenwert von 2,5 Prozent übersteigen, springt die Landeskasse ein.

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Auf einen BlickDie Saar-Universität hat 18 100 Studenten, 279 Professoren und 1937 wissenschaftliche Mitarbeiter. In Verwaltung und Technik gibt es weitere 1265 Mitarbeiter. 2014 erhält die Uni gut 184 Millionen Euro aus der Landeskasse. Der Betrag schrumpft bis 2020 auf rund 179 Millionen. 62 Prozent des Landeszuschusses entfallen auf Personalkosten. byl

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