Für Spione und LiebhaberMit einem Fotoapparat fing alles an

Merzig. Jan Jaworeks Sammlung ist schier unglaublich. So hat er in der Öffentlichkeit fast unbekannte Tonaufzeichungsgeräte, die in den 50er und 60er Jahren von den Geheimdiensten zur Spionage genutzt wurden. Sie sehen von außen aus, wie ein aus heutiger Sicht alter Kassettenrekorder. Doch damals waren sie eine technische Sensation

 Historischer Fotoapparat Fotos: Sylvie Rauch

Historischer Fotoapparat Fotos: Sylvie Rauch

Merzig. Jan Jaworeks Sammlung ist schier unglaublich. So hat er in der Öffentlichkeit fast unbekannte Tonaufzeichungsgeräte, die in den 50er und 60er Jahren von den Geheimdiensten zur Spionage genutzt wurden. Sie sehen von außen aus, wie ein aus heutiger Sicht alter Kassettenrekorder. Doch damals waren sie eine technische Sensation. Der Ton wurde nicht auf Bändern, sondern auf einem 0,05 Millimeter dünnen Draht aufgezeichnet."Durch diese Technik war es möglich, die Geräte in einer geringen Größe zu bauen, so dass man sie beispielsweise unter der Jacke versteckt mitnehmen konnte. Das Mikrofon saß entweder in der Krawattennadel, in einem Kugelschreiber oder in der Armbanduhr. So konnten unbemerkt Gespräche mitgeschnitten werden", erklärt Jaworek. Diese tragbaren Aufnahmegeräte seien technisch so gut gewesen, dass beispielsweise KGB, CIA, FBI oder BND diese bis in die 70er Jahre zur Spionage genutzt haben.

Technisch erstaunlich war die Mechanik, wie Helmut Kewerkopf weiß: "Die Mechanik in diesen Minifonen war aufgebaut wie ein Uhrwerk. Dadurch waren die Geräte extrem zuverlässig." Außerdem passten fünf Stunden auf eine Spule, was damals kein anderes Aufnahmegerät konnte. Was für den Laien unglaublich klingt, nämlich dass Ton auf einem hauchdünnen Draht aufgezeichnet werden konnte, hat offensichtlich zuverlässig funktioniert.

Jan Jaworek hat selbst den Beweis gehört. Er hat auch die notwendige Technik, einen solchen Draht "abzuspielen". Er hat es tatsächlich geschafft, die Technik zum Laufen zu bringen. "Wir konnten zwar nicht viel verstehen, aber es waren deutlich mehrere Personen zu hören, die miteinander gesprochen haben." Das Nachfolgemodell hat Jaworek auch in seiner Sammlung. Dies funktionierte bereits mit einer Kassette, wie sie später auch für Otto Normalbürger zu nutzen war. Ebenfalls wurde die Technik für Diktiergeräte genutzt.

Doch auch ohne Spionagevergangenheit sind die übrigen Exponate der Ausstellung nicht weniger sehenswert. Es sind seltene und alte Modelle, so beispielsweise rund 40 Fotoapparate verschiedener Hersteller. Die beiden ältesten sind 100 Jahre alt, zeigen also eine Technik, die heute schon fast in Vergessenheit geraten ist. Die meisten Apparate der Ausstellung stammen aus den 50er und 60er Jahren.

Ebenfalls sind zehn Filmprojektoren zu sehen, darunter ein nach Jan Jaworeks Einschätzung äußerst seltenes Modell. "Ich habe auf einem französischen Flohmarkt einen Projektor gefunden, der drei unterschiedliche Filmformate abspielen kann, normal sind zwei Formate. Ich habe versucht mehr Informationen zu dem Gerät zu finden. Aber es scheint so selten zu sein, dass es kaum möglich ist, mehr zu erfahren", erzählt Jaworek. Er ist inzwischen ein Fachmann in seinem Hobby geworden. Versucht über Literatur und das Internet möglichst viel zu erfahren.

So hat er über eine der Filmkameras aus den 20er Jahren herausgefunden, dass das angeblich eine der ersten Kameras war, die sich normale Bürger mit dem nötigen Kleingeld für den Hausgebrauch kaufen konnten. Es ist ein einfaches Gehäuse mit einem eingelegten Film, der per kleiner Handkurbel transportiert werden musste.

Zu diesen Geräten kommen noch alte Röhren- und Transistorradios, Tonbandgeräte und ein Plattenspieler aus den 40er Jahren von Helmut Kewerkopf.

Ausstellung in der Fellenbergmühle, Marienstraße 34, bis 26. Februar. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 14.30 bis 17 Uhr, Tel. (0 68 61) 7 68 13.

Merzig. Jan Jaworek liebte bereits als Kind ledergebundene Fotoalben mit raschelndem, feinem Papier zwischen den einzelnen Seiten. Zu vielen der Bilder erzählte ihm seine Großmutter spannende Geschichten. So wurde in ihm die Leidenschaft zur Fotografie geweckt. Eine große Faszination übte das Fotolabor der Mutter auf den Jungen aus, in dem sie abends Fotopapier belichtete, es in den Entwickler tauchte, um dann gespannt auf das Ergebnis zu warten. Mit acht Jahren bekam er seinen ersten Fotoapparat geschenkt, mit dem er bei allen Gelegenheiten Fotos schoss.

Von da an ließ ihn das Thema nicht mehr los. Zunächst kam ein zweiter Apparat hinzu, aus dem ersten bastelte er ein primitives Vergrößerungsgerät. Er sagt, dass dies alles der Beginn seiner großen Leidenschaft war. Seither sammelt er die Geräte, bekommt sie von Bekannten, Freunden oder Kunden geschenkt. Oder sucht sie im Internet und auf Flohmärkten. Faszinierend sei, mit welcher Präzision viele der Apparate heute noch laufen. Und eines ist für Jaworek sicher: "Wenn man so ein altes Gerät in der Hand hat, das ist was ganz anderes im Vergleich zu den neuen Produkten." Jaworek hat aus seiner Leidenschaft einen Beruf gemacht. Er betreibt in Merzig das Digitale Service-Center. Hauptsächlich digitalisiert er alte Filme. syr

jaworex.de

"Das Mikrofon saß in der Krawattennadel, in einem Kugelschreiber oder in der Armbanduhr."

 Kamera-Objektiv

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 Nostalgischer Filmprojektor

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 Ausgefeilte Technik

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Jan Jaworek

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