Einhundert Ehrenamtler sorgten für Weihnachten

Saarbrücken. Als die 75 Jahre alte Ingrid an Heiligabend das Saarbrücker E-Werk verlässt und ihre Tüte mit Lebensmitteln, Gebäck und Schokolade in die Hand bekommt, endet für sie ein glücklicher Tag. "Ich lebe seit 32 Jahren allein, hatte schon vier Infarkte und komme mit einer kargen Rente aus

 Rund 600 Menschen feierten auf Einladung der Kirchen Weihnachten im E-Werk. Fotos: Becker&Bredel

Rund 600 Menschen feierten auf Einladung der Kirchen Weihnachten im E-Werk. Fotos: Becker&Bredel

Saarbrücken. Als die 75 Jahre alte Ingrid an Heiligabend das Saarbrücker E-Werk verlässt und ihre Tüte mit Lebensmitteln, Gebäck und Schokolade in die Hand bekommt, endet für sie ein glücklicher Tag."Ich lebe seit 32 Jahren allein, hatte schon vier Infarkte und komme mit einer kargen Rente aus. Bei der Heiligabend-Aktion der Kirchen kann ich Weihnachten feiern, brauche nichts einzukaufen und nichts vorzubereiten. Das mache ich seit rund 30 Jahren so", sagt die Rentnerin und lacht.

Die Heiligabend-Aktion ist für sie Weihnachten. Die Stunden im E-Werk mit buntem Programm, heißen Getränken und Kuchen genieße sie sehr. "Hier hat man Weihnachten, auch wenn man es selbst zuhause nicht mehr feiern würde", sagt sie. Ihr gegenüber sitzt Monika. Sie ist 53, kommt aus Saarbrücken und ist zum dritten Mal dabei: "Ich lebe allein mit meinem Mann, der hatte einen Schlaganfall und ist zuhause. Durch die Heiligabend-Aktion komme ich für kurze Zeit unter Menschen", sagt die Luisenthalerin. Später am Abend wird sie zuhause auch noch Weihnachten mit ihrem Mann feiern. Bis dahin genießt sie die Stunden mit ihrer Freundin Kerstin (42).

Die lebt in Saarbrücken und ist 2011 erstmals ins E-Werk auf den Burbacher Saarterrassen gekommen: "Mein Mann hat mich verlassen, mein Sohn ist 19 und geht zur Oma. Heiligabend habe ich Geburtstag. Den feiere ich nun mit meiner Freundin. Mit der Familie feiere ich am 2. Weihnachtsfeiertag."

Ingrid, Monika und Kerstin sitzen an einem Tisch, feiern jetzt Geburtstag und Weihnachten zugleich.

Noch vier andere Frauen sind dabei, außerdem zwei Kinder. Zum Teil kannten sie sich vorher noch nicht. "Von der Weihnachtsfeier für Obdachlose hat sich das Fest weiterentwickelt zu einem Fest für arme Familien und Alleinstehende. Viele haben ein Bedürfnis zu kommen, nicht wegen materieller Not, sondern wegen sozialer Isolation", erklärt Superintendent Christian Weyer und blickt auf eine Schar ehrenamtlicher Helfer aller Altersgruppen, die mit anpacken. Auch Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer teilt Tee und Kaffee aus. Die Feuerwehr und die Malteser sorgen ehrenamtlich für Sicherheit, die Tanzschule Euschen-Gebhard, der Gitarrist Hector Zamora und die Band Blingpoint sowie ein Chor und eine Feuershow für Unterhaltung der 600 Besucher.

Zu den Helfern zählt Julia Jacoby. Die 19-Jährige hat vor zwei Jahren in der SZ von der Aktion gelesen und sich spontan gemeldet. Diesmal trägt die Dekorateurin ein auffallendes Weihnachtskleid, denn sie will gute Stimmung verbreiten.

An der mangelt es nicht im E-Werk. Lachende Menschen genießen Heiligabend, und viele vergessen für einige Stunden den Alltag. Damit haben die Kirchen und die rund 100 und Helfer ihr Ziel erreicht.

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