Drei Jahre bis zur MillionengrenzeBereits 2013 keine Million Saarländer?

Saarbrücken. Die früheren Voraussagen der Statistiker im Saarland werden offenbar durch den immer rasanteren Rückgang der Bevölkerung Makulatur. Noch im Jahr 2007 veröffentlichte das Statistische Landesamt eine Grafik mit zwei nach unten weisenden Linien, die das Durchbrechen der Millionengrenze frühestens 2015, spätestens 2018 zeigte

Saarbrücken. Die früheren Voraussagen der Statistiker im Saarland werden offenbar durch den immer rasanteren Rückgang der Bevölkerung Makulatur. Noch im Jahr 2007 veröffentlichte das Statistische Landesamt eine Grafik mit zwei nach unten weisenden Linien, die das Durchbrechen der Millionengrenze frühestens 2015, spätestens 2018 zeigte. Nach den neuesten vorliegenden Bevölkerungszahlen für das erste Halbjahr 2009, in dem bereits ein "starkes Minus" von 4800 im Vergleich zum Jahresbeginn 2009 festgestellt wurde, erklärte eine Sprecherin der statistischen Landesbehörde, es sei bereits zwei Jahre früher als 2015 damit zu rechnen, dass das Saarland nicht mehr in der Millionen-Liga spiele. "Der Bevölkerungsrückgang in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres hat sich beschleunigt", hieß es in einer Presseerklärung des Landesamtes. Nur noch 1 025 500 Menschen lebten am 30. Juni 2009 im Saarland. Im gesamten Vorjahr hatte die Bevölkerungszahl um 6300 Saarländer abgenommen.

Als ein Grund für die starke Abnahme der Bevölkerungszahl im ersten Halbjahr wurde von den Statistikern der Wegzug genannt. Demnach sind 1400 Menschen mehr in andere Bundesländer oder das Ausland gegangen, als neue zugezogen. Im Jahr davor wurde zur Mitte des Jahres noch ein Wanderungsgewinn von rund 100 Personen verzeichnet, hieß es. Zudem sei das Geburtendefizit angestiegen: Mit rund 3200 sei die Geburtenzahl weiter zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 2008 kamen knapp 3400 Kinder zur Welt. Zudem gab es mehr Sterbefälle. In den ersten sechs Monaten von 2009 starben fast 6600 Einwohner, im ersten Halbjahr 2008 waren dagegen 6400 Sterbefälle zu verzeichnen. Dadurch ergab sich ein Defizit von fast 3400 Einwohnern (Vorjahr: Minus 3000). "Bei Geburten und Sterbefällen geht die Schere stärker auseinander. Durch das höhere Alter der Menschen werden die Sterbefälle zunehmen", so die Sprecherin.

Die kleinsten Verluste mit einem Minus von 0,1 Prozent gab es im Kreis Merzig-Wadern und mit einem Minus von 0,4 Prozent im Kreis St. Wendel. Um je 0,5 Prozent ging die Bevölkerung im Saarpfalz-Kreis, im Kreis Saarlouis und im Regionalverband im ersten Halbjahr 2009 zurück. Am stärksten betroffen war demnach der Kreis Neunkirchen. Dort schrumpfte die Bevölkerung um 0,6 Prozent. Die Zahlen fürs Gesamtjahr 2009 sollen Ende Januar vorliegen, hieß es.

"Das Saarland wird zum Aussteigerland", so SPD-Generalsekretär Reinhold Jost. Ein ungerechtes Bildungssystem, niedrige Löhne und fehlende Jobs führten dazu, dass junge, gut ausgebildete Menschen aus Zukunftsangst abwanderten oder sich scheuten, eine Familie zu gründen.

Regierungssprecherin Marlene Mühe-Martin wies die SPD-Kritik als "unseriös" zurück. Das Land sei von der demografischen Entwicklung besonders betroffen. Deshalb habe das Land bereits Maßnahmen getroffen, die langfristig angelegt seien und nicht sofort Wirkung zeigten. Durch die gute wirtschaftliche und soziale Entwicklung zähle das Saarland zu den dynamischsten Bundesländern. "Die SPD will nicht wahrhaben, dass das Land jungen Menschen und Familien eine Zukunft bietet", so Mühe-Martin.

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