Die Ästhetik des Einfachen

Saarwellingen. Jeder ist anders. Doch als Gruppe treten sie mit einem gemeinsamen Profil auf. An den Pinguinbildern sieht man gut, was man Robert Nalbachs Art der Reihung nennen könnte. Ein Pinguin reckt keck den Schnabel in die Höhe, ein anderer senkt sein Köpfchen. "Der da schämt sich", hat Robert Nalbach einmal gesagt

 Werke von Robert Nalbach aus Schwarzenholz sind in Saarwellingen zu sehen. Foto: Gerhard Alt

Werke von Robert Nalbach aus Schwarzenholz sind in Saarwellingen zu sehen. Foto: Gerhard Alt

Saarwellingen. Jeder ist anders. Doch als Gruppe treten sie mit einem gemeinsamen Profil auf. An den Pinguinbildern sieht man gut, was man Robert Nalbachs Art der Reihung nennen könnte. Ein Pinguin reckt keck den Schnabel in die Höhe, ein anderer senkt sein Köpfchen. "Der da schämt sich", hat Robert Nalbach einmal gesagt. Zu den vielen Besuchern der Vernissage am Freitag im Alten Rathaus hat der Künstler nicht offiziell gesprochen. Aber mit vielen Einzelnen hat er Worte gewechselt. Jetzt im Alter, wo ihm manches schwerer als früher fällt, ist er doch nicht viel anders als ein Leben lang: Große Reden sind nie sein Ding gewesen; das persönliche Gespräch hat er immer geschätzt.Viel Worte hat er nie gemacht, aber die waren wohl gewählt, mit Witz und dem Charme des etwas anderen; oft überraschend einfach, aber klug - vielleicht sogar weise. Diese Eigenart steckt in jedem seiner Bilder. Nalbach braucht kaum Farbe, um Stimmung zu erzeugen, oft genügen "farbige Graus", wie er einmal sagte. Er sucht die Linie mit ganz wenigen knappen Strichen oder einzelnen Punkten und findet sie schnell. Aus Andeutungen verdichtet sich ein Bild. Wie die Skizze von sich selbst: vier Striche fürs Béret, Haupt- und Barthaar angedeutet, fertig ist das Nalbach-Konterfei. Nalbach ist ein Meister der Reduktion aufs Wesentliche, einer Ästhetik des Einfachen. Er sieht, worauf es ankommt und kann das zielsicher zeichnen.

Dazu kommen sein - soeben bei den Pinguinen angesprochenes - Gespür für das labile Verhältnis von individueller Ausprägung und serieller Wirkung und sein Verständnis von grafischem Gestalten. Er ist schließlich nicht nur als Maler, sondern auch als Grafiker ausgebildet, hat damit seinen Lebensunterhalt verdient. Sogar im Finanzministerium hängen zwei "Nalbachs", wie Staatssekretär Gerd Wack berichtete, die Grüße des Schirmherrn Karl Rauber, Minister für Kultur, übermittelnd.

Bild vom Lieblingsbaum

"Robert Nalbach ist ein Künstler, wie ich mir einen Künstler im besten Sinne immer vorgestellt habe", sagte Robert Hoffmann vom Männergesangverein "Deutsche Eintracht" Schwarzenholz, der freundschaftlich in die Ausstellung einführte. Er erzählte, dass Nalbach jedem seiner Sangesbrüder ein Bild von seinem Lieblingsbaum, der Platane, geschenkt habe. Der Chor bedankte sich mit fröhlichen Liedern. "Natur ist optimistisch. Kunst ist optimistisch. Ich bin Optimist", zitierte Hoffmann aus einem Gedicht Nalbachs.Dem Sinn dieser Sätze kann man in den 61 Werken nachspüren, die im Alten Rathaus ausgestellt sind: Ölgemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Strukturbilder, Grafiken. Nicht alle haben Vorbilder in der Natur, manchmal komponiert Nalbach aus seiner Fantasie. Der Ausstellungstitel "Partituren" mag darauf anspielen. Und man kann aus den Bildern eine Künstlerbiografie lesen, mit Stationen in Schwarzenholz, Saarbrücken-Sankt Johann und vor allem dem von Nalbach so geliebten Séguret in Südfrankfreich.

 Werke von Robert Nalbach aus Schwarzenholz sind in Saarwellingen zu sehen. Foto: Gerhard Alt

Werke von Robert Nalbach aus Schwarzenholz sind in Saarwellingen zu sehen. Foto: Gerhard Alt

Die Ausstellung "Partituren" mit 61 Werken von Robert Nalbach im Kulturtreff Altes Rathaus, Saarwellingen, Vorstadtstraße 77, dauert bis 26. Juni, Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 17 bis 20 Uhr.

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