Der Winter ließ sie oft schwitzen

Güdesweiler. Viele Jahre lang war die Landstraße ihr Zuhause. Sie kannten jeden Meter Asphalt. Die Haltestellen waren ihnen in Fleisch und Blut übergegangen, die Dörfer vertraut wie ihre Westentasche. Winterfahrten bereiteten oft Probleme und trieben manchmal dicke Schweißtropfen auf die Stirn. Und dann immer das Wissen um die Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen im Bus

Güdesweiler. Viele Jahre lang war die Landstraße ihr Zuhause. Sie kannten jeden Meter Asphalt. Die Haltestellen waren ihnen in Fleisch und Blut übergegangen, die Dörfer vertraut wie ihre Westentasche. Winterfahrten bereiteten oft Probleme und trieben manchmal dicke Schweißtropfen auf die Stirn. Und dann immer das Wissen um die Verantwortung für die ihnen anvertrauten Menschen im Bus. Das alles liegt nun schon mehrere Jahre hinter den Busfahrern der ehemaligen Außenstelle Türkismühle, denn sie sind im Ruhestand. Nur noch nachts im Traum fährt der eine oder andere von ihnen noch heute die Strecke ab, stoppt den Bus, lässt ein- und aussteigen, kassiert das Fahrgeld. Die Erinnerung bleibt eben. Franz Backes aus Güdesweiler hat viele Veränderungen im Reisedienst miterlebt. "1983 hat die Bahn die Postbusse übernommen", erinnert er sich. "Wer bei der Post den Bus fuhr, konnte zur Bahn wechseln - wenn er wollte. Er konnte allerdings auch bei der Post bleiben." Wie gute Freunde sind die Bahnbusfahrer der Außenstelle Türkismühle viele Jahre miteinander umgegangen. Und als in den 90er-Jahren einer nach dem andern in den Ruhestand ging, drohte, sich diese Kameradschaftallmählich aufzulösen. Man sah sich immer seltener, Diensttuende und Ruheständler. 2001 waren schließlich alle nicht mehr im Arbeitsverhältnis. Aber die feste Kameradschaft während der Dienstjahre sollte wieder aufleben. Man traf sich, überlegte hin und her und kam zu dem Entschluss: Wir bleiben zusammen und kommen regelmäßig zusammen. Franz Backes sagte zu, federführend dabei mitzuwirken.Seither gibt es einen Club der ehemaligen DB-Busfahrer, dem auch die Ehefrauen angehören. Alle zwei Monate treffen sich seine Mitglieder in einem anderen Dorf. Für den Ablauf vor Ort ist stets ein anderer Ruheständler verantwortlich. Es werden kleine Wanderungen unternommen, es gibt gemütliche Plauderrunden, Geburtstage werden gefeiert und in größeren Abständen weite Ausflüge gemacht. Inzwischen hat sich die Gruppe ein farblich einheitliches T-Shirt zugelegt. Ein dickes Buch mit all dem, was sie während ihrer Dienstzeit erlebt haben, könnte wohl jeder Busfahrer schreiben. Werner Gierend erinnert sich noch an den Fahrgast - eine Nachbarin und ehemalige Schulfreundin - die ihre Fahrkarte daheim vergessen hatte und die er trotzdem mitfahren ließ. Ausgerechnet, so erzählte er, habe zu diesem Zeitpunkt unerkannt ein Bahnkontrolleur im Bus gesessen. Es sei eine peinliche Sache gewesen.Mit Briefmarken entlohnt Oder an die Frau, die zum Besuch ihrer Tochter ins Krankenhaus fuhr und die jedem Mitfahrer, der unterwegs zustieg, die Krankengeschichte erzählte. Noch heute muss Richard Sauer über den Fahrgast lachen, der das Fahrgeld in Briefmarken statt in barer Münze entrichtete. "Ich habe die Briefmarken damals genommen", schmunzelt er noch heute über diese Episode.

Auf einen BlickDie ehemaligen Busfahrer der Außenstelle Türkismühle, die sich regelmäßig treffen: Hans Karthein, Franz Backes, Heinz Detemple, Viktor Klemm, Werner Gierend, Manfred Bettinger, Paul Diehl, Manfred Feis, Richard Sauer und Hans Daverio. Verstorben sind inzwischen Hans Brill und Helmut Jung. gtr

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