Dem ZKE fehlt Geld für die Kanäle

Saarbrücken. "Ich bin kein Hellseher", verriet Bernd Selzner, Chef des Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetriebes (ZKE), am Montag im SZ-Interview. Aber er glaube nicht, dass sich irgendwo in Saarbrücken eine solche Reihe von Unfällen wiederholen könnte, wie sie der baufällige Regenwasser-Kanal unter dem Sittersweg auf dem Rodenhof ab dem 19. Januar verursacht hat

Saarbrücken. "Ich bin kein Hellseher", verriet Bernd Selzner, Chef des Zentralen Kommunalen Entsorgungsbetriebes (ZKE), am Montag im SZ-Interview. Aber er glaube nicht, dass sich irgendwo in Saarbrücken eine solche Reihe von Unfällen wiederholen könnte, wie sie der baufällige Regenwasser-Kanal unter dem Sittersweg auf dem Rodenhof ab dem 19. Januar verursacht hat. Zuletzt musste der ZKE dort am 8. Juli gegen 21 Uhr sechs Betonmischer auffahren, um das Haus Sittersweg 10 mit Hilfe von 20 Kubikmetern Spezialbeton vor dem Einsturz zu bewahren (die SZ berichtete). Der Regenwasser-Kanal unter dem Sittersweg - erbaut in den 20er Jahren, 1,05 Meter hoch, 70 Zentimeter breit - war laut Selzner "ein Nadelöhr", durch das fast der gesamte Regen vom Rodenhof abfloss. Der Kanal - der einzige dieser Größe auf dem Rodenhof - war gemauert. Extremer Wasserdruck löste Mörtel und sogar Steine aus der Kanalwand. Laut Selzner hat die Stadt insgesamt rund 1000 Kilometer Kanäle. Davon seien nur 14,7 Kilometer gemauert - mit Durchmessern zwischen 60 Zentimetern und drei Metern. Keine zweite Stelle in der Saarbrücker Kanalisation - gemauert oder nicht - sei vergleichbar stark belastet.

Der ZKE hat fast alle seine Kanäle abgefilmt und in "Zustandsklassen" eingeteilt. Selzner: "Das müssen wir alle zehn Jahre wiederholen." Erstes Ergebnis: 19 Prozent der Kanäle müssen innerhalb von drei bis fünf Jahren saniert werden. Selzner beklagt, dass er pro Jahr nur rund 22 Millionen Euro zur Verfügung habe, um die Saarbrücker Kanalisation in Schuss zu halten - obwohl er dafür eigentlich 30 Millionen Euro bräuchte.

Und er versichert: "Wenn man das alles heute neu bauen wollte, müsste man rund 1,6 Milliarden investieren." Derzeit nehme der ZKE pro Jahr rund 48 Millionen Euro an Abwasserbeseitigungsgebühr ein, müsse allerdings die Hälfte davon an den Entsorgungsverband Saar (EVS) weiterleiten, weil das Saarbrücker Abwasser ja in die Kläranlagen des EVS fließt.

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