Bevor ich in die Schule kam, konnte ich nur meinen Namen schreiben, und den habe ich automatisch spiegelverkehrt geschrieben", erzählt die 17-jährige Schülerin Vera Steitz aus Websweiler. Sie ist Linkshänderin, musste in der Schule aber nicht mehr mit einer Umschulung kämpfen. In der Grundschule habe sie, nach eigener Aussage, Zahlen anfangs spiegelverkehrt geschrieben, allerdings nur selten. Auch beim Schreiben habe sie noch kleine Probleme. "Ich verwische immer die Tinte. Und wenn mein Banknachbar in der Schule links neben mir sitzt, stoßen wir uns gegenseitig mit dem Ellenbogen an", sagt sie.Auch bei dem 20-jährigen Studenten Tobias Kasper aus Kirrberg hatte sich die Linkshändigkeit auf seine Grundschulzeit ausgewirkt: "Das große E habe ich immer spiegelverkehrt geschrieben. Ich konnte lange nicht zwischen einer 3 und einem E unterscheiden." Als Tobias in die Grundschule ging, gab es noch keine Notizblöcke, sondern die guten alten Schiefertafeln. "Ein Linkshänder kann aber einfach keine Schiefertafel benutzen. Ich habe alles so sehr verwischt, dass man nichts mehr lesen konnte", sagt er. Um besser schreiben zu können, bekam er in der Grundschule einen Linkshänderfüller, auf dem Gymnasium stieg er dann auf Kugelschreiber um. Der Grund: Linkshänder können damit einfach besser schreiben. "Ich hatte auch mal eine Linkshänderschere, konnte aber immer nur mit Scheren für Rechtshänder schneiden", erzählt Tobias. Im Leben von Linkshändern verläuft eben auch nicht immer alles logisch. Im Alltag gibt es auch noch andere Hürden, die Linkshändern begegnen: "Im Sportunterricht ist man ein Sonderfall, da der Lehrer die Spielzüge, zum Beispiel bei Badminton oder Basketball, für Rechtshänder zeigt", sagt Vera. In der Schule würden sowohl Schüler als auch Lehrer sofort merken, dass sie mit links schreibt. "Es wird immer noch als etwas Besonderes dargestellt", sagt sie.Wenn es Produkte gibt, die für Linkshänder gemacht sind, dann kauft Vera sie bevorzugt. "Ich habe Linkshänderscheren, da ich mit den normalen gar nicht umgehen kann. Linkshänderfüller habe ich auch. Heute kann ich aber genauso gut mit normalen Füllern schreiben. In der Grundschule war der Linkshänderfüller noch wichtiger für mich", erzählt sie. Linkshänderblöcke habe sie eine Zeit lang auch gekauft. Jetzt verzichte sie jedoch darauf, da ihr normale Blöcke keine Probleme mehr bereiten.Tobias besitzt heute gar keine Artikel mehr, die speziell für Linkshänder konzipiert sind: "Man lernt schon als Kind, dass alles für Rechtshänder gemacht ist, und passt sich dann schnell an." Manche Sachen machen Tobias und Vera trotz ihrer Linkshändigkeit aber mit rechts."Die Maus vom Computer bediene ich mit rechts, das habe ich schon als Fünfjähriger gelernt", sagt Tobias. "Ich spiele mit rechts Gitarre, das ist kein Problem. Ich kenne auch andere Linkshänder, die mit rechts spielen", erzählt Vera.Zum Schluss erwähnt sie noch einige Linkshänder-Vorurteile: "Es heißt, Linkshänder hätten mehr Unfälle im Alltag. Das stimmt aber nicht. Ich jedenfalls bin davon verschont geblieben." Was Linkshänder betrifft, gibt es noch ganz andere Klischees. Es heißt oft, Linkshänder seien intelligenter als Rechtshänder. Dies stimmt allerdings nur bedingt. Unter Hochbegabten befinden sich anteilsmäßig zwar mehr Linkshänder als in der Gesamtbevölkerung, aber auch bei Minderbegabten ist der Anteil von Linkshändern erhöht - das ergeben zumindest die Statistiken. Außerdem seien Linkshänder angeblich kreativer, und daher öfter Künstler oder Musiker. Des Weiteren heiraten Linkshänder seltener. Das kann man glauben, muss man aber nicht. sst