Auswanderung mit Hürden

Nicht die Preußen - Napoleon brachte für unsere Urahnen spürbar Neues: Das Erb- und Nutzungsrecht an Stelle der alten grundherrlichen Strukturen, wie sie auch in der Vierherrschaft Lebach bestanden. Die für die alte Zeit Lebensgrundlage bietenden Bauernbetriebe vererben sich - von den Grundherren streng überwacht - immer auf den ältesten Sohn

Nicht die Preußen - Napoleon brachte für unsere Urahnen spürbar Neues: Das Erb- und Nutzungsrecht an Stelle der alten grundherrlichen Strukturen, wie sie auch in der Vierherrschaft Lebach bestanden. Die für die alte Zeit Lebensgrundlage bietenden Bauernbetriebe vererben sich - von den Grundherren streng überwacht - immer auf den ältesten Sohn. Alle nachkommenden Kinder wurden nach feststehenden Regeln abgefunden. So blieben die Höfe stets sich selbsttragende wirtschaftliche Einheiten. Die dann von Napoleon gebrachte Realteilung, die überwiegend praktiziert wurde, - zusammenwirkend mit dem Bevölkerungszuwachs - machte aus ehemals auskömmlichen Wirtschaftseinheiten immer schwächer werdende Kleinlandwirte, die ihre Lebensgrundlage nicht mehr sichern konnten. Wirtschaftlich spricht man vom Pauperismus, der zu einer Auswanderungswelle auch in den Saarkreisen führte, obwohl die frühe Industrialisierung diese Bewegung bremste. Wir können auch Lebacher Auswanderungen nach Gemeindeakten nachvollziehen.Generell versuchte, die preußische Regierung dagegen zu steuern. Sie wollte die Landsleute halten und vor Risiken warnen. Wenn nun "Konsens höheren Orts" nachgesucht wurde, zogen die örtlichen Verwaltungen Erkundungen ein: 1. Verlässt der Auswanderungswillige den preußischen Staat, weil er vor finanziellen Schulden flüchtet. 2. Entzieht er oder ein Familienmitglied sich der Militärpflicht. 3. Ist er materiell in der Lage die Auswanderung zu bezahlen. Und man schob noch eine Drohung nach: Er verliert das preußische Bürgerrecht und wird nicht mehr nach reuiger Rückkehr in den "Untertanenverband" aufgenommen. Ein Landsweiler "Untertan" konnte diese Hürde nicht überspringen und blieb mit zehn lebenden Kindern zu Hause.

Im Lebacher Stadtarchiv schlummern unendlich viele Geschichten, die nur darauf warten, ausgegraben zu werden. Seit Jahren ordnet und durchforstet Albert Wagner die Bände des Archivs. In einer Serie "Akten erzählen Geschichte(n)" stellt er seine Entdeckungen vor.

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