„Gutenbergs Spielplatz“ Schüler schaffen Bücher

Zweibrücken · Kunstwerke von Hofenfels-Gymnasiasten sind ab Donnerstag in der Bibliotheca Bipontina zu sehen.

 Künstlerbücherausstellung „Gutenbergs Spielplatz“ von der Kunst-AG des Hofenfels-Gymnasium. Auf dem handgearbeiteten Unikat von Lina Lüttge (links) wird das Bild, das beim Lesen im Kopf entsteht, sichtbar. Rechts eine Hommage aus Rosen an Zweibrücken von Romina Kroll.

Künstlerbücherausstellung „Gutenbergs Spielplatz“ von der Kunst-AG des Hofenfels-Gymnasium. Auf dem handgearbeiteten Unikat von Lina Lüttge (links) wird das Bild, das beim Lesen im Kopf entsteht, sichtbar. Rechts eine Hommage aus Rosen an Zweibrücken von Romina Kroll.

Foto: Marco Wille; www.marcowille.de/Marco Wille

18 Monate haben sich die Schüler der Kunst-AG am Hofenfels-Gymnasium, unter der Leitung von Iris Seyler, jeden Freitag und in einigen Sonderveranstaltungen sogar zusätzlich am Wochenende getroffen, um ihr aktuelles Projekt auszuarbeiten. Unter dem Titel „Gutenbergs Spielplatz“ haben neun Mädchen zwischen zwölf und 19 Jahren handgearbeitete Unikate erschaffen, die ab Donnerstag um 19.30 Uhr im Zweibrücker Landesbibliothekszentrum Bibliotheca Bipontina der Öffentlichkeit präsentiert werden.

„Kunst muss wachsen, das geht nicht schnell“, meinte die Kunst-Leiterin Iris Seyler vergangene Woche, als sie gemeinsam mit ihren Schülerinnen die Werke in die Schaukästen und Vitrinen einräumte. Es gelte immer, nach der groben Festlegung des Themas, Material zu sammeln und dann mal der Kunst freien Lauf zu lassen. Besonders beim Buch, das es in so vielen unterschiedlichen Facetten und zu den unterschiedlichsten Thematiken gibt, ist es schwierig, die Gedanken zu finden, um ein Kunstobjekt zu erschaffen. Wichtig sei es, sich auch gegenseitig im Team zu fördern, zu fordern und neue Ideen aufzugreifen. So sind unter anderem am Ende des Arbeitseinsatzes beim Verwerten von Farbresten auf Trägermaterial ganz spannende Abdrucke entstanden. Diese bunten Landschaftsabdrucke wurden nicht gleich verworfen, sondern blieben als Arbeitsschritt erhalten. Sie sind zu ganz eigenen Handschriften in der Gruppe geworden, sozusagen ein eigener Fingerabdruck eines jeden Künstlers und wurden zugleich in die Ausstellung aufgenommen.

Die entstandenen Buchobjekte weichen vielfach von der Machart des herkömmlichen Buches ab, sind durch Kleben, Tackern und Schrauben zusammengefügt worden. So entstanden Buchobjekte, die nicht wie herkömmlich umgeblättert werden, sondern sie werden vom Betrachter umschritten. Der geschichtliche Inhalt stellt sich dabei zumeist als zweidimensionale Plastik dar. So hat ein Schüler die Buchseiten eines Harry-Potter-Bandes so aufgeschnitten, geformt und zusammengeklebt, dass eine Eule, die Schule Hogwarts und das berühmte Quidditch-Spiel zu sehen sind. Florale Gestecke zeigen den Bezug zu Zweibrücken auf.

Eine große Bandbreite an Werkstoffen wurde verarbeitet. Neben industriell hergestelltem Papier und Pappe hat die Gruppe Papier im Zeitungsmuseum in Wadgassen eigens für dieses Projekt geschöpft. Prägedrucke, Materialdrucke, Zeichnungen, Fototransfers, Radierungen und Collagen werden zum Teil von Texten begleitet, welche die Kunst-AG im Erlebnis Druckmuseum Zweibrücken im traditionellen Bleisatzverfahren angefertigt hat.

Die Schülerinnen wurden von einer Buchbinderin begleitet und in deren Techniken eingebunden. Filigran sowohl in Gestaltung als auch in der puren Größe erscheinen die Miniatur-Bücher von knapp ein mal einem Zentimeter in den Vitrinen. Selbstbemalte Buchummantelungen, die durch ihre handwerkliche Bearbeitung der Schülerinnen wie Ledereinbänder wirken, lassen den Aufwand nur erahnen – im Gegensatz zu dem Talent der AG-Teilnehmer, das bei jedem einzelnen Werk deutlich zum Vorschein kommt. Über den Schaukästen und der großen Vitrine thront ein Collier aus Zeitungspapier und Büchern.

Bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstag, zu dem die Künstlerinnen ebenfalls vor Ort sein werden, wird Jürgen Ecker als Vorsitzender des Kunstvereins Zweibrücken eine Einführungsrede halten. Ein besonderes Highlight wird am Eingang der Bipontina ausgestellt sein. Es wurde von der 18-jährigen Lina Lüttge erschaffen. Sie hat das Profil eines Mädchens beim Lesen gestaltet. In ihrem Kopf entsteht das Bild, sozusagen die Gedankenwelt, die das Mädchen durch das Lesen der Buchstaben erzeugt.

Die Ausstellung ist bis einschließlich 20. August zu den Öffnungszeiten der Bipontina sehen, Bleicherstraße 3.

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