Leserbriefe Keiner fühlt sich zuständig

Integrationskurse

Mit Erstaunen liest der interessierte Zweibrücker Bürger, welches Chaos auf allen Ebenen in Deutschland herrscht, wenn es um Zahlen zu den Migranten, im vorliegenden Falle zu den Integrationskursen, geht. Bei diesem Durcheinander erkennt der Leser nur eins: Keine Institution fühlt sich richtig zuständig; die eine wälzt die Zuständigkeit auf die andere ab. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), rheinland-pfälzisches Integrationsministerium, Zweibrücker Ordnungsamt, Sozialamt, Jobcenter – sie alle haben auf irgendeine Art und Weise die Hände im Spiel. Allein dieser Behördenwirrwarr beweist die Notwendigkeit, daß Dr. Christoph Gensch die Landesregierung mit solchen Anfragen konfrontiert.

Doch mittlerweile verwundert mich nichts mehr. In Deutschland funktioniert wohl nur noch eines perfekt: die Steuererhebung. Diese ist allerdings von größter Bedeutung. Schließlich muß das Chaos ja finanziert werden.

Der Ausgangspunkt: Christoph Gensch geht seiner Aufgabe nach und stellt der Regierung eine Frage. Dafür wurde er in den Landtag gewählt. Was dann raus kommt, müsste uns alle erschrecken, denn die Regierung hat geschludert und ihre Aufgabe nicht wahrgenommen. Doch dann kommt man regelrecht ins Stolpern. Zuerst erfahren die Leser des Pfälzischen Merkur, dass die Flüchtlinge keine Lust haben, nicht motiviert sind. Dann erklärt der frühere VHS-Leiter, dass das so doch nicht war. Diese Aussage relativiert er dann. Dann erfahren wir, dass, wer in einem Kurs zur Erlangung des Sprachniveaus B 1 die Prüfung nicht besteht, doch bestanden hat, denn A 2 sei ja schließlich auch was. Nein, wer B 1 nicht bestanden hat, ist durchgefallen! Das ist wie beim Führerschein, fünf Punkte zu wenig – Führerscheinprüfung nicht bestanden, obwohl einige Fragen richtig beantwortet wurden.

Und dann kommt der Hammer: Jetzt liegt es einfach daran, dass Syrer, Iraker und Afghanen zu dumm sind, um das Niveau zu erreichen. Ich bin seit Oktober 2015 in der Flüchtlingshilfe tätig. Bisher sind mir noch keine dummen Syrer begegnet – ich hatte mal 26 in einer „Klasse“. Und die waren alle höchst motiviert, kamen freiwillig, um unsere Sprache zu lernen, denn Integrationskurse gab anfangs nicht in der benötigten Zahl.

Ach ja, sehr geehrte Frau Taze, wenn man sich ein Bild machen will, muss man zuerst Zahlen und Fakten auf dem Tisch haben. Erst dann ist es möglich, Antworten zu finden. Und die Antworten, die Christoph Gensch erhalten hat, sind alles andere als erfreulich. Sie zeigen, dass es höchste Zeit war, dass sich jemand kümmert. Denn die Erfahrung lehrt, wenn niemand die Fakten auf den Tisch legt, braucht niemand etwas zu ändern, weil ja alle glauben, es läuft. Ein bisschen mehr Realitätssinn braucht es schon und an der ein oder anderen Stelle ein bisschen mehr Empathie.

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