Kolumne „Unsere Woche“ Politische Diskussion hat den Boden der Realität verlassen

Ich weiß ja nicht, wie’s Ihnen geht, aber für mein Gefühl überdreht die Politik in der Stadt seit einiger Zeit gewaltig. Gefühlt begonnen hat das mit der Polizei-Debatte, in der jüngsten Zeit kamen dann Videoüberwachung und Lichterfest.

Kolumne „Unsere Woche“ : Politische Diskussion hat den Boden der Realität verlassen
Foto: SZ/Robby Lorenz


Dabei geht es mir gar nicht darum, dass über diese Themen diskutiert wird. Sicher würde sich außer dem Finanzminister niemand beschweren, wenn es ein paar Polizisten mehr gäbe (Gleiches gilt übrigens auch für Kranken- und Altenpfleger). Natürlich kann und muss die Politik sich Gedanken machen, wie man die Zerstörung öffentlichen Eigentums eindämmen oder verhindern kann. Ich verlange von niemandem, aus Rücksicht auf andere Glaubensgemeinschaften die christliche Identität zu verstecken (wenn man sie denn überhaupt noch hat und nicht nur vorschiebt, um der eigenen Fremdenangst ein rationales Gesicht zu geben).
Aber gerade an diesem letzten Beispiel zeigt sich, dass die politische Diskussion den Boden der Realität verlassen hat. Sehr emotional wurde da im Stadtrat debattiert. Bösartig formuliert:  maximale Erregung bei minimaler Ahnung. Denn in Wirklichkeit haben die Veranstalter das Lichterfest nur Lichterfest genannt, weil es ein Lichterfest ist und nicht, um den eindeutig christlichen Begriff St. Martin zum umgehen. Es war auch übrigens nicht das erste Lichterfest in der Stadt. Die Terminkollision war, sagen die Verantwortlichen, Zufall. Ich bin geneigt, das zu glauben. In den 25 Jahren zwischen meiner Kindheit und der Geburt meiner eigenen Kinder bin auch ich als christlich geprägter Mensch jedes Jahr von St. Martin ein wenig überrascht worden. Gut, dass sich die in dieser Woche im Gemeinsamhandel-Vorstand aufgekommene Idee, einen St. Martin fürs Lichterfest zu engagieren, am Freitag zerschlagen hat. Das wäre das falsche Signal gewesen.

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