Flut-Gefahr: Bürger müssen was tun

Zweibrücken · Zweibrücken drohen sogar noch schlimmere Hochwasser als 1993, warnt Ministerialrat Ralf Schernikau. Technische Schutzmaßnahmen könnten die Folgen nur abmildern. Am wichtigsten sei, gut vorbereitet zu sein.

 Auch in der Friedrich-Ebert-Straße stand das Hochwasser vor Weihnachten 1993. Foto: pma/N. Schwarz

Auch in der Friedrich-Ebert-Straße stand das Hochwasser vor Weihnachten 1993. Foto: pma/N. Schwarz

Foto: pma/N. Schwarz

Ein "Jahrhunderthochwasser " hat 1993 in Zweibrücken selbst die Fußgängerzone überflutet. Weil seit 23 Jahren nichts Schlimmes mehr passiert ist, sind Hochwasser-Gefahren aber aus dem Bewusstsein vieler Zweibrücker verschwunden. Dabei kann es noch schlimmer kommen als 1993, warnte Ralf Schernikau, Hochwasserschutz-Referatsleiter des Mainzer Umweltministeriums, gestern Abend im Stadtrat: Berechnungen zeigten, dass "bei einem möglichen Extremhochwasser die Pegelstände noch ein ganzes Stück höher liegen". In Zweibrücken und dem Zweibrücker Land "wären dann 4000 Menschen betroffen".

Der Klimawandel, einhergehend mit mehr Starkregen, lasse auch mehr Hochwasser befürchten. Was tun? Schernikau schickte eine Hiobsbotschaft voraus: "Man kann Hochwasser nicht verhindern, wenn der Boden gesättigt ist." Mehr technische Schutz-Maßnahmen seien zwar sinnvoll, könnten bei Hochwasser "aber nur etwa zehn Prozent abhalten". Im Wesentlichen helfe also "nur eine umfassende Hochwasser-Vorsorge", betonte Schernikau. Und da seien nicht nur Politiker gefragt - sondern auch die Bürger selbst. Was viele nicht wüssten: sogar rechtlich. Denn im deutschen Hochwasserschutzgesetz steht: "Jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, ist im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor Hochwassergefahren und zur Schadensminderung zu treffen, insbesondere die Nutzung von Grundstücken den möglichen Gefährdungen von Mensch, Umwelt oder Sachwerten durch Hochwasser anzupassen."

Schernikau sprach plakativ vom "Leben im Tal der Ahnungslosen", zumal oft sorglos in überschwemmungsbedrohte Gebiete gebaut werde.

"Hochwasser-Vorsorge ist eine Gemeinschaftsausgabe für Bürger , Kommunen und Staat", betonte der Experte. Und legte dem Stadtrat eindringlich nahe, ein Hochwasserschutzkonzept erstellen zu lassen, das "konkrete Maßnahmen enthält, die dann auch umgesetzt werden". Ein Angebot eines Ingenieurbüros für Zweibrücken liege bereits vor, es koste 30 000 Euro, wovon 90 Prozent das Land übernähme. Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) will dies im Bauausschuss besprechen.

Schernikau lobte auch die 2010 gegründete "Hochwasserpartnerschaft Schwarzbach-Hornbach", die schon viele Maßnahmen erarbeitet habe.

Hauseigentümern in hochwassergefährdeten Straßen legte Schernikau eine Elementarschaden-Versicherung ans Herz, "weil bei Hochwasser kein Anspruch auf Hilfe durch den Staat besteht". "Das macht nicht jede Versicherung, aber mit Hilfe der Verbraucherzentrale findet jeder eine Möglichkeit." Zur privaten Vorsorge gehöre auch die Frage "wohin evakuieren" und bauliche Maßnahmen wie etwa eine Mauer vorm Kellerfenster.

Kommunen seien ebenfalls bei technischen Schutzmaßnahmen gefragt, außerdem seien wo erforderlich eine optimierte Bauleitplanung , hochwassergerechte Ausrüstung von Strom-, Telekommunikations- und (Ab)wasser-Anlagen und detaillierte Einsatzpläne für Hochwasser wichtig, dazu gehöre auch das Organisieren von Selbsthilfe. Wichtig seien auch Veranstaltungen, um Bürger und Betriebe für Hochwasser-Vorsorge zu sensibilisieren. Der Stadtrat hat den von Vertrag mit Citymanagerin Petra Stricker gestern um ein halbes Jahr bis Ende Juni 2017 verlängert. Anlass der nichtöffentlichen Abstimmung war, dass die Style Outlets die Beauftragung für zwei Jahre mitfinanzieren (wir berichteten), Stricker Ende 2016 aber erst anderthalb Jahre im Amt wäre.

Im öffentlichen Teil stellte Stricker ihre Arbeit vor. Fraktionsübergreifend wurde sie vor allem die vielen Veranstaltungen (wie Oldtimer-Treffen oder Saarländer-Tage) und die Bündelung der Einzelhändler-Kräfte im Verein "Gemeinsamhandel" gelobt. Für 2017 kündigte Stricker als Neuerung unter anderem einen "französischen Markt" an, schon beim Weihnachtsmarkt 2016 werde es erstmals ein "Nikolaus-Treffen" geben. Generell wolle sie "Bewährtes ausbauen und Neues entwickeln". Dabei seien ihr "Wiedererkennungseffekte" wichtig, ob durch die Farbe orange fürs Stadtmarketing oder dass der Flohmarkt auf dem Schlossplatz nächstes Jahr jeden dritten Samstag im Monat stattfinde: "Wenn man einen zuverlässigen Termin hat, kommen mehr Leute." Das Mehr an attraktiven Veranstaltungen bewähre sich, so Stricker: "Es spricht sich herum, dass die Einzelhändler viel tun und Zweibrücken etwas zu bieten hat, das merkt man am guten Besuch bei den verkaufsoffenen Sonntagen."

Stricker will "das Stadtimage weiter entwickeln", auch bei den Bürgern. Stricker: "Die Nachbarstädte schlafen nicht - aber wir haben beste Voraussetzungen in Zweibrücken ." Sie sei deshalb zuversichtlich, dass es gelinge, "die Innenstadt weiter zu beleben und die Kundenbindung zu stärken". Dabei wolle sie auch verstärkt die Gastronomie einbinden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort