Ein Redakteur nimmt Abschied Die Geschichte zählt, nicht der Erzähler

Es ist ein würdiger Abschied, den Zweibrücken mir bereitet: Musik auf neun Bühnen, gutes Essen, gute Getränke, Feierlaune. Und ich mittendrin, in der Redaktion im Herzen der Innenstadt, an meinem letzten Wochenende als Redakteur des Pfälzischen Merkur. Am kommenden Dienstag verschlägt es mich ins Saarland, nach mehr als sechs Jahren in der Pfalz.

Ein Redakteur nimmt Abschied: Die Geschichte zählt, nicht der Erzähler
Foto: SZ/Robby Lorenz

Natürlich haben die Organisatoren das Stadtfest nicht meinetwegen auf dieses Wochenende gelegt. Und ich hoffe inständig, Sie glauben mir, dass ich das auch weiß. Denn uns Journalisten wird ja gerne nachgesagt, dass wir uns selbst zu wichtig nehmen. Nicht immer zu unrecht. Zu unseren Aufgaben gehört es auch, einzuordnen, zu kritisieren, Dinge anzustoßen. Kurz: die Welt zu erklären und mit zu gestalten. Das ist in einer Demokratie richtig und wichtig. Allerdings überschätzen wir dadurch unsere eigene Bedeutung manchmal.

Ich versuche an dieser Stelle, das nicht zu tun. Und zum Beweis schlage ich einen Bogen zu meiner allerersten Wochenend-Kolumne im Merkur, erschienen am 23. April 2011, kurz vor Ostern. Damals versuchte ich den Zweibrückern einen Oster-Brauch aus meiner norddeutschen Heimat nahezubringen: das Osterfeuer. Es ist mir nicht gelungen. Bis heute hat sich diese Tradition in der Rosenstadt nicht wirklich etabliert. Außerdem forderte ich die rheinland-pfälzische Landesregierung auf, es mit dem Tanzverbot an Ostern nicht mehr ganz so genau zu nehmen. Auch hier wurde ich nicht erhört. Die Regelung ist bis heute eine der strengsten in Deutschland: Sie gilt von Gründonnerstag, 4 Uhr, bis Ostersonntag, 16 Uhr.

Sie sehen, unser Einfluss ist oft begrenzt. Obwohl wir manchmal sicher Dinge verändern. Die Macht der Öffentlichkeit kann bisweilen ein scharfes Schwert sein. Unsere Hauptaufgabe ist und bleibt es aber, unsere Leser mit guten Geschichten zu informieren und bisweilen auch zu unterhalten.

Wenn mir das in den vergangenen sechs Jahren das ein oder andere Mal gelungen ist, habe ich mein Ziel erreicht. In diesem Sinne verabschiede ich mich von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, mit einem Zitat des von mir hochgeschätzten Schriftstellers Stephen King: „Die Geschichte zählt, nicht der Erzähler.“

Und gute Geschichten, dessen bin ich sicher, werden auch weiterhin im Pfälzischen Merkur erscheinen.

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