Ziel: Nur noch Restmüll in die Restmülltonne Bürger entscheiden über Müllgebühren

Zweibrücken · Ab Januar gilt das neue Zweibrücker Abfallkonzept. Ansturm auf Schlösser für die Restmülltonne, für deren Leerung nun je nach Häufigkeit unterschiedliche Preise verlangt werden. Bei den Pflicht-Biotonnen gibt es noch ein Problem.

 Der UBZ versorgt seit einigen Wochen und noch bis Ende Dezember ganz Zweibrücken mit neuen Restmüll- und Biomülltonnen. Am Mittwoch war unter anderem die Fußgängerzone dran.

Der UBZ versorgt seit einigen Wochen und noch bis Ende Dezember ganz Zweibrücken mit neuen Restmüll- und Biomülltonnen. Am Mittwoch war unter anderem die Fußgängerzone dran.

Foto: Lutz Fröhlich

Die Vorbereitungen für die Einführung des neuen Zweibrücker Abfallentsorgungssystems zum 1. Januar 2018 laufen auf Hochtouren. Gestern wurden unter anderem in der Fußgängerzone die neuen Restmüll- und Biotonnenen ausgeliefert. Viele Haushalte wurden seit Ende November schon beliefert, „bis Ende nächster Woche werden alle versorgt sein“, kündigt UBZ-Vorstandschef Werner Boßlet auf Merkur-Nachfrage an. „Wir hinken unserem Zeitplan nur einen Tag hinterher, wegen der Schneefälle.“

Zwei Kernpunkte hat das im Juli beschlossene neue Abfallkonzept (wir berichteten): Die Biotonne wird Pflicht – und die Gebühren für den Restmüll sind künftig gestaffelt: Weiterhin günstig, wenn die Bürger die Tonne seltener als bisher zur Leerung an die Straße stellen, aber deutlich teurer als bisher, je häufiger sie entleert werden. Angst, dass die Restmülltonne überquillt, muss aber niemand haben: Die Müllwagen fahren wie bisher jede Straße alle 14 Tage an.

Die Mindestgebühr deckt vier Leerungen pro Jahr ab. Das ist zwar erheblich weniger als die bisher 26 Leerungen pro Jahr. „Aber viele UBZ-Mitarbeiter, die in der Südwestpfalz oder im Saarland wohnen, berichten, dass sie mit vier Leerungen jährlich gut auskommen“, sagt Boßlet. „Das steht und fällt aber mit der Bereitschaft der Bürger, ihren Müll zu trennen.“

Und diesbezüglich gibt es in Zweibrücken noch viel Potenzial, hat 2015 eine Analyse des Restabfalls durch den UBZ ergeben. Gut die Hälfte des Abfalls in den Restmülltonnen war eigentlich gar kein Restmüll: Vierzig Prozent waren organische Abfälle (für die ab Januar deshalb die Biotonne verpflichtend wird), aber auch Papier (das in die blaue Tonne gehört), Glas (welches in Container gehört) oder Verpackungen (für die der gelbe Sack da ist). Boßlet rechnet allein mit jährlich 700 bis 800 Tonnen Bioabfällen, die künftig gesetzeskonform und umweltfreundlich verwertet werden können statt sie wie bisher für viel Geld im Müllheizkraftwerk Pirmasens verbrennen zu müssen.

„Unser neues Gebührensystem ist eine einzigartige Chance für die Bürger, zu sparen“, sagt er UBZ-Chef. Die Bürger müssten „dieses Angebot aber auch annehmen“. Da sei er aber relativ zuversichtlich, „denn es ist im Interesse jedes Einzelnen, möglichst wenig in die Restmülltonne zu werfen“. Und das nicht nur wegen der ab Januar geltenden neuen Müllgebühren, sondern auch mit Blick auf deren künftige Entwicklung. Denn wenn „die Bürger mitmachen“ und ihre Abfälle sorgfältiger trennen, drohe für 2019 sicherlich keine weitere Gebührenerhöhung. Man werde die Entwicklung 2018 aber sorgfältig beobachten „und auch noch einmal eine intensive Kontrolle des Restabfalls durchführen“.

Zuversichtlich ist Boßlet aber auch wegen des Erfolgs ähnlicher Entsorgungs-Konzepte in anderen Kommunen. So hatte der Landkreis Südwestpfalz Anfang 2015 auf Biotonnen-Pflicht und vier Restmüll-Mindestleerungen umgestellt: Schon im ersten Jahr ging die Restmüll-Menge durch die neuen finanziellen Anreize für die Bürger um mehr als die Hälfte zurück, was die Erwartungen sogar übertraf (wir berichteten).

In der Südwestpfalz hatte es massive Proteste gegen die Einführung des neuen Systems gegeben. Dass es in Zweibrücken fast keine negativen Reaktionen gab, führt Boßlet aber nicht nur auf den praktischen Erfolg im Kreis zurück, sondern auch die wesentlich frühzeitigere Information der Bürger. Zudem gebe es auf dem Land deutlich mehr Selbst-Kompostierer, welche die Pflicht zur Biotonne häufig kritischer sähen als Stadtbürger. Diese Pflicht sei aber auch zur Einhaltung immer schärfer werdenden gesetzlicher Vorgaben erforderlich, wirbt Boßlet um Verständnis. Zumal auch bei Selbst-Kompostierern heute oft etliche Bio-Abfälle im Restmüll landeten, die nicht geeignet für Komposthaufen seien.

Bei einigen der gelieferten Biotonnen gebe es noch ein Problem, so Boßlet: „Bei einigen Chargen lässt sich der Deckel nicht ganz schließen. Laut Hersteller sind die Deckel nur durch Transport und Lagerung etwas verzogen, das Problem löse sich einigen Tagen von selbst. Wir beobachten das aber natürlich.“ Sämtliche Haushalte erhalten brandneue Bio- und auch Restmülltonnen (diese haben einen Chip, der die Leerungs-Häufigkeit erfasst), die Lieferung hatte der UBZ europaweit ausgeschrieben. Bei den von den Bürgern bestellten Gefäß-Größen habe es kaum Änderungen gegeben.

Viele Zweibrücker haben offensichtlich Angst davor, dass andere Leute ihnen Müll in die Restmülltonne werfen, um selbst seltener für Leerungen zahlen zu müssen: Von dem UBZ-Angebot, für 60 Euro Schlösser in die grauen Tonnen einzubauen, hätten „mehrere hundert Haushalte“ Gebrauch gemacht, so Boßlet. Auf Facebook geäußerte Kritik, der UBZ zocke damit die Bürger ab, weil man bei Amazon ein Mülltonnen-Schloss viel billiger bekomme (gestern 29 Euro mit Versand), weist Boßlet als „totaler Blödsinn“ zurück: „Wir haben hochwertige Schlösser, keinen billigen Ramsch! Und sie müssen mithilfe einer Schablone eingebaut werden.“

Eine Abrechnung nach Restmüll-Gewicht (St. Wendel rühmt sich, damit die Müllgebühren besonders niedrig zu halten), war für den UBZ kein Thema, so Boßlet: „Da rücken einige Kommunen schon wieder von ab. Denn es gibt auch leichten Müll, der nicht in die Restmülltonne gehört.“

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