Apokalypse wegen Outlets blieb aus

Zweibrücken. Während Zweibrücken 1997 hoffnungsfroh Pläne für ein Outlet-Center schmiedete, schien für den damaligen Oberbürgermeister der Stadt Homburg, Reiner Ulmcke (CDU), die Apokalypse nah: "Das Schicksal unserer Innenstadt steht auf dem Spiel

 Das Outlet-Center wächst und wächst und wächst - auch über die Grenzen hinaus? Fotos: pm

Das Outlet-Center wächst und wächst und wächst - auch über die Grenzen hinaus? Fotos: pm

Zweibrücken. Während Zweibrücken 1997 hoffnungsfroh Pläne für ein Outlet-Center schmiedete, schien für den damaligen Oberbürgermeister der Stadt Homburg, Reiner Ulmcke (CDU), die Apokalypse nah: "Das Schicksal unserer Innenstadt steht auf dem Spiel. Unsere 20-jährigen erfolgreichen Bemühungen auf dem Gebiet der Altstadtsanierung und Innenstadterneuerung würden durch das Outlet-Center und die eintretende Verödung der Homburger Innenstadt zunichte gemacht", begründete Ulmcke seine Unterlassungsklage mit "existenzvernichtenden Umsatzeinbußen". Auch Neunkirchen und Pirmasens schlossen sich der Klagefront an, ohne aber die Eröffnung des DOZ (heute "Zweibrücken The Style Outlets") im März 2001 stoppen zu können. Heute gehen die Betreiber die letzte genehmigte Ausbaustufe an - und schließen nicht aus, in ein paar Jahren darüber hinauszugehen, falls die Region zustimmt (wir berichteten). Das stößt bei den Nachbarstädten auf wenig Begeisterung, zeigt eine Merkur-Rundfrage - auch wenn die Outlet-Auswirkungen nicht so schlimm wie befürchtet sind. Homburgs Sprecher Jürgen Kruthoff: "Die Gesamtauswirkungen waren eher kleiner als vermutet." Aber je nach Branche unterschiedlich: "Spürbare Auswirkungen gibt es in jedem Fall im Sportartikelbereich." Eine Zustimmung Homburgs zu einem Ausbau über 21 000 Quadratmeter reine Verkaufsfläche hinaus (entsprechende Garantien Zweibrückens an die Nachbarn sind 2009 ausgelaufen) sei "schwer vorstellbar, auch wenn die Vorstellungskraft vieler Menschen kaum Grenzen kennt", so Kruthoff. Wichtig sei, das Outlet-Konzept nicht aufzuweichen, mahnt Homburgs Oberbürgermeister Karlheinz Schöner (CDU, Fotos: pma). Er gehe davon aus, dass sich Zweibrücken "auch künftig an die getroffenen Vereinbarungen hält". Gemeinsam solle man darauf achten, dass die dem Outlet genehmigte Fläche und das Sortiment eingehalten werden.Neunkirchens OB Jürgen Fried (SPD) antwortet auf die Frage nach den Outlet-Auswirkungen nur, die "Zentralität" Zweibrückens sei durch die Style Outlets gestiegen, auch Kunden aus dem Neunkircher Einzugsgebiet kauften dort ein. Fried glaubt, "dass eine weitere Vergrößerung des Outlet-Centers sich negativ auf die Einzelhandelssituation der umliegenden Innenstädte auswirken würde, wobei ich grundsätzlich der Meinung bin, dass der qualifizierte Einzelhandel nicht auf die Grüne Wiese gehört". Die Verträglichkeit eines weiteren Ausbaus wäre "zu gegebener Zeit unter jedem Aspekt zu prüfen, auch im Hinblick auf die Sonderstellung hinsichtlich der Öffnungszeiten, die das Outlet-Center schon jetzt hat".

Der Pirmasenser Oberbürgermeister Bernhard Matheis (CDU) sagt zu einem Ausbau über das Limit hinaus, diese Frage könne erst abgeschätzt werden, wenn konkrete Planungen und Wirkungsprognosen vorliegen: "Derzeit sind seitens der Stadt Pirmasens keine Gesichtspunkte erkennbar, die für eine Erweiterung sprechen könnten." Laut der Pirmasenser Einzelhandelsstudie von 2006 ist das Outlet-Center "verantwortlich für den überwiegenden Anteil des Kaufkraftabflusses aus Pirmasens", die Auswirkungen auf Pirmasenser Modegeschäfte seien "spürbar, aber alles in allem verkraftbar".

Meinung

Sortimentsliste überdenken

Von Merkur-RedakteurLutz Fröhlich

 Karlheinz Schöner

Karlheinz Schöner

 Jürgen Fried

Jürgen Fried

 Bernhard Matheis

Bernhard Matheis

Die strengen Auflagen für die Style Outlets sind ein Glücksfall. Zunächst für das Center selbst, denn dass jeder Shop von einem Markenhersteller geführt sein muss, verhindert Ramschläden. Aber auch für die benachbarten Innenstädte, sind doch hinsichtlich Verkaufsfläche und Sortimente den Outlets Grenzen gesetzt, um Einzelhändler zu schützen. Die Sortimentsliste ist allerdings überarbeitungsbedürftig. Bislang darf im Outlet-Center ein Modegeschäft nach dem anderen eröffnen, Fernseher und Computer etwa sind aber tabu. Dabei sind Textilien für Fußgängerzonen wichtiger als Elektronik. Die Style Outlets für mehr Warengruppen zu eröffnen, würde auch die Geschäfte in den Innenstädten gleichmäßiger belasten.

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