An den Zug der Erinnerung!

Ich entschuldige zunächst die unpersönliche Anrede, aber das "lieber" oder auch "verehrter" wäre mir in der Taste stecken geblieben. Mein Brief hat auch nicht den lobenswerten Einsatz der Eisenbahnfreunde für eine Reaktivierung der Strecke Homburg-Zweibrücken zum Anlass. Nein, es geht nicht um einen Zug der Zeit, sondern um einen Zug der Geschichte. Aber der Reihe nach

Ich entschuldige zunächst die unpersönliche Anrede, aber das "lieber" oder auch "verehrter" wäre mir in der Taste stecken geblieben. Mein Brief hat auch nicht den lobenswerten Einsatz der Eisenbahnfreunde für eine Reaktivierung der Strecke Homburg-Zweibrücken zum Anlass. Nein, es geht nicht um einen Zug der Zeit, sondern um einen Zug der Geschichte. Aber der Reihe nach.Im Jahr 2000 hat ein Arbeitskreis der Zweibrücker Volkshochschule mit dem Buch "Zweibrücken unter dem Hakenkreuz" an das Schicksal der Juden in unserer Stadt erinnert. Ein Kapitel berichtet über die Deportationen im Herbst 1940 vom Zweibrücker Bahnhof aus in die Konzentrationslager; Endstation im schlimmsten Sinn des Wortes war für viele Zweibrücker Juden das Lager Gurs in Südfrankreich. Diese Reise in die Vernichtung ist seit dem Jahr 2007 Thema einer Wanderausstellung auf Schienen, die von Station zu Station durch Deutschland rollt und damit zugleich die damalige Reichsbahn in die Mitverantwortung nimmt. Dass dieser "Zug der Erinnerung" in diesem Jahr auch am Ort der Deportation in Zweibrücken Halt macht, ist unwahrscheinlich. Nicht dass hier die Anteilnahme fehlen würde, nein, es fehlt das liebe Geld. Und damit komme ich zum skandalösen Teil des Aktion: Die Deutsche Bahn als Nachfolgerin der Deportations-Reichsbahn fordert Gebühren für die Benutzung der Trassen und Bahnhöfe, die sich pro Tag und Strecke auf zirka 4000 Euro summieren. Bei einem Mindestaufenthalt von drei Tagen wären also etwa 12 000 Euro zu zahlen. Vielleicht wird diese Unverschämtheit damit erklärt, dass damals, im Herbst 1940, die deportierten Bürger unserer Stadt ganz umsonst fahren durften. Ich will dennoch die Initiative anstoßen und aus meinem Archiv 1000 Euro stiften. Wer macht mit? Der Archivar

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