Bislang fünf verwundete Soldaten nach Hause geflogen

Herr Steinhaus, wie geht es Ihnen in Afghanistan?Andreas Steinhaus: Vorab möchte ich herzliche Grüße in unsere Heimatgarnison nach Zweibrücken schicken. Ich hoffe mal, dass auch in Zweibrücken langsam der Frühling Einzug hält. Hier in Afghanistan hatten wir schon Tage mit knapp 30 Grad und die ersten Sandstürme

 Ein Kontingent der Bundeswehr in bis dato beispielloser Größe ist derzeit in Afghanistan stationiert. Das Foto zeigt die Truppe bei einem früheren Einsatz am Hindukusch. Foto: dpa

Ein Kontingent der Bundeswehr in bis dato beispielloser Größe ist derzeit in Afghanistan stationiert. Das Foto zeigt die Truppe bei einem früheren Einsatz am Hindukusch. Foto: dpa

Herr Steinhaus, wie geht es Ihnen in Afghanistan?Andreas Steinhaus: Vorab möchte ich herzliche Grüße in unsere Heimatgarnison nach Zweibrücken schicken. Ich hoffe mal, dass auch in Zweibrücken langsam der Frühling Einzug hält. Hier in Afghanistan hatten wir schon Tage mit knapp 30 Grad und die ersten Sandstürme. Die kalte Jahreszeit ist mit dem islamischen Neujahrsfest Nawroz seit dem 21. März nun erst einmal vorbei.

Das klingt zuerst einmal sehr entspannt, was Ihnen bei Ihrem gefährlichen Auftrag zu gönnen ist. Aber nach dem tödlichen Angriff eines afghanischen Soldaten auf Soldaten der Bundeswehr soll die Stimmung in der Truppe sehr angespannt sein. Ist es richtig, dass viele deutsche Soldaten es ablehnen, in direkten Kontakt mit afghanischen Soldaten zu treten, weil weitere Übergriffe nicht auszuschließen sind?

Steinhaus: Selbstverständlich war die Stimmung in der Truppe zunächst angespannt und von erhöhter Wachsamkeit gekennzeichnet. Es ist allerdings jedem von uns hier klar, dass ein Erfolg der Mission nur gemeinsam mit den afghanischen Sicherheitskräften, sei es Polizei (Afghan National Police, ANP) oder Armee (Afghan National Army, ANA), erreicht werden kann. Das gemeinsame Operieren nach dem sogenannten "Partnering-Konzept" ist damit alternativlos. Darüber hinaus ist es auch so, dass es sich bei dem Attentäter um einen Einzeltäter gehandelt hat und die afghanischen Sicherheitskräfte selbst eine intensive Aufklärung des Falls betrieben haben. So tragisch dieser feige Angriff auf deutsche Soldaten auch war, so ist die gemeinsame Arbeit mit den afghanischen Sicherheitskräften zu keinem Zeitpunkt unterbrochen worden. Teile unseres Bataillons waren genau zum fraglichen Zeitpunkt mit mir in einer größeren gemeinsamen Operation mit ANA und ANP in eben der Provinz Baghlan eingesetzt. Ich kann ihnen aus eigener Beobachtung berichten, dass sowohl die afghanischen Kräfte als auch die Kameraden aus Zweibrücken bei aller Anspannung hier professionell und erfolgreich gemeinsam operiert haben. Wir sind mittlerweile zurückgekehrt in den Raum Kunduz und auch hier arbeiten wir nach wie vor täglich mit afghanischen Kräften in unserer Auftragserfüllung zusammen.

Hat sich die Sicherheitslage verschärft, gelten nun noch strengere Bestimmungen im Lager?

Steinhaus: Welche Auswirkungen sich in dem betroffenen Feldlager ergeben haben, kann ich ihnen nicht sagen, da ich dort danach nicht mehr eingesetzt war. In unseren Bereichen haben wir umfassende und zweckmäßige Sicherheitsvorkehrungen getroffen, auch wenn man ehrlich zugeben muss, dass es eine hundertprozentige Sicherheit gegen solche Angriffe nicht geben kann. Es ist aber auch richtig, dass wir in der gesamten Auftragserfüllung ein entsprechendes Risiko tragen müssen, was wir so gut es geht zu kontrollieren versuchen. Es gilt nach wie vor, was ich bereits beim Verabschiedungsappell gesagt habe: Ich kann niemanden versprechen, dass wir alle unbeschadet zurückkehren werden, aber wir werden alles, was in unserer Macht steh,dafür tun, dass es so kommt.

Ist es korrekt dass afghanische Soldaten zum Teil Drogen konsumieren?

Steinhaus: Es ist richtig, dass in Einzelfällen auch afghanischen Soldaten Drogenkonsum nachgewiesen werden konnte. Es ist aber genauso richtig, dass die afghanische Armee selbst konsequent dagegen vorgeht und ich habe in Operationen mit afghanischen Verbänden zusammengearbeitet, die voll einsatzbereit und einsatzwillig waren.

Wie ist die Stimmung in Ihrer Truppe. Und wieviele verwundete Soldaten gibt es bereits?

Steinhaus: Das Bataillon erfüllt seine Aufträge standhaft, gelassen und hoch professionell. Trotz der fordernden Lage und auch des ständigen Risikos herrscht hier ein guter Geist mit Sinn für Kameradschaft und dem Willen, gemeinsam durchzuhalten und etwas zu bewegen. Ich bin ausgesprochen stolz darauf, diese Männer und Frauen führen zu dürfen. Wir haben nach Angriffen auf die eigenen Kräfte bereits fünf Kameraden mit Verwundungen nach Hause ausfliegen müssen. Aber wir dürfen Gott sei Dank bei allen auf eine Genesung hoffentlich ohne schwere Folgen hoffen.

Bleibt es dabei, dass der Einsatz nach sechs Monaten endet oder gibt es Änderungen?

Steinhaus: Die Planungen hier sind unverändert, so dass wir unsere Aufträge bis einschließlich Juni hier erfüllen werden. Der Zeitraum für den Kontingentwechsel ist der Monat Juli, so dass wir hoffentlich mit allen Teilen bis Ende Juli zurück in Zweibrücken sein werden. "Wir haben nach Angriffen auf die eigenen Kräfte

bereits fünf Kameraden mit Verwundungen nach Hause ausfliegen müssen."

Andreas Steinhaus

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