Ernst bangt um seine Existenz

Zweibrücken. Die Aussichten sind für Dieter Ernst alles andere als rosig. Und das, obwohl sein Edeka-Markt im Hilgard-Center derzeit brummt. Aber das ist die Momentaufnahme. Schon bald könnte die Situation ganz anders sein, fürchtet er. Denn nur einen Steinwurf von seinem Markt entfernt soll ein mächtiger Konkurrent entstehen

 Dieter Ernst packt in seinem Markt kräftig zu und ist trotz des Stresses um ein Lächeln nicht verlegen. Doch der Spaß vergeht ihm, wenn er sieht, welche Konkurrenz vor seiner Haustür entsteht. Foto: pm

Dieter Ernst packt in seinem Markt kräftig zu und ist trotz des Stresses um ein Lächeln nicht verlegen. Doch der Spaß vergeht ihm, wenn er sieht, welche Konkurrenz vor seiner Haustür entsteht. Foto: pm

Zweibrücken. Die Aussichten sind für Dieter Ernst alles andere als rosig. Und das, obwohl sein Edeka-Markt im Hilgard-Center derzeit brummt. Aber das ist die Momentaufnahme. Schon bald könnte die Situation ganz anders sein, fürchtet er.Denn nur einen Steinwurf von seinem Markt entfernt soll ein mächtiger Konkurrent entstehen. Der Investor HGV plant, in der Canada-Siedlung einen großen Einkaufsmarkt zu errichten (wir berichteten). Ernst gestern im Gespräch mit unserer Zeitung: "Der geplante Markt soll eine reine Verkaufsfläche von 6000 Quadratmetern haben. Zum Vergleich: Mein Edeka-Markt im Hilgard-Center hat 2765 Quadratmeter." Für Ernst ist das "völlig inakzeptabel". Der Unternehmer weiter: "Als ich gehört habe, dass der Markt diese Größenordnung haben soll, war ich zuerst völlig geschockt." Ernst beteuert, dass er sich nicht vor Konkurrenz abschotten wolle. "Ich stehe ja auch in Konkurrenz mit dem Globus. Aber dass mir ein solcher Markt vor die Tür gesetzt werden soll, ist nicht in Ordnung. Zu allem Ärger hat es niemand von der politischen Seite her für nötig erachtet, mich vorab mal in Kenntnis zu setzen", zürnt er. Ernst geht davon aus, dass Kaufland in der Canada-Siedlung einziehen will. "Die wollen in Zweibrücken unbedingt den Fuß in die Tür bekommen." Kaufland sei ein Billiganbieter, dagegen habe er keine Chance.

"Die können es sich leisten, mal drei, vier Monate einfach mit Preisen zu werben, mit denen ein Selbstständiger wie ich nicht überleben kann", sorgt er sich. Ernst fürchtet, dass der Einzelhandel in der Innenstadt sich kannibalisiere, wenn der Markt wie geplant eröffne. "Es ist doch nur noch eine Umverteilung des Umsatzes", sagt er. "Mit meinem Markt im Hilgard-Center habe ich viel Kaufkraft, die zum Globus abgeflossen ist, zurückgeholt. Aber hier wird das Geld innerhalb Zweibrückens nur umverteilt." Er ärgert sich, dass die Politik bislang keine Bedenken hat. "Schließlich bekommt die Stadt über die Gewerbesteuer jedes Jahr gutes Geld von mir."

Doch wenn der neue Markt öffne, werde ihm Umsatz mindestens in Höhe von 20 Prozent wegbrechen. "Ich muss dann zum einen mein Sponsoring drastisch zurückfahren. Derzeit unterstütze ich noch etliche Vereine. Es wird wohl auch nicht zu vermeiden sein, dass ich 20 Prozent Personal abbauen muss." Aktuell beschäftigt er im Hilgard-Center 84 Mitarbeiter, alle sozialversicherungspflichtig bis auf 15 Aushilfen, etwa Studenten. In seinem zweiten Markt in Niederauerbach sind es 15 Mitarbeiter. Ernst sagt, er habe wegen der negativen Vorzeichen Investitionen von 350 000 Euro für seinen in die Jahre gekommenen Markt in Niederauerbach gestoppt. In letzter Konsequenz denkt er sogar an einen Rückzug aus Zweibrücken. "Der Mietvertrag für das Hilgard-Center läuft zwar noch 11,5 Jahre. Aber dann werde ich mich schon während dieser Laufzeit sukzessive verabschieden, Modernisierungen zurückfahren und den Standort schließlich ganz aufgeben." "Ich war zuerst völlig geschockt."

Dieter Ernst

Meinung

Sorgen nicht vom Tisch wischen

Von Merkur-RedakteurMathias Schneck

Gerade mal rund 1500 Meter Luftlinie liegen zwischen dem Hilgard-Center und dem geplanten Markt in der Canada-Siedlung. Kein Wunder, dass der Leiter des Edeka-Marktes eine Kannibalisierung des Einzelhandels fürchtet. Dieter Ernst bekommt offenbar einen doppelt so großen Konkurrenten praktisch vor die Haustür gesetzt. Ernst sagt, es gehe ihm nicht um die Konkurrenz, der stelle er sich. Damit hat er Recht. Von Anfang an hatte er einen harten Wettbewerb mit Globus. Ernst hat ihn bestanden und viel Kaufkraft, die Richtung Einöd abgeflossen war, zurückgeholt. Aber das Canada-Siedlungs-Projekt ist starker Tobak für ihn. Die massive Konkurrenz in der Siedlung werde seinen Umsatz um mindestens 20 Prozent schmälern, prognostiziert er vorsichtig. Ein Stellenabbau in gleicher Höhe drohe, in letzter Konsequenz will er der Stadt den Rücken kehren. Das sind keine leeren Drohungen. Die Stadt darf diese Sorgen nicht vom Tisch wischen.

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