Innenpolitische Krise vor den Friedensgesprächen Zwei Präsidenten für Afghanistan?

Kabul · Kurz vor den geplanten Friedensgesprächen zwischen der Regierung und den militant-islamistischen Taliban droht sich die innenpolitische Krise in Afghanistan weiter zuzuspitzen. Im Streit um den Ausgang der Präsidentenwahl wollen sich Amtsinhaber Aschraf Ghani und sein Rivale und bisheriger Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah an diesem Montag beide in getrennten Zeremonien zum Staatschef erklären, hieß es.

Die Vereidigung Ghanis werde im Präsidentenpalast stattfinden, teilte ein Sprecher des Amtsinhabers mit. Hunderte afghanische und ausländische Gäste seien eingeladen. „Laut der Verfassung und dem Wahlsystems wird Präsident, wer die Mehrheit der Stimmen gewonnen hat. Auf dieser rechtlichen Grundlage wird Ashraf Ghani seinen Amtseid ablegen.“ Ähnlich äußerte sich ein Sprecher Abdullahs: „Nach der Zeremonie wird er eine allumfassende Regierung bilden.“

Seit Monaten herrscht Streit um den Ausgang der Präsidentenwahl im September 2019. Die Wahlkommission hatte Ghani am 18. Februar mit 50,64 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärt. Abdullah wiederum forderte die Überprüfung von 300 000 seiner Ansicht nach ungültigen Stimmen.

Die USA und die militant-islamistischen Taliban haben gerade ein Abkommen abgeschlossen, das den Weg für innerafghanische Friedensgespräche einleiten sollte. Der Beginn der Gespräche ist eigentlich für den 10. März vorgesehen, nur einen Tag nach den geplanten Zeremonien. Um in den Verhandlungen mit den Islamisten zu bestehen, ist Beobachtern zufolge vor allem Einigkeit auf Regierungsseite vonnöten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort