Seit Sonntagabend rollt der Verkehr

Mainz · Zwei Monate lang nervte die Sperrung der Schiersteiner Brücke Tausende Pendler im Rhein-Main-Gebiet. Sonntagabend (12.04.2015) wurde das reparierte Bauwerk wieder freigegeben – einige Stunden früher als gedacht. Die Fachleute sind schneller fertiggeworden.

Die provisorisch reparierte Schiersteiner Brücke ist nach zweimonatiger Sperrung gestern Abend wieder für den Autoverkehr freigegeben. Bislang war damit gerechnet worden, dass der Autoverkehr erst heute Morgen wieder über die wichtige Verkehrsader zwischen Mainz und Wiesbaden rollen kann. Man sei mit den letzten Arbeiten früher fertig geworden, begründete der Vize-Leiter des Autobahnamtes Montabaur, Ottmar May, den vorgezogenen Öffnungstermin. Die Sperrung der vielbefahrenen Rhein-Querung hatte sich über zwei Monate hinweg zum Alptraum für viele Pendler im Rhein-Main-Gebiet entwickelt.

Die Brücke war am 10. Februar nach einem Bauunfall dichtgemacht worden. Damals senkte sich die Fahrbahn an der Brückenzufahrt um bis zu 30 Zentimeter, es bildeten sich Risse im Beton. Anschließend wurde das Bauwerk provisorisch repariert. Freie Fahrt gibt es künftig aber nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen. Größere Lkw werden dagegen mit einem komplizierten System weiter daran gehindert, die wichtige Verkehrsader zwischen den Landeshauptstädten zu befahren.

Letzte Arbeiten an der Strecke waren noch am Sonntag erledigt worden. Es seien etwa noch Teile des Sicherheitssystems eingerichtet worden, die Lastwagen daran hindern sollen, auf die Brücke zu fahren, sagte eine Sprecherin des Landesbetriebes Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz.

Zu dem Sicherheitssystem zählen Gewichtssensoren, zentimetergenaue Laserscanner, Engpässe, Warnleuchten und Schranken. Zudem werden Fahrer von Schwerlastern, die sich falsch einsortiert haben, mit Hinweisen über Funk in acht Sprachen gewarnt.

Sollten nach der Öffnung noch Nachjustierungen am Sicherheitssystem nötig sein, dann sei das bei wenig Verkehr am Sonntagabend einfacher als im Berufsverkehr am Montag, erklärte May gestern Abend. Dabei gehe es etwa um die Frage, ob Ampelanlagen und Schranken richtig funktionierten und so sichergestellt werden könne, dass kein Fahrzeug mit mehr als 3,5 Tonnen die Brücke befahre. Das Bauwerk selbst sei aber befahrbar, wie die Probebelastung gezeigt habe (wir berichteten). "Die Brücke selbst ist ausgetestet."

Auch nach ihrer Wiedereröffnung wird die Brücke auf absehbare Zeit ein stauträchtiges Nadelöhr bleiben - zumal die Verkehrsführung teilweise einspurig ist. Auf der Mainzer Seite wurde ein zehn Meter langer Engpass eingerichtet, in der ein Lkw stecken bleiben würde, wenn er zuvor alle Warnhinweise ignoriert hat. Falls doch ein 40 Tonnen schwerer Lastwagen trotz der Sicherungssysteme auf die Brücke fahren würde, könnte es zu schweren Schäden und einer erneuten Sperrung kommen, betonte LBM-Chef Bernd Hölzgen. Es sei aber äußerst unwahrscheinlich, dass die Brücke einstürzt.

Die Kosten für den Schaden und die Reparatur werden auf etwa zwei Millionen Euro beziffert. Die politische Debatte darum geht indes weiter. Der Mainzer CDU-Landtagsabgeordnete Gerd Schreiner bemängelte, trotz des Rettungsversuchs sei die Brücke nur eingeschränkt tragfähig. Der Wirtschaft entstehe wegen dieser "verkehrspolitischen Flickschusterei" ein erheblicher Schaden.

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