Stahlindustrie im Ungewissen Thyssenkrupp-Stahlarbeiter fordern sichere Jobs

Duisburg · Bei den Stahlarbeitern von Thyssenkrupp wächst die Wut. Vor einer Aufsichtsratssitzung der Stahlsparte des angeschlagenen Industriekonzerns machten sie am Dienstag ihrem Unmut lautstark Luft und forderten bei einer Demonstration den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.

Thyssenkrupp will isngesamt bis zu 2000 der 27 000 Arbeitsplätze beim Stahl abbauen. Ein Tarifvertrag, der betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, läuft Ende des Jahres aus. Nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall waren isngesamt 6000 Mitarbeiter vor das Verwaltungsgebäude von Thyssenkrupp Steel in Duisburg gezogen.

Der Vorstand der Stahlsparte wollte in der Aufsichtsratssitzung sein Konzept für die Zukunft des größten deutschen Stahlproduzenten vorstellen. Die Arbeitnehmervertreter fordern, dass der Kündigungsschutz verlängert wird. Eine Entscheidung darüber ist bisher noch nihct gefallen. Thyssenkrupp mit weltweit 162 000 Mitarbeitern hatte zuvor bereits den konzernweiten Abbau von 6000 Arbeitsplätzen angekündigt.

Der Ruhrkonzern steckt schon seit langer Zeit  in der Krise und schreibt rote Zahlen. Zuletzt musste er sogar den führenden Börsenindex Dax an der Frankfurter Börse verlassen. Auch die Stahlsparte steht unter Druck, weil die geplante Stahlfusion mit dem europäischen Zweig des indischen Stahlkonzerns Tata von der EU untersagt worden war. Der Bau von zwei Stahlwerken vor über zehn Jahren in Brasilien und den USA hatte den Konzern an den Rand des Ruins gebracht und belastet ihn noch heute. Redner von IG Metall und Betriebsrat warfen dem Management vor, mit Blick auf die Fusion jahrelang notwendige Investitionen in den Stahl unterlassen zu haben. „Der Stahlbereich ist durch fehlende Investitionen der letzten Jahre regelrecht ausgehungert“, sagte der frühere IG-Metall-Vorsitzende Detlef Wetzel, der stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Thyssenkrupp Steel ist. Das Unternehmen erklärte, angesichts der wirtschaftlichen Situation sei der finanzielle Spielraum begrenzt. Für den Stahlbereich seien aber bereits Investitionen von 570 Millionen Euro jährlich geplant, hieß es von Seiten des Managements.  Arbeitnehmervertreter hatten zuvor in zahlreichen Diskussionen eine fast dreimal so hohe Summe gefordert. Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Thyssenkrupp Steel, Tekin Nasikkol, warf der Führung des Konzerns Versagen vor. „Dieser Konzern wurde von unfähigen Managern zugrunde gewirtschaftet“. Jahrelang seien die Stahlarbeiter als „Schmuddelkinder des Konzerns“ behandelt worden. Sogar Reparaturen an wichtigen Anlagen seien unterlassen oder nur notdürftig durchgeführt worden. Jetzt müsse man mit den Folgen leben, kritisierte Nasikkol.

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