Einschränkungen in der Pandemie Studie: Corona-Krise belastet Kinder-Psyche

Hamburg/Homburg · Die Einschränkungen hinterlassen soziale und gesundheitliche Spuren. Der Homburger Professor Dr. Arne Simon befürchtet mehr Suizidversuche.

 Wegen Corona konnten viele Kinder lange Zeit nicht zur Schule.

Wegen Corona konnten viele Kinder lange Zeit nicht zur Schule.

Foto: picture alliance / dpa/Uwe Zucchi

Sie sind häufiger gereizt, niedergeschlagen oder können schlecht einschlafen: Die Corona-Krise hat die Lebensqualität und psychische Gesundheit von vielen Kindern und Jugendlichen in Deutschland einer Studie zufolge verschlechtert. Betroffen seien vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien, sagte die Leiterin der Copsy-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Ulrike Ravens-Sieberer, am Freitag.

„Die meisten Kinder und Jugendlichen fühlen sich belastet, machen sich vermehrt Sorgen, achten weniger auf ihre Gesundheit und beklagen häufiger Streit in der Familie.“ Bei jedem zweiten Kind habe das Verhältnis zu seinen Freunden durch mangelnden physischen Kontakt gelitten. Für die Copsy-Studie befragten die Wissenschaftler zwischen 26. Mai und 10. Juni mehr als 1000 Kinder und Jugendliche zwischen elf und 17.

Demnach veränderte sich das Leben für die Kinder und Jugendlichen im März 2020 schlagartig. Damals schlossen wegen des Coronavirus Schulen und Kitas, Kontaktverbote wurden erlassen. In den Familien gab es laut Studie mehr Streit. 71 Prozent der Befragten spürten im Zuge der Pandemie seelischen Belastungen. Zwei Drittel sehen ihre Lebensqualität als niedrig an – vor der Krise waren es laut UKE nur ein Drittel.

Auch Prof. Dr. Arne Simon, Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin an der Uniklinik Homburg, hat zuletzt von vielen Kollegen gehört, dass Kinder immer unruhiger werden. Viele könnten sich nicht mehr konzentrieren und seien aggressiv. „Das liegt daran, dass sie unausgelastet sind“, sagt der Mediziner. Er hatte Mitte Mai mit anderen Fachleuten eine baldige Wiedereröffnung von Schulen und Kitas gefordert und dabei auch vor sozialen und gesundheitlichen Folgen der Schließungen gewarnt. Simon sieht vor allem Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen gefährdet. „Die Befürchtung ist da, dass die Pandemie die psychische Erkrankung wie Depressionen verschlimmert.“ Auch die Gefahr von Suizidversuchen steige.

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