Nahost-Konflikt Trumps Plan für die Zwei-Staaten-Lösung

Washington · Der lange erwartete Nahost-Plan sieht einen eigenen Palästinenserstaat vor. Und eine weite Siedlungshoheit Israels.

 Seinen Nahost-Plan stellte US-Präsident Donald Trump (r), mit Israels Premier Benjamin Netanjahu vor.

Seinen Nahost-Plan stellte US-Präsident Donald Trump (r), mit Israels Premier Benjamin Netanjahu vor.

Foto: dpa/Alex Brandon

Kronleuchterglanz im East Room, dem Prunksaal des Weißen Hauses. Gemeinsame Pressekonferenz mit Benjamin Netanjahu, dem Premier Israels. Es beginnt, wie so oft, wenn Trump im Scheinwerferlicht steht, mit viel Selbstlob. „Ich bin nicht gewählt worden, um mich mit Kleinigkeiten abzugeben oder großen Problemen auszuweichen“, sagt er, bevor er von einem 80-Seiten-Plan spricht, der detaillierter sei als jeder frühere Vorschlag der Vereinigten Staaten. Als ein Mann, der etwas von Deals verstehe, biete er „faktenbasierte“ Lösungen für komplexe Probleme an, an denen seine Vorgänger im Amt allesamt gescheitert seien. Ein „Win-win“ mit beiden Seiten als Sieger, so charakterisiert er den – federführend von seinem Schwiegersohn Jared Kushner ausgearbeiteten – Vorschlag. Für die Palästinenser, sagt Trump noch, könnte es die letzte Chance sein, ihren eigenen Staat zu gründen.

Es ist das erste Mal, dass eine amerikanische Regierung markiert, wo im Falle einer Friedensregelung die Grenze verlaufen soll. Landkarten, die es zeigen, wurden zunächst noch nicht veröffentlicht, doch wie die Skizze im Groben aussieht, war schon vor der Zeremonie durchgesickert. Demnach unterstützt das Weiße Haus den israelischen Anspruch auf Teile des besetzten Westjordanlands. De facto bekommt Israel grünes Licht, sowohl das Jordantal zu annektieren als auch andere Gebiete der West Bank, auf denen seit dem Sechstagekrieg von 1967 jüdische Siedlungen gebaut worden sind. Es erhalte, so formuliert es Netanjahu, eine Ostgrenze, die es tatsächlich verteidigen könne. Trumps Amtsvorgänger hatten noch darauf beharrt, dass sich israelisches Staatsgebiet – im Zuge eines potenziellen Gebietsaustauschs hier und da mit Korrekturen – auf jene Grenzen beschränken muss, wie sie vor der Eroberung des Westjordanlands vor gut einem halben Jahrhundert bestanden.

Jerusalem soll weiterhin komplett unter israelischer Hoheit bleiben, während den Palästinensern eine symbolische Präsenz im arabischen Ostteil der Stadt zugestanden wird. Die USA, stellt Trump in Aussicht, würden dort womöglich dereinst eine Botschaft ansiedeln. In Landstrichen, die dem eventuellen Staat Palästina vorbehalten sind, soll sich bis 2024 nichts am Status quo ändern. Das heißt, Israel darf dort vier Jahre lang keine neuen Siedlungen errichten. Die Palästinenser, bemerkt Trump eher lakonisch, hätten damit vier Jahre Zeit, über seinen Vorschlag nachzudenken. Auf dem Weg zu einer „realistischen Zweistaatenlösung“, wie er seinen Ansatz charakterisiert, müssten sie allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehöre es, den Terrorismus klar zu verurteilen und ohne Wenn und Aber das Existenzrecht Israels anzuerkennen.

Anders als frühere US-Präsidenten strebt Trump keine Kompromisse mehr an, die es zumindest einigen Palästinensern erlauben würden, in  Dörfer zurückzukehren, die sie oder ihre Vorfahren 1948 im Zuge der Gründung des Staates Israel verlassen mussten. Anders als sie verzichtet er offenbar auch darauf, sich für eine Entschädigung für damals Geflohenen und Vertriebenen beziehungsweise deren Nachkommen einzusetzen. Das palästinensische Flüchtlingsproblem, kommentiert Netanjahu diesen Teil des Plans, „muss außerhalb des Staates Israel gelöst werden“.

Trump hatte sowohl Netanjahu als auch dessen Rivalen Benny Gantz eingeladen, um zu feiern, was er eine „historische Stunde“ nannte. Dafür, dass er sich dann allein mit dem Regierungschef ins Prachtambiente des East Room stellte, erntete er allerdings auch im eigenen Land pointierten Widerspruch. Kritiker sprechen von kaum bemäntelter Wahlkampfhilfe für den Likud-Politiker, der am Dienstag der Korruption angeklagt wurde. Trump wiederum muss sich den Vorwurf gefallen lassen, er wolle nur von einem Impeachment-Prozess ablenken.

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