Die "Süddeutsche Zeitung" (München) stellt sich hinter die Massenproteste in Gorleben:

Die "Süddeutsche Zeitung" (München) stellt sich hinter die Massenproteste in Gorleben: Der Castor ist kein Konzept; er ist die rollende Ratlosigkeit. Daher waren und sind die ewigen Proteste gegen den Castor so wichtig: Sie haben dafür gesorgt, dass das Bewusstsein für das größte Problem der Atom- und Energiewirtschaft wach bleibt

Die "Süddeutsche Zeitung" (München) stellt sich hinter die Massenproteste in Gorleben: Der Castor ist kein Konzept; er ist die rollende Ratlosigkeit. Daher waren und sind die ewigen Proteste gegen den Castor so wichtig: Sie haben dafür gesorgt, dass das Bewusstsein für das größte Problem der Atom- und Energiewirtschaft wach bleibt. Das ist das Verdienst des Widerstands von Gorleben, der zu einer Volksbewegung geworden ist, getragen von Hausfrauen, Pfarrern, Lehrern und Bauern. Die "Märkische Oderzeitung" (Frankfurt/O.) meint dagegen: Deutschland muss seinen Atommüll selbst entsorgen. So weit er nicht aus der gestoppten Wiederaufbereitung stammt, lagert er heute überwiegend direkt bei den Atomkraftwerken selbst. Ganz selten, dass dies Proteste hervorruft, ja überhaupt ins Bewusstsein dringt. Wer in Gorleben protestiert, mag berechtigte Sorgen ins Feld führen, fragen lassen muss er sich, ob er sich vor den unausweichlichen Konsequenzen des Atomzeitalters in seiner unbedingten Ohne-mich-Haltung nicht einfach drückt. Die "Kieler Nachrichten" wundern sich über Schwarz-Gelb:Union und FDP überlassen der Opposition kampflos das Feld. Statt die Notwendigkeit eines Atommülllagers zu erklären, statt für die klimafreundliche Atomenergie zu werben, statt Gesetzesbrüche im Wendland anzuprangern, schieben sie der Polizei die Verantwortung zu. (. . .) Die Demonstranten (. . .) können sich als die moralischen Helden aufspielen (. . .). Fragt sich niemand, warum der Castor für Gorleben zu gefährlich sein soll, wenn man ihn vorher ohne Gefahr für Leib und Leben tagelang an der Weiterfahrt hindern konnte?Die "Financial Times Deutschland" verteidigt den Vorschlag zur Gemeindefinanzreform:Die Kommunen wehren sich gegen die dringend gebotene Abschaffung der Gewerbesteuer, die FDP legt ihr Veto gegen einen kommunalen Aufschlag auf die Einkommensteuer ein, und am Ende steht: null Reform. Die Gewerbesteuer bleibt Haupteinnahmequelle der Kommunen, was ökonomisch so widersinnig ist wie eh und je. Das ist ein größeres Debakel, als die dröge Überschrift kommunale Finanzreform vermuten lässt. Die Misere der Kommunalfinanzen unterhöhlt die Steuerehrlichkeit ebenso wie das Zutrauen in die Fähigkeiten der Politik.

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