Düstere Wolken über der Westdeutschen Landesbank

Düsseldorf. Eine Hiobsbotschaft nach der anderen erreicht in diesen Tagen die drittgrößte deutsche Landesbank West-LB. Erst lässt die Bayern-LB die Fusionsgespräche platzen, dann kommt es aus Brüssel knüppeldick. Die EU-Kommission stellt nicht nur neue Forderungen, weil die Staatshilfen nach ihren Berechnungen viel höher waren als geplant

Düsseldorf. Eine Hiobsbotschaft nach der anderen erreicht in diesen Tagen die drittgrößte deutsche Landesbank West-LB. Erst lässt die Bayern-LB die Fusionsgespräche platzen, dann kommt es aus Brüssel knüppeldick. Die EU-Kommission stellt nicht nur neue Forderungen, weil die Staatshilfen nach ihren Berechnungen viel höher waren als geplant. Die Wettbewerbshüter zweifeln auch an der Rentabilität der Bank. Schon vor dem Brief aus Brüssel hatte Hilmar Kopper der West-LB ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt: "Strich drunter machen und abwickeln", empfiehlt der Ex-Chef der Deutschen Bank.Das ist alles andere als Werbung für die nordrhein-westfälische Landesbank, die auf Brautschau ist. Gemäß EU-Auflagen muss sie bis Ende 2011 mehrheitlich in neue Hände kommen oder mit einer anderen Landesbank fusionieren. Sollte beides nicht gelingen, droht der Bank mit ihren 5000 Mitarbeitern ab 2012 die Abwicklung. Die West-LB, die noch vor zehn Jahren Flaggschiff und Meinungsführer der deutschen Landesbanken war, würde in diesem Fall nicht nur ihre Eigenständigkeit verlieren, sondern ganz vom Markt verschwinden. Sie wäre damit das erste deutsche Großinstitut, das die Folgen der Finanzkrise nicht überlebt. Groß, kleiner, West-LB: Die Bank hat einen Schrumpfungsprozess hinter sich, dessen Endpunkt noch nicht erreicht ist. Die alte Westdeutsche Landesbank kam vor zehn Jahren auf eine Bilanzsumme von 400 Milliarden Euro, beschäftigte mehr als 11 000 Mitarbeiter und war die viertgrößte Bank bundesweit. Im Jahr 2000 erzielte sie knapp eine halbe Milliarde Euro Gewinn - dann ging es steil bergab. Riskante Geschäfte, Fehlspekulationen und die Rückzahlung von Beihilfen sorgten mehrfach für tiefrote Zahlen. Die Verluste summieren sich auf sieben Milliarden Euro. Ein Vielfaches der Gewinne, die seit 2000 insgesamt nur 1,4 Milliarden Euro ausmachten. Sechs Bankchefs gaben sich in wenigen Jahren die Klinke in die Hand.Mit dem Aufspalten der West-LB in eine gesunde Kernbank und eine "Bad Bank" für Ballast sollte 2010 der große Wurf gelingen. Bankchef Dietrich Voigtländer rührte kräftig die Werbetrommel vor allem für eine Landesbankenfusion. Für die West-LB-Kernbank, die ein ausgewogenes Risikoprofil aufweise, werde für 2014 ein Vorsteuergewinn von fast 500 Millionen Euro angepeilt, erklärte er damals. Das Signal: Die verkleinerte West-LB verdient Geld.Nach dem Korb aus Bayern geht es um Schadensbegrenzung: Nein, die Abwicklung rücke nicht näher, beteuerte der West-LB-Chef. Die Bundesregierung versucht ebenfalls zu beruhigen. Für den Bund steht viel Steuer-Geld auf dem Spiel. Um die Aufspaltung der West-LB zu ermöglichen, stieg er mit einer stillen Einlage von drei Milliarden Euro in die West-LB-Kernbank ein. Und aus Sicht des Landes Nordrhein-Westfalen, so Finanzminister Norbert Walter-Borjans, müsste ein Verkauf der West-LB rund zehn Milliarden Euro einbringen, damit sich keine neuen Haushaltslasten ergeben.Die Bank und ihre Eigentümer - das Land NRW und 100 Sparkassen -, wollen nun bei anderen Landesbank einen Partner suchen. Von den sieben Instituten hebt aber keines den Finger. "Wenn nicht einmal die Bayern-LB, der der Kittel brennt, bereit ist, mit der West-LB zusammenzugehen, warum sollten wir das tun?", heißt es in Kreisen des Wunschpartners Helaba, der Landesbank Hessen-Thüringen.

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