Grüne mischen beim Castor-Protest wieder kräftig mit

Gorleben. Hans-Christian Ströbele ist ein Grünen-Veteran. Der 71-Jährige war bei fast jeder Demo gegen den Castor im Wendland. Er kann sich noch gut an Zeiten erinnern, als die Grünen hier unerwünscht waren. Im März 2001 etwa flohen die damalige Fraktionsvorsitzende Kerstin Müller und Parteichefin Claudia Roth, als sie von Atomgegnern ausgepfiffen wurden

Gorleben. Hans-Christian Ströbele ist ein Grünen-Veteran. Der 71-Jährige war bei fast jeder Demo gegen den Castor im Wendland. Er kann sich noch gut an Zeiten erinnern, als die Grünen hier unerwünscht waren. Im März 2001 etwa flohen die damalige Fraktionsvorsitzende Kerstin Müller und Parteichefin Claudia Roth, als sie von Atomgegnern ausgepfiffen wurden. "Ihr habt uns verraten", bekamen sie von Demonstranten zu hören, die empört über den kurz zuvor erzielten Atomkonsens waren. Nicht eben gut kam im Wendland zudem an, dass auch unter dem grünen Umweltminister Jürgen Trittin Castoren rollten. "Ich freue mich, dass die Grünen wieder von der Anti-Atom-Bewegung akzeptiert werden", sagt Ströbele jetzt. Am Wochenende mischten sich die Parteichefs Claudia Roth und Cem Özdemir sich unter die Demonstranten. Im Wendland sind die Grünen jetzt, weil die Regierung ihrer Meinung nach gegen den Willen der Bevölkerung und nur zugunsten der Atomkonzerne die Laufzeiten verlängert. So werden Deutschland 4400 weitere Tonnen Atommüll beschert. Die stellvertretende Fraktionschefin der Grünen, Bärbel Höhn, machte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) für das Ausmaß der Castor-Proteste verantwortlich. Höhn sagte der Saarbrücker Zeitung, die Kanzlerin habe den Atomkonsens aufgekündigt, um die Union zu befrieden und den Energiekonzernen Milliarden-Gewinne zu ermöglichen: "Sie hat verkannt, dass sich die Menschen dies nicht gefallen lassen werden." Dass die Grünen den Anti-Atom-Kampf mit dem Castor-Protest vermengen, bringt die Koalition auf die Palme. "Wir werden den Grünen nicht durchgehen lassen, dass sie die Castor-Transporte in gute und schlechte unterteilen", sagt Umwelt-Staatssekretärin Katherina Reiche. Sie spricht von billigem Protest.Die Anti-Atom-Initiativen im Wendland bewerten den Auftritt der Grünen durchaus skeptisch. "Wir legen großen Wert darauf, dass wir nicht vereinnahmt werden", sagt die Sprecherin von X-tausendmalquer, Luise Neumann-Cosel. dpa/has

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