Glosse Besuch zu Hause

Die eigenen vier Wände sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Teilen sich doch viele Deutsche den Raum dazwischen ständig – nicht nur mit Partner und Familie, sondern auch mit Besuch. Laut einer Umfrage von Konsumforschern haben zwei Prozent der Deutschen jeden Tag Besuch, 20 Prozent einmal die Woche und 42 Prozent mindestens einmal im Monat. Damit sind sie zwar nicht so gastfreundlich wie Mexikaner oder Argentinier, aber deutlich begeisterter von Besuch als Niederländer oder Japaner. Aber der Schein könnte auch trügen. Vielleicht üben die Deutschen ja durch das ständige Einladen von Besuch bloß eine gewisse Selbstdisziplin. Schließlich muss für die Gäste die eigene Wohnung kontinuierlich sauber und ordentlich gehalten werden. Und wer allein lebt, findet im Besuch vielleicht endlich ein unfreiwilliges Opfer für die eigenen, gefühlt großartigen Kochkünste.

Natürlich ist zu hoffen, dass der Gastgeber seinen Gast in den meisten Fällen wirklich mag. Rein sprachlich muss das nicht so sein. Denn dass im Deutschen das Wort „Gast“ auch „lästige Störung“ bedeuten kann, zeigen die Worte „Fluggast“ und „Gaststätte“.

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