Augenmaß hilft in der Krise

Meinung · Der durch die Wirtschaftskrise angerichtete Schaden wird täglich größer. Mit immer neuen, unabsehbaren Folgen. Was wird jetzt beispielsweise aus all den Unternehmen, die sich noch mit Kurzarbeit über Wasser zu halten versuchen? In der Hoffnung auf zunehmende Aufträge und die Option, ihre Belegschaften durch Kurzarbeit weitgehend zu halten

Der durch die Wirtschaftskrise angerichtete Schaden wird täglich größer. Mit immer neuen, unabsehbaren Folgen. Was wird jetzt beispielsweise aus all den Unternehmen, die sich noch mit Kurzarbeit über Wasser zu halten versuchen? In der Hoffnung auf zunehmende Aufträge und die Option, ihre Belegschaften durch Kurzarbeit weitgehend zu halten. Eine spürbare Erholung der Wirtschaft auf breiter Front ist weit und breit nicht in Sicht. Zudem steht das Auslaufen der Kurzarbeit in zahlreichen Unternehmen Anfang bis Mitte 2010 bevor. Deshalb muss aus heutiger Sicht mit einer starken Zunahme der Arbeitslosigkeit gerechnet werden. Woran niemandem gelegen sein kann.So erklärt sich jetzt auch der überraschende Vorstoß von IG-Metall-Chef Berthold Huber. Für ihn sind in der kommenden Lohnrunde Maßnahmen zum Erhalt von Arbeitsplätzen wichtiger als die Höhe der Lohnforderung. Hubers Vorstoß verdient größte Beachtung. Er selbst ist ein Vor- und Querdenker, ein Pragmatiker unter den Gewerkschaftern. Und muss derzeit fast täglich das massenhafte Wegbrechen von Arbeitsplätzen mit erleben: Ob nun bei Opel, in Zulieferbetrieben der Autoindustrie oder auch im Maschinenbau. Häufig trifft es gleich ganze Familien. Da die Krise immer weitere Kreise zieht, hilft es den Menschen derzeit mehr, wenn sie berechtigte Hoffnungen haben, dass ihr Arbeitsplatz erhalten bleibt, statt etwas mehr Geld zu bekommen. Ohne zu wissen, wie lange noch. Huber wird mit seinem Vorstoß intern sicher noch große Probleme bekommen. Zumal, je nach Branche, durchaus noch so mancher Betrieb ganz gut verdient. Und deshalb auch nicht gerade die Begeisterung in anderen Gewerkschaften wächst, Hubers Ideen zu teilen. Dennoch ist der Vorstoß jetzt ein vielversprechender Ansatz zur Überwindung der Wirtschafts- und Beschäftigungs-Krise. Zumal eine moderatere Lohnerhöhung den Unternehmen auch mehr Luft zum Atmen verschafft. Und die Chancen erhöht, ihre Wettbewerbsfähigkeit jetzt kritisch zu hinterfragen. Sind die Strukturen noch zeitgemäß? Werden noch die richtigen Produkte angeboten? Was muss passieren, um die Konkurrenz am Markt erfolgreich zu schlagen? Der eigentliche Charme von Hubers Angebot besteht darin, dass mehr Spielräume für Ideen und deren Umsetzung entstehen. Das heißt nicht, Menschen in Bereichen zu beschäftigen, in denen es keine Arbeit mehr gibt. Es heißt vielmehr, gemeinsam mit ihnen nach neuen Marktchancen zu suchen. Statt sich einfach von ihnen zu trennen, weil der Unternehmensführung nichts Besseres einfällt.

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