Umjubelt: „Sinatra & Friends“ in Hamburg

Hamburg (dpa) · Am 12. Dezember 2015 wäre der 1998 gestorbene Frank Sinatra 100 Jahre alt geworden. Die Show „Sinatra & Friends“ huldigt dem Jahrhundert-Entertainer mit drei Darstellern, die klingen wie das Original „Rat Pack“ - auch in Hamburg bei der Deutschlandpremiere.

Vielleicht haben Sie gehört, dass ich kürzlich 100 Jahre alt geworden bin. Dafür habe ich mich doch recht gut gehalten, oder?“, witzelt Sinatra-Darsteller Stephen Triffitt fast am Ende der zweistündigen Show „Sinatra & Friends“, die am Mittwoch in Hamburgs Kulturfabrik Kampnagel Deutschlandpremiere feierte.

„Aber nur mein Körper ist 100. Im Kopf bin ich immer noch 24“, fügt er hinzu. Die Entertainer-Legende Frank Sinatra , die 1998 an Herzversagen starb, ist sowieso nicht totzukriegen. In Jemandem wie Triffitt lebt sie auf der Bühne weiter. Denn es ist schon erstaunlich, wie genau der Brite das Stimm-Timbre von „The Voice“ Sinatra trifft, wenn er dessen Klassiker singt - und wie sehr er Mister „Ol' Blue Eyes“ auch optisch ähnelt.

Aber Triffitt ist ja nicht alleine da: Wie das Original schart er mit Mark Adams als Dean Martin und George Daniel Long als Sammy Davis Jr. seine Freunde um sich, mit denen er bereits viele Jahre im Londoner West End Erfolge feierte. Gemeinsam erinnern sie noch einmal an die unzähligen Konzerte, die das „Rat Pack“ in den Sechzigern im Sands Hotel in Las Vegas zum Publikumsmagneten machte. Nur die unterkühlt wirkende Bühne mit der leuchtenden Showtreppe verhindert an diesem Abend die volle Illusion. Auf ihr finden neben den Herren in den gediegenen Anzügen auch die neunköpfige Big Band unter der Leitung von Dominic Barlow, sowie drei Background-Sängerinnen Platz.

Die Show beginnt mit Solo-Auftritten von Sinatra und seinen Freunden, bei denen dann auch die Unterschiede der Charaktere gut herauskommen. Sinatra wiegt sanft mit den Hüften und wirkt allein mit seinem Charisma und der Stimme, während er Songs wie „Come Fly With Me“ und „The Way You Look Tonight“ zum Besten gibt. Dean Martin torkelt eher über die Bühne als dass er läuft und wickelt jeden mit seinem Charme um den Finger - inklusive Frauenchor, den er die „Golddiggers“ tauft, und der ihm dann auch nicht mehr von der Seite weicht. Beswingt singt er seinen Song „That's Amore“, für den er eine Rose aus der ersten Reihe erntet.

Sammy Davis Jr. ist indes so flink wie ein Wiesel: Er steppt, dreht Pirouetten und pfeift zum Song „Mr. Bojangles“. Am besten sind sie aber immer noch zu dritt, denn dann kommt Spaß pur rüber. „Mit ein paar Drinks intus wird die Show sowieso immer besser“, meint Sinatra, während er dem Publikum zum wiederholten Male mit einem Whiskey-Glas zuprostet, um dann zu sticheln: „Ach so, Sie dürfen ja gar nichts trinken.“

Obwohl 2016 alles etwas geschliffener wirkt als damals in den Sechzigern, als sich die Originale durch eine „political uncorrectness“ auszeichneten. Als der Dean-Martin-Darsteller einen Musiker mit den Worten „He is buysexual - für Sex muss er immer bezahlen“ vorstellt, sind damit auch schon die Humor-Grenzen ausgelotet. Da die Protagonisten die Show auf Englisch darbieten, entpuppt sich mancher Witz als Rohrkrepierer. Aber das ist nichts, was die Herren aus der Ruhe bringen könnte. Oder wie Martin amüsiert anmerkt: „Gestern haben sie an der Stelle geklatscht.“

Nach der Pause kommen die Drei im Smoking und mit ihren größten Hits zurück. Sinatra singt inmitten der Halle „Strangers In The Night“ und holt eine der Sängerinnen als seine Tochter Nancy auf die Bühne. Die versprüht mit ihren kniehohen Stiefeln, dem kurzen schwarzen Paillettenkleid und den aufgeplusterten Haaren nicht nur Sixties-Flair, sondern ist auch eine herrliche Auflockerung zwischen all dem Testosteron. Sie singt den Bond-Song „You Only Live Twice“, „These Boots Are Made For Walking“ und im Duett mit ihrem Vater „Something Stupid“, das die jüngere Generation wohl nur noch in der Coverversion von Robbie Williams und Nicole Kidman kennt. Mittlerweile steht ein Bar-Wagen auf der Bühne. Und der beschwipste Dean Martin offenbart, warum er trinkt: „Ohne Alkohol würde ich mich für Kai Pflaume halten.“ Da lachen dann wirklich alle.

Die Rattenbande macht es sich auf Barhockern gemütlich, im Falle des kurzgeratenen Sammy Davis Jr. ein weißer Schemel, und intoniert „The Lady Is A Tramp“ sowie Kurt Weills „Mack The Knife“, während die Golddiggers im goldenen Glitzerfummel um sie herum tanzen. „Ohne diesen Song würden sie mich nicht aus der Halle lassen“, weiß Sinatra und begeistert mit „My Way“ im Lichtkegel der Scheinwerfer. Zu dritt in weißen Smokings singen sie die Zugabe „New York, New York“ und ernten Riesenjubel und Ovationen des Publikums im Stehen. Ja, so könnte es damals mit dem „Rat Pack“ in Las Vegas gewesen sein.

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