Linslerhof baut riesiges Solarkraftwerk

Überherrn. Das größte Solarkraftwerk des Saarlandes entsteht derzeit auf einem Areal des Linslerhofs in Überherren. Auf 20 Hektar Ackerflächen des Hofs, der der Familie Wendelin von Boch (Villeroy & Boch) gehört, werden in den kommenden Wochen rund 44 000 Solarmodule verbaut

Überherrn. Das größte Solarkraftwerk des Saarlandes entsteht derzeit auf einem Areal des Linslerhofs in Überherren. Auf 20 Hektar Ackerflächen des Hofs, der der Familie Wendelin von Boch (Villeroy & Boch) gehört, werden in den kommenden Wochen rund 44 000 Solarmodule verbaut. Wenn die Photovoltaik-Anlage Ende Juni fertig ist, soll sie in der Spitze (Peak - bei Sonnenschein und optimaler Einstrahlung) 10,4 Megawatt (MW) elektrische Leistung bringen. Die Investitionssumme beträgt nach Angaben von Bochs rund 15 Millionen Euro. Er ist der Geschäftsführer des Solarparks Linslerhof, der die Anlage betreiben soll.Gestern war offizieller Spatenstich, obwohl etliche der Solar-Module bereits auf den Gestellen stehen. Von Boch bedankte sich dafür, dass das "komplizierte Genehmigungsverfahren in der Rekordzeit von nur viereinhalb Monaten über die Bühne gehen konnte". Unter anderem musste der Flächennutzungsplan geändert und das Areal aus dem Landschaftsschutz ausgegliedert werden. Dennoch war es eine Zitterpartie. Denn die Förderung des Sonnenstroms durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) sollte nach Plänen der Bundesregierung stark zurückgefahren werden, bevor das Sonnenkraftwerk fertig war. Dieses Vorhaben scheiterte am Bundesrat - auch auf Betreiben des Saarlandes -, so dass jetzt eine finanzielle Ernte von 18 Cent pro Kilowattstunde (kWh) für die nächsten 20 Jahre auf diesen "Magerböden" nahe am Bahndamm sichergestellt ist.

Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) kritisierte erneut die Volte der Bundesregierung bei der Solarförderung. "Um die Energiewende zu schaffen, benötigen wir verlässliche Rahmenbedingungen". Sie geht davon aus, dass bald ein tragfähiger Kompromiss für die künftige Förderung der Photovoltaik gefunden wird.

Die Module, Gestelle und die Wechselrichter, die den Solar-Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln, hat die Hamburger Solarfirma Conergy geliefert. "Dadurch werden nur in Deutschland hergestellte Produkte verbaut", betonte Conergy-Vorstand Alexander Gorski. Die Branche kann solche Aufträge brauchen, denn sie steht wegen Billigimporten vor allem aus China stark unter Druck.

Der Solarpark stieß auf wenig Widerstand aus der Gemeinde Überherrn, wie Bürgermeister Bernd Gillo (CDU) hervorhob. Die Bewohner bekommen sogar ein finanzielles Bonbon. Die Überherrner sowie die Bürger der Wadgasser Ortsteile Friedrichweiler und Differten dürfen für insgesamt eine Million Euro Anteile an dem Solarpark zeichnen. Sie erhalten fünf Jahre lang eine garantierte Verzinsung von vier Prozent, wie Frank Eloy, Vorstand der Landesbank Saar (Saar-LB) erläuterte. Danach wird ihnen ihr Geld zurückgezahlt. Das Geschäft wird über die Kreissparkasse Saarlouis abgewickelt.

An Sonnenstrom sind im Saarland derzeit rund 250 MW installiert, bilanziert Alexander Dörr, Geschäftsführer der Arge Solar. Bislang war der Solarpark Göttelborn auf dem ehemaligen Grubengelände mit einer Leistung von 8,3 MW (jeweils Peak) das größte Sonnenkraftwerk, gefolgt von der Fläche in der Nachbarschaft des Flughafens Saarbrücken-Ensheim (vier MW) und einer Anlage auf dem ehemaligen St. Wendeler Kasernengelände (3,4 MW).

Meinung

Ehrgeizige Solar-Ziele

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid

Mit einer Leistung von 250 Megawatt (MW) schiebt sich das Saarland beim Sonnenstrom langsam nach vorn. Damit ist man immer noch weit von den 850 MW entfernt, die im saarländischen Masterplan Energie als Zielmarke für 2020 festgehalten sind. Ob dieses Vorhaben gelingt, ist offen und davon abhängig, wie in den nächsten Wochen die künftige Förderung der Photovoltaik festgezurrt wird. Schon heute sind bundesweit Solar-Subventionen für 100 Milliarden Euro versprochen. Auch wenn die Unterstützung verlässlicher wird und Investitionen planbarer werden, muss hier auf die Bremse getreten werden. Photovoltaik trägt zur Stromerzeugung gerade mal vier Prozent bei - kostet aber Unsummen.

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