Griechen-Wahl verdrängt Unsicherheit nur kurz"Eine Brücke für die EU"

Frankfurt. Die Realität der Schuldenkrise hat die Erleichterung über den Wahlausgang in Griechenland gestern schnell wieder eingeholt. Hatte der Dax den Wahlsieg der Euro-Befürworter im frühen Handel noch mit einem Sprung auf 6316 Punkte gefeiert, schmolzen die Gewinne bis zum Nachmittag wieder zusammen. Auch beim Euro war die Entwicklung durchwachsen

Frankfurt. Die Realität der Schuldenkrise hat die Erleichterung über den Wahlausgang in Griechenland gestern schnell wieder eingeholt. Hatte der Dax den Wahlsieg der Euro-Befürworter im frühen Handel noch mit einem Sprung auf 6316 Punkte gefeiert, schmolzen die Gewinne bis zum Nachmittag wieder zusammen. Auch beim Euro war die Entwicklung durchwachsen. Zwar legte die EZB den Referenzkurs für den Euro gestern mit 1,2618 Dollar höher als noch am Freitag fest (1,2596 Dollar), doch gestern bewegte sich der Euro nach einem ersten Aufwärtstrend am Morgen vornehmlich abwärts.Der Markt gebe ein ähnliches Bild ab wie in der vergangenen Woche, nachdem die Wirkung eines Milliardenkredits für den spanischen Bankensektor ebenfalls schnell verpufft war, sagte Händler Markus Huber von ETX Capital. "Sobald eine Sache abgehakt wird, schwenkt der Fokus sofort auf die nächsten Probleme. So erinnert der Markt daran, dass weiterhin viele Unsicherheiten bestehen und noch immer keine umfangreiche Lösung für die europäische Finanzkrise gefunden worden ist."

Kritische Töne gibt es auch von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Der bezweifelt trotz des Siegs der Konservativen bei der Griechenland-Wahl, dass das Land in der Euro-Zone bleiben wird: "Vermutlich wird Griechenland der Währungsunion in fünf Jahren nicht mehr angehören", sagte er "Handelsblatt Online". Krämer geht davon aus, dass die griechische Bevölkerung die auferlegten Reformen nicht mittragen werde: "Griechenland dürfte selbst gelockerte Auflagen nicht erfüllen."

Trotz der weiter bestehenden Unsicherheit in der Euro-Zone bleibt die Bundesbank optimistisch für die deutsche Konjunktur. Zwar bremse die Euro-Staatschuldenkrise die Konjunktur, aufhalten werde sie den Aufschwung der deutschen Wirtschaft aber nicht - zumindest solange die Krise sich nicht weiter verschärft.

In ihrem gestern veröffentlichten Monatbericht geht die Bundesbank davon aus, dass der strukturell gute Zustand der deutschen Volkswirtschaft und die robuste globale Konjunktur trotz des Vertrauensverlustes durch die Staatsschuldenkrise die Oberhand behalten haben.

Der aktuellen Bundesbank-Prognose zufolge wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im laufenden Jahr um 1,0 Prozent wachsen. "Unter der Voraussetzung einer anhaltenden Erholung der Weltwirtschaft und bei Ausbleiben einer Eskalation der Finanz- und Staatsschuldenkrise könnte sich das reale Wachstum im Folgejahr dann auf 1,6 Prozent verstärken", schreiben die Konjunkturexperten. Allerdings bleibe abzuwarten, in welchem Ausmaß die jüngste Verschärfung der Staatsschuldenkrise im Euro-Gebiet und die Anzeichen für eine Abschwächung der globalen Konjunktur die Aussichten für die deutsche Wirtschaft belasten. dpa/dapd

Herr Horn, in Griechenland haben die Sparbefürworter die Wahl gewonnen. Was bedeutet das für den Euro?

Horn: Der Euro ist insofern sicherer geworden, als der Zusammenbruch des Landes beziehungsweise sein Austritt aus der Euro-Zone unwahrscheinlicher geworden ist.

Die Bundesregierung hat noch einmal klar gestellt, dass an den Sparauflagen für Athen nicht gerüttelt wird. Zugleich verschärft sich dort aber auch die Rezession. Was tun?

Horn: Die Konsolidierung der griechischen Staatsfinanzen ist weiter oberstes Ziel. Athen kann sich nicht auf Dauer immer weiter verschulden. Aber der bisherige Kurs dafür ist ganz offenkundig gescheitert. Als Ausweg bleibt nur eine zeitliche Streckung dieser Konsolidierung. Das Wahlergebnis gibt den EU-Staaten die Möglichkeit, diese Brücke zu beschreiten und mit Athen darüber zu verhandeln.

Was heißt zeitliche Streckung konkret?

Horn: Die von der EU vorgeschriebene Ausgabenkürzung muss über einen längeren Zeitraum stattfinden als ursprünglich festgelegt. Ebenso der Abbau der Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst. Aber das kann nur die eine Seite der Medaille sein. Notwendig ist auch eine Beschleunigung der griechischen Aktivitäten. Zum Beispiel beim Aufbau eines wirksamen Steuervollzugs. Die institutionellen Veränderungen müssen schneller gehen, die Sparbemühungen langsamer, um die Wirtschaft zu schonen.

Das Interview in voller Länge lesen Sie unter www.saarbruecker-zeitung.de/berliner-buero

Foto: Himsel

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