"Der Druck von unten muss wachsen"

St. Ingbert. Senkung der Einkommensteuer, dafür zwei Prozent Steuern auf alle Finanztransaktionen, Verbot von Finanzwetten auf Pleitestaaten und Lebensmittel sowie ein soziales Pflichtjahr für alle: So stellt sich der Bestsellerautor und Philosoph Richard David Precht ("Wer bin ich - und wenn ja, wie viele ?") die Zukunft vor

St. Ingbert. Senkung der Einkommensteuer, dafür zwei Prozent Steuern auf alle Finanztransaktionen, Verbot von Finanzwetten auf Pleitestaaten und Lebensmittel sowie ein soziales Pflichtjahr für alle: So stellt sich der Bestsellerautor und Philosoph Richard David Precht ("Wer bin ich - und wenn ja, wie viele ?") die Zukunft vor. In der Vortragsreihe "Impuls 2012 - Von den Besten profitieren" verlangte Precht im Eventhaus Alte Schmelz in St. Ingbert "viel mehr Druck von unten" zur Durchsetzung dessen, was die Politiker nicht schafften."In der Finanzwirtschaft wird mehr Geld erwirtschaftet als in der Realwirtschaft, aber nur die wird besteuert", bemängelte Precht. Argumente, Deutschland könne nicht im Alleingang mit der Finanztransaktionssteuer vorpreschen, ließ der Publizist nicht gelten: "Auch bei der Sklaverei oder Kinderarbeit hat mal irgendeiner mit der Abschaffung angefangen und dann einen Domino-Effekt ausgelöst."

Den Politikern warf Precht vor, in der Finanzkrise nur noch zu taktieren, aber keine Strategie und kein wirkliches Ziel zu haben. Während die Managergehälter in den letzten zwei Jahrzehnten in die Höhe geschnellt seien ("Noch 1991 verdiente keiner in den DAX-Unternehmen mehr als eine Million Mark im Jahr"), habe sich die Kluft zwischen arm und reich in Deutschland weiter vergrößert. Dennoch gebe es bei uns eine breite gut situierte Mittelschicht. "Wenig arme und wenig reiche Menschen sorgen für das beste menschliche Klima. Und eine solche Gesellschaft haben wir in der Bundesrepublik immer noch."

Ob wissenschaftlich untermauerte Wirtschaftsspiel-Experimente oder Steuerhinterziehung: "Die Menschen sind lieber die Bösen als die Dummen", befand Precht in seinem Vortrag über "Moralische Gefühle". Die Währung, mit der Menschen einander bezahlten, sei keineswegs nur Geld, sondern in erster Linie Anerkennung, Achtung, Liebe und Respekt. Hier gelte es, den Hebel noch mehr anzusetzen. Soziale Gewinnmaximierung nennt Precht das. Und ein soziales Pflichtjahr für alle könne "die Gesellschaft so verändern, dass moralische Grundsätze greifen". Beim nächsten Impuls-Vortrag spricht der Marken-Entwickler und TV-Experte Jon Christoph Berndt am 18. April um 19.30 Uhr im Eventhaus Alte Schmelz über das Thema "Die stärkste Marke sind Sie selbst". Der Eintritt kostet 69,90 Euro. ulo

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