Das Tier im Menschen - und umgekehrt

Saarbrücken. Das Verhältnis des Menschen zum Tier hat der Schriftsteller Elias Canetti (1905-1994) einmal so beschrieben: "Immer wenn man ein Tier genau betrachtet, hat man das Gefühl, ein Mensch, der drin sitzt, macht sich über einen lustig

Saarbrücken. Das Verhältnis des Menschen zum Tier hat der Schriftsteller Elias Canetti (1905-1994) einmal so beschrieben: "Immer wenn man ein Tier genau betrachtet, hat man das Gefühl, ein Mensch, der drin sitzt, macht sich über einen lustig." Es ist eigentlich eine einseitige Perspektive zwischen Mensch und Mensch, denn unerreichbar ist es dem Menschen, die Welt mit den Augen der Tiere zu sehen. "Tierische Geschichte" lautet der Titel des ebenso hochinformativen wie originellen Sammelbandes. 18 Aufsätze, geschrieben von namhaften europäischen und amerikanischen Forscherinnen und Forschern aus verschiedenen Disziplinen, beleuchten die vielschichtigen Beziehungen zwischen Tieren und Menschen in der Kultur der Moderne. In der Einleitung konstatieren die Herausgeber Dorothee Brantz und Christof Mauch: "In unseren Geschichtsbüchern kommen Tiere, wenn überhaupt, nur am Rande vor". Und glaubt man der bisherigen Geschichtsschreibung, dann haben Tiere keine bedeutsame Rolle in der Entwicklung menschlicher Gesellschaften gespielt. Aber wo wären wir ohne Tiere? Wie hätten Menschen sich ernährt und gekleidet? Wo wären Kunst, Literatur und Philosophie ohne den Gegenstand und das Motiv Tier? Das sind Fragen, die sich gleich einem roten Faden durch die Texte ziehen. Es war gerade die Beschäftigung mit dem Tier, die es uns ermöglicht hat zu bestimmen, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Hierin liegt denn auch die essentielle Erkenntnis des Buches, das ausdrücklich keine "Geschichte der Tiere" liefern will, sondern "interdisziplinäre Impulse und konkrete Vorbilder für neuartige Formen der Geschichtsschreibung" geben will, was ihm vorbildlich gelingt. guiDorothee Brantz/ Christof Mauch (Hrsg.): Tierische Geschichte. Die Beziehung von Mensch und Tier in der Kultur der Moderne. Ferdinand Schöningh Verlag, 401 Seiten, 39,90 Euro.

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