Chagall entschnörkelt

Saarbrücken. Der Kontrast schärft den Blick für die Eigenheit. Diesem Gedanken folgte die Galerie Besch und zeigt Marc Chagall

Saarbrücken. Der Kontrast schärft den Blick für die Eigenheit. Diesem Gedanken folgte die Galerie Besch und zeigt Marc Chagall. Wo ist denn da der Kontrast, wenn doch das Saarlandmuseum auf der anderen Straßenseite genau das Gleiche macht? Aber es gibt ihn doch: Denn während an den Wänden im Museum großteils die zarten Farbwolken aufziehen, herrscht in der Galerie Besch meist strenges Schwarzweiß. Während dort Chagalls Liebende durch die Lüfte schweben, entbehrt die Auswahl der Originalgrafiken in der Galerie jeglicher Süßlichkeit, was nicht zuletzt der Technik des Holzschnitts geschuldet ist: Streng und ganz der Linie verpflichtet, leitet er den Blick auf die Figur und das (Selbst-)Porträt. Ohne Geschnörkel ist Chagall in Holzschnitten und Lithografien ganz bei sich. Hier zeigt sich seine Stärke: mit wenigen Strichen präzise und poetisch eine Geschichte zu erzählen.

Wie zum Beweis hat die Museumsausstellung ihre stärksten Momente in den frühen Schwarz-Weiß-Radierungen der Zwanziger. Die Auswahl der Galerie zeigt auch Blätter aus den sechziger und siebziger Jahren, die der längst zum Klischee ausgereiften Bildsprache Chagalls entsagen. Während die Museumsausstellung den Museumsbestand zeigt, konnte die Galerie auswählen und sich auf die Essenz des Schaffens konzentrieren: die Linie als Stoff für wundersame Gestalten aus dem Leben Chagalls und darüber hinaus. sg

Bis 16. Januar. Dienstag, Donnerstag, Freitag von 14 bis 19 Uhr. Mittwoch von 14 bis 21 Uhr.

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