"Autoland Saar nicht abgesichert"

Saarbrücken. Das Saarland als drittgrößter Auto-Zulieferer Deutschlands mit besonders hohen Qualitätsstandards bei Neuentwicklungen müsse deutlich mehr um die Gunst der Vorstandschefs großer deutscher Autohersteller und Zulieferer werben. Diese Ansicht vertritt Armin Gehl (Foto: privat), Vorsitzender des Automotive-Clusters Saarland

Saarbrücken. Das Saarland als drittgrößter Auto-Zulieferer Deutschlands mit besonders hohen Qualitätsstandards bei Neuentwicklungen müsse deutlich mehr um die Gunst der Vorstandschefs großer deutscher Autohersteller und Zulieferer werben. Diese Ansicht vertritt Armin Gehl (Foto: privat), Vorsitzender des Automotive-Clusters Saarland. Das Thema müsse von der neuen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) zur Chefsache gemacht werden. Sie solle die Entscheider der wichtigsten Autohersteller sowie Zulieferer aufsuchen, um dafür zu sorgen, dass das Saarland auch künftig den Zuschlag bei Neuentwicklungen bekommt, rät Gehl. Denn die Autobranche verändere sich derzeit so stark wie nie zuvor, der Standortwettbewerb werde immer heftiger. Selbst der Fortbestand saarländischer Werke von Zulieferern wie Bosch oder Michelin hält Gehl langfristig nicht automatisch für sicher. Denn generell werde die Entwicklung neuer Produkte und Serien verstärkt nach Osteuropa vergeben, weil sich dort auch verstärkt die Autohersteller niederließen. Sie fänden kostengünstigere Produktionsstätten sowie vielversprechende Absatzmärkte. Peugeot und Toyota produzierten in Polen, Audi in Ungarn, Dacia in Rumänien. Konzernlenker sowie Vorstände der Zulieferer müssten gerade in der jetzigen Umbruchsituation davon überzeugt werden, auch längerfristig das im Vergleich zu Osteuropa höhere Entwicklungs- und Produkt-Preisniveau saarländischer Hersteller zu akzeptieren. Im Gegenzug bekämen sie ein besonders hohes Qualitätsniveau garantiert. Der Qualitätsstandard, den das Saarland mit seinen Zulieferern erreicht habe, suche seinesgleichen. Denn "die Ausschuss-Rate an schlechten Bauteilen ist bei allen Zulieferern an der Saar, von Bosch über ZF und Eberspächer bis hin zu Michelin, Ina und Nemak, gegenüber dem Vergleichszeitraum von vor fünf Jahren exorbitant in den Keller gerauscht", sagt Gehl. Flexibilität in den Arbeitszeiten seien die Beschäftigten gewöhnt, die Krankenstände seien niedrig.

An die Ansiedlung eines Autoherstellers an der Saar glaubt Gehl in der heutigen Zeit nicht mehr. Die in Aussicht gestellte BMW-Ansiedlung im Jahr 2000 sei nicht an einer Gewerbefläche gescheitert, die man in der Nähe von Perl an der Mosel mit direktem Anschluss an Autobahn, Zug sowie Schiff angeboten habe. Sie sei daran gescheitert, dass Ostdeutschland erheblich mehr Subventionen habe zahlen können. Gute Chancen sieht Gehl, Unternehmen aus Asien sowie den USA hierher zu bekommen, die sich mit der Produktion neuer Antriebe wie Elektromotoren und Brennstoffzellen in Deutschland etablieren wollen. Einige Standortbedingungen müsse auch das Saarland verbessern, etwa die Forschungseinrichtungen stärker mit Automobilunternehmen vernetzen. Die Saar-Uni, die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Institut für Neue Materialien und andere hätten viel zu bieten. Beim Standortmarketing helfe eine bundesweite Road-Show. Saar-Institute sollten sich in Ballungszentren als Partner der Autoindustrie vorstellen.

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