Aus Rambows Sicht der Dinge wird Komplexes schnell erfassbar

Saarbrücken. Plakate wie umgedrehte Fernrohre, die den Blick aus dem Stadtraum auf einen Punkt konzentrieren und ihn übergroß erscheinen lassen. Gunter Rambow hat dieses Prinzip an Wänden und Litfasssäulen zur Meisterschaft geführt

Saarbrücken. Plakate wie umgedrehte Fernrohre, die den Blick aus dem Stadtraum auf einen Punkt konzentrieren und ihn übergroß erscheinen lassen. Gunter Rambow hat dieses Prinzip an Wänden und Litfasssäulen zur Meisterschaft geführt. Auf die Bilderflut der knalligen Aussagen der politischen 1960er und poppigen 1970er hat er eins drauf gesetzt, indem er beide in ein Plakat packte und dabei auf die Nahaufnahme des Details setzte.Rambow, seit 2011 Honorarprofessor an der Kunsthochschule des Saarlandes in Saarbrücken (HBK), ist unbestritten einer der wichtigsten Vertreter auf dem Feld der Plakatgestaltung. Die Ausstellung in der Galerie der HBK Saar gibt derzeit von Mitte der 60er Jahre bis heute einen Querschnitt durch das Schaffen des 73-Jährigen, der zuvor als Professor für Grafikdesign an der Gesamthochschule Kassel und der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe gelehrt hatte. Dabei folgt sie in ihrer Anordnung nicht chronologisch, sondern assoziativ Rambows Bildgebungen.

Das belebt und sorgt für Spannung inmitten von grünen Daumen (als Kennzeichen der damals aufstrebenden Partei-Grünen), Äpfeln, Kohl(!), Radieschen, mit denen Kunst und Politik, Zeitkritik und Werbung im Bild sofort in Auge und Hirn sprangen. Das war kein beliebiges Spiel mit Knalleffekten, sondern Gestaltung mit Tiefgang, wie sie vor 30, 40 Jahren zum Tagesgeschäft gehörte.

Rambows Plakate für die Theater in Frankfurt, Wiesbaden und Karlsruhe konzentrierten den Anspruch einer Inszenierung in einer Bildaussage: Rambow gestaltete seine Werbeplakate auf Augenhöhe mit den Theatermachern. Mit HBK-Studenten entwarf er übrigens 2009/10 eine Plakat- und Werbekampagne für das Saarbrücker Theater sparte 4.

Denkwürdig auch seine Umsetzung der Ausstellung "Klassiker in dunkler Zeit" im Schillermuseum Marbach als Bild von den rußigen Fingerabdrücken, die klassische Texte besudelten. Wieder zeigt sich hier sein Talent, eine komplexe Aussage in einen kurzen Augenblick der Wahrnehmung einzubrennen. Gunter Rambow ist ein Meister, wenn es darum geht, eine Botschaft in vielsagende, Bilder zu packen. Wie bereichernd, seine Sicht der Dinge an einem Ort versammelt zu sehen.sg

Läuft bis 25. Januar. Mi-Fr: 17-20 Uhr; Sa 12-18 Uhr.

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