Applaus für Janet Yellen

Washington · Die US-Notenbank Fed dreht nach jahrelanger Pause wieder an der Zinsschraube – aber nur ein klein wenig. Gerade dies kommt bei den Fachleuten an. Befürchtete Schockwellen bleiben aus.

Weltweiter Applaus für die US-Notenbank Fed, die am Mittwoch erstmals seit fast zehn Jahren wieder eine Erhöhung ihres Leitzinses verkündet und damit die Ära der großen Finanzkrise geldpolitisch hinter sich gelassen hat. Die Ängste vor den möglichen Folgen dieses Schritts waren rund um den Globus groß.

Doch die Zentralbanker in Washington scheinen ihre Hausaufgaben gemacht zu haben. Mit einem ganz vorsichtigen Schritt von 0,25 Punkten auf ein Zielniveau von 0,25 bis 0,5 Prozent für kurzfristige Bankkredite setzte die Fed ein Signal - löste aber kein Erdbeben aus. "Der kleine Zeh ist vom Gaspedal", sagte Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank.

Für die Verbraucher halten sich die Auswirkungen ohnehin in Grenzen. Der Schritt von 25 Basispunkten wirkt sich auf Verbraucherzinsen erst mit Verzögerung aus. In Europa bleibt es noch auf Jahre bei der Schwemme billigen Geldes, weil die Europäische Zentralbank (EZB) mit neuen Anleihekäufen gerade erst noch einmal das Tempo in die Gegenrichtung verschärft hat.

"Janet Yellen hat die am besten vorbereitete Zinserhöhung der Geschichte vollzogen. Sie hat geliefert, was versprochen und am Markt erhofft war", sagte Daniel Saurenz von Feingold Research mit Blick auf die mächtige Fed-Chefin. Yellen könnte somit geldpolitisch eine neue Epoche einläuten. Obwohl erst seit 2014 im Amt, könnte der Name der grauhaarigen New Yorkerin bald den Klang berühmter Fed-Präsidenten wie Ben Bernanke oder Alan Greenspan haben. Oder zur Buhfrau werden. Schon in den 1930er Jahren hatte sich die US-Notenbank kräftig verschätzt und zu früh das Ende der Großen Depression eingeläutet. Derselbe Fehler unterlief auch Japanern und Schweden schon einmal, mit langwierigen negativen Folgen. Analysten sind sich einig: Die schwierigste Phase für die Hüter des Dollars kommt erst noch. Viel wichtiger als der Zeitpunkt der ersten Erhöhung sei das weitere Tempo hin zu einem normalen Leitzinsniveau.

Die meisten Volkswirte erwarten ein moderates Vorgehen, das im Jahr 2017 oder 2018 eine Zinsobergrenze von etwa drei Prozent erreichen würde. Die Möglichkeit für den nächsten Zinsschritt hätte der sogenannte Offenmarktausschuss der Fed Ende Januar. Für wahrscheinlicher halten Beobachter jedoch den nächsten Schritt frühestens im März. Yellen will erst das Signal vom 16. Dezember wirken lassen und sehen, ob es vielleicht auch irgendwo Schaden angerichtet hat.

Die Fed muss weiter höllisch aufpassen. Unsicherheiten lauern nicht nur im Ausland, mit Chinas Umbruch von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft und Europas Dauerkrise. Auch in den USA ist nicht alles Gold, was glänzt. Zwar hat sich die Arbeitslosigkeit seit 2009 auf eine Quote von fünf Prozent halbiert, und die Inflation samt Löhnen und Gehältern scheint wieder anzuziehen. Doch es gibt auch hier Risiken. Keiner weiß etwa, wie der Kampf der US-Ölindustrie um internationale Marktanteile etwa beim Fracking ausgeht.

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