ZEW-Chef: US-Zinswende noch unwahrscheinlich

Mannheim · Es wäre die erste Zinserhöhung in den USA seit langem – in wenigen Tagen entscheidet die US-Notenbank über eine Zinswende. Deutsche Spitzenökonomen vermuten indes: Noch ist es nicht soweit.

Der Chef des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Clemens Fuest, hält eine Zinswende in den USA noch in diesem Monat für unwahrscheinlich. Die US-Notenbank (Fed) werde nicht umhin kommen, die Zinsen in nächster Zeit zu erhöhen, sagte Fuest. Allerdings könne er sich vorstellen, dass sie angesichts der aktuellen Finanzmarktturbulenzen und der gemischten Konjunkturnachrichten aus den USA vorerst noch damit warte. Die Fed entscheidet in der kommenden Woche darüber, ob sie die seit der Finanzkrise 2008 geltenden Leitzinsen von gegenwärtig null bis 0,25 Prozent erhöht.

Auch die Commerzbank-Volkswirte sind der Auffassung, Fed-Chefin Janet Yellen werde die Zinserhöhung "wohl auf Dezember verschieben". Aus Sicht der Märkte sei die Wahrscheinlichkeit für eine Erhöhung schon jetzt auf unter 30 Prozent gesunken, schreiben sie in ihrem jüngsten Wochenausblick

Selbst im Fall einer Zinswende in den USA sei nicht zu erwarten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) nachzieht, sagte Fuest. In Europa erhole sich die Konjunktur nur zaghaft. Die EZB betreibe eine Politik der monetären Lockerung, die nicht mit einer Zinserhöhung zusammenpasse. "Jetzt die Zinsen zu erhöhen würde bedeuten, dass man gleichzeitig aufs Gaspedal und auf die Bremse tritt, und das wird die EZB nicht machen", sagte er.

Der ZEW-Chef rechnet damit, dass die Zinsen in den USA in sehr langsamen Schritten angehoben werden. "Wenn es jetzt eine harte Zinswende und entsprechend massive Bewegungen an den Finanzmärkten gäbe, könnte das den Aufschwung in den USA gefährden", sagte er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort