5G-Smartphones 5G Smartphones werden bezahlbar

Saarbrücken · Braucht es ein Gerät der aktuellen Mobilfunk-Generation, wenn es die Infrastruktur noch nicht gibt? Bei neuen 5G-Modellen könnte es so laufen.

 Obwohl der 5G-Empfang noch nicht überall funktioniert, gibt es die Smartphones zu einem erschwinglichen Preis.

Obwohl der 5G-Empfang noch nicht überall funktioniert, gibt es die Smartphones zu einem erschwinglichen Preis.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Vorzüge der fünften Mobilfunkgeneration 5G klingen vielversprechend. Hochauflösende Videostreams laufen auch außerhalb des heimischen WLANs ruckelfrei. Große Dateien können in Sekunden übertragen werden. Und im voll besetzten Fußballstadion können Zehntausende Besucher gleichzeitig mit hoher Geschwindigkeit online sein, ohne dass das Mobilfunknetz in die Knie geht. Der letzte Punkt ist zumindest eine schöne Perspektive für Nach-Corona-Zeiten.

Bislang waren bezahlbare Endgeräte eher Mangelware. An einer flächendeckenden Netzversorgung hapert es auch noch. Doch bei den Smartphones passiert derzeit eine Menge. Im Frühjahr mussten Kunden noch häufig 1000 Euro oder mehr ausgeben, um das 5G-Mobilfunknetz zu nutzen. Für Spitzenmodelle wie das Falt-Smartphone Samsung Galaxy Fold 5G waren zum Verkaufsstart sogar rund 1700 Euro fällig, was das Budget der meisten Handy-Käufer sprenge.

Huawei, Motorola und Xiaomi haben nun neue 5G-Smartphones auf den Markt gebracht, die alle weniger als 400 Euro kosten und dennoch einiges leisten. Das Moto G 5G Plus und das Xiaomi Mi 10 Lite 5G sind sogar für unter 350 Euro zu haben, während Huawei für das P40 Lite 5G knapp 390 Euro verlangt. Das Gerät von Motorola hat mit 6,7 Zoll Diagonale den größten Bildschirm.

Die beiden anderen Geräte bieten ebenfalls Full-HD-Auflösung (1080 mal 2400 Pixel) auf einem 6,5-Zoll-Display. Bei der Bildqualität hat das Mi 10 Lite die Nase vorn, denn hier findet man OLED-Technik mit hohen Kontrasten, die den Betrieb in heller Umgebung etwas besser unterstützen als die LED-Technik bei Motorola und Huawei. Das Moto G punktet mit seinem schlanken Hochkantformat (21:9) vor allem dann, wenn man damit Videos anschaut.

Die Bildschirme der drei Hersteller kommen ohne großen Rand aus, weil der Fingerabdrucksensor entweder im Einschaltknopf auf der Seite steckt (Motorola und Huawei) oder unter dem Hauptbildschirm (Xiaomi). Das Huawei-Gerät bietet zusätzlich die Möglichkeit, das Smartphone mit einem Gesichtsscan zu entsperren.

Beim Hauptprozessor setzen Motorola und Xiaomi auf den bewährten Snapdragon 765 von Qualcomm, während Huawei seinen brandneuen Kirin 820 Prozessor verbaut. Dieser Chip ermöglicht einen besonders energiesparenden Betrieb. Alle drei Smartphones zeigten im Test kaum Ruckler.

Bei den Leistungstests hatte das P40 Lite 5G knapp die Nase vorn. Exzessive Spieler werden allerdings doch zu teureren Geräten greifen müssen, denn anspruchsvolle Spiele wie „Playerunknown’s Battlegrounds“ zeigen der 5G-Einsteigerklasse die Grenzen auf und laufen nur dann flüssig, wenn der Detailgrad ein wenig heruntergestellt wird.

Alle drei Smartphones treten mit jeweils vier Kameras auf der Rückseite an, die bei Tageslicht schöne Fotos schießen. Bei wenig Licht fällt die Qualität gegenüber Spitzenmodellen wie dem Huawei P40 Pro+ spürbar ab. Beim P40 Lite 5G von Huawei kann man einen intelligenten Modus aktivieren, wenn man die Bilder mit besonders kräftigen Farben mag. Ohne diese Funktion erscheinen die Farben angenehm natürlich. Das Motorola-Gerät schießt in dem Trio die besten Selbstporträts, weil die Frontkamera über zwei Objektive verfügt. Mit dem zusätzlichen Superweitwinkel passen auch größere Gruppen auf das Bild.

Motorola und Xiaomi gehören zu den Herstellern, bei denen wichtige Android-Updates ohne große Zeitverzögerungen zur Verfügung stehen. Huawei wurde durch die Handelssanktionen der USA gegen China zu einem anderen Kurs gezwungen. Da die Google-Dienste und -Apps nicht zur Verfügung stehen, kommt das P40 Lite 5G mit eigenen Huawei Mobile Services und einer eigenen App-Galerie, in der viele populäre Android-Apps zur Installation bereitstehen. Neu ist eine App-Suchfunktion, die auch andere Quellen von Android-Apps durchstöbert, etwa den Store von Amazon oder F-Droid.

Darüber gelangen beispielsweise auch die Apps aus dem Facebook-Konzern inklusive des Kurznachrichtendienstes Whatsapp und der Fotoplattform Instagram auf das P40 Lite 5G. Wer auf bestimmte Apps, beispielsweise beim Online-Banking, angewiesen ist, sollte sich beim Softwareentwickler absichern, dass diese tatsächlich verfügbar sind. Motorola und Xiaomi kommen ohne dieses lästige Handicap aus.

Der neue 5G-Standard, den alle drei Kandidaten bieten, hat in diesem Praxistest noch keine maßgebliche Rolle gespielt. Selbst in der Bundeshauptstadt Berlin gibt es bislang nur wenige 5G-Antennen, die bereits in der Lage sind, hohe Bandbreiten und geringe Zeitverzögerung (Latenz) bereitzustellen. Das wird sich aber insbesondere bei den Telekommunikationsanbietern Telekom und Vodafone bald ändern.

Trotz der noch unbefriedigenden Situation beim 5G-Ausbau in Deutschland sollten Smartphone-Käufer ernsthaft erwägen, sich bereits ein 5G-taugliches Endgerät zuzulegen, wenn ohnehin ein Neukauf ansteht. Schließlich werden Android-Smartphones in der Regel über mehrere Jahre hinweg mit Software-Updates aufgefrischt. Die 5G-Option können Verbraucher nicht nachrüsten.

In diesem Herbst wird auch das erste 5G-taugliche iPhone von Apple erwartet. Dieses Gerät wird dem ganzen Markt Schwung verleihen, das haben vor Jahren die Erfahrungen beim Umstieg von 3G (UMTS) auf 4G (LTE) gezeigt. Ein Schnäppchen wie die drei Testkandidaten wird das neue iPhone 5G allerdings nicht sein.

Beim Thema 5G fährt Google einen defensiven Kurs. Das angekündigte Pixel 4a unterstützt zunächst nur die vierte Mobilfunk-Generation (LTE). Allerdings hat der Konzern mit der Vorstellung des Pixel 4a auch eine 5G-Variante „für den Herbst“ angekündigt. Es ist ein wenig größer als das 4a ohne 5G und wird mit 499 Euro spürbar teurer. Wegen der Mehrwertsteuer-Absenkung wird das Pixel 4a statt des Listenpreises von 349 Euro für 340,20 Euro zu haben sein. Im Herbst soll es auch ein neues Flagschiff-Smartphone, das Pixel 5, mit 5G geben. Das wird sich preislich aber in anderen Regionen bewegen als das 4a.

(dpa)
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