„Er war ein richtig guter Mensch“

Sulzbach · Erwin Knoch

 Erwin Knoch

Erwin Knoch

Foto: privat

Sulzbach. Erwin Knoch, Jahrgang 1923, ist der Zweitälteste von acht Geschwistern. Er wuchs in Altenwald auf. Sein Vater Heinrich Knoch war Bergmann, arbeitete unter Tage auf der Grube Mellin. Die Mutter Magdalena kümmerte sich um die acht Kinder.

Der kleine Erwin besuchte die Volksschule und absolvierte dann von 1937 bis 1940 eine Ausbildung in der Schlosserwerkstatt der Grube Mellin. 1940 meldete er sich freiwillig zur Luftwaffe, wurde beim Bodenpersonal Gefreiter, und geriet dann mit einer Panzereinheit in ein Gefecht vor Moskau und wurde dabei durch Granatsplitter schwer verletzt. Er hat nie viel über seine Kriegszeit erzählt. Über das Gefecht sagte er nur: "Ich habe durch das Panzerfernrohr Moskau gesehen."

Sein Sohn Gerald und seine Frau Anneliese erzählen, dass er ein Leben lang über Schmerzen klagte, dass zwanzig Splitter in seinem rechten Fuß und der rechten Hand steckten. Wir, seine Ehefrau Anneliese und sein Sohn Gerald und ich, sitzen in einem Doppelbettzimmer des Seniorenzentrums der Arbeiterwohlfahrt in Sulzbach, in dem Ehefrau Anneliese, Jahrgang 1924, ihren Lebensabend verbringt und wo auch ihr Ehemann mit ihr zusammen bis zu seinem Tod lebte. Wir reden über einen Mann, der trotz seiner Behinderung nie den Mut verlor. "Er war ein freundlicher hilfsbereiter Mensch", sagt seine Frau.

Die beiden hatten sich schon als Kinder in Altenwald kennen gelernt und als Erwin 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, trafen sie sich wieder. Er arbeitete zunächst als Schlosser in einer Autoreparaturwerkstatt. Am 5. Juli 1951 heirateten er und seine Jugendfreundin in der kath. Allerheiligen-Kirche in Altenwald. Gefeiert wurde im Gasthaus Blinn in Sulzbach.

Es war Nachkriegszeit, Wohnungsmangel: "Wir hatten keine Wohnung, wir lebten in einem Zimmer. Auch die Möbel gehörten uns nicht. Nur das Bett." Sohn Gerald, der 1952 geboren wurde, sagt: "In dem Zimmer wurde ich geboren. Ich war zwei Jahre alt, als wir endlich in eine Zwei-Zimmer- Sozialbauwohnung einziehen konnten."

Erwin Knoch hatte sich bei der Polizei beworben, 1952 wurde er als Wachtmeister in den Polizeidienst übernommen. Er besuchte die Polizeischulen in Saarburg und in St. Ingbert und absolvierte einen verkehrpädagogischen Lehrgang, damit er in Schulen Verkehrsunterricht erteilen und Schülerlotsen ausbilden konnte. Er war Mitglied der Polizeigewerkschaft.

Der Sohn beschreibt seinen Vater als einen kontaktfreudigen Menschen, der an vielem interessiert und als Polizist sehr beliebt war: "Er war ein richtiger Ortspolizist, stellvertretender Dienststellenleiter in Sulzbach. Jeder kannte ihn und er kannte jeden. Manchmal drückte er auch bei einem Verkehrsdelikt ein Auge zu. Und sagte zu dem Sünder, den er kannte: ,Heute gibt's kein Knöllchen. Kauf deiner Frau dafür einen schönen Strauß Blumen.' Er war aber auch ein Mann mit Ecken und Kanten, der seine Meinung vertrat, aber ein guter Vater. Er war mein Vorbild, zuverlässig, freundlich. Ein richtiger Mensch eben. Deswegen bin auch ich Polizist geworden. Was er nicht ausstehen konnte, war, wenn Essen weggeworfen wurde. Da gab's Krach. In der Nachkriegszeit haben ja viele gehungert. Die Hungerjahre hat er nie vergessen. Er war hilfsbereit, handwerklich geschickt, half vielen. "

Erwin Knoch engagierte sich in vielen Vereinen und Organisationen, war Mitglied in der Polizeigewerkschaft und im Sozialverband VdK, von dem er 2003 für 50jährige Mitgliedschaft mit dem VdKEhrenabzeichen in Gold ausgezeichnet wurde. Er gründete die Behindertensportgruppe Neuweiler, war dort viele Jahre Vorsitzender und Trainer. Um die Lizenz als Übungsleiter zu erhalten, musste er Lehrgänge an der Sporthochschule in Köln absolvieren. Er arbeitete mit im Krankenpflegeverein der katholischen Pfarrgemeinde Allerheiligen, und, und, und …

Am 1. Dezember 1977 wurde der Polizeihauptmeister wegen seiner Kriegsverletzungen vorzeitig pensioniert. Was nun? Ein Mann wie Erwin Koch kennt keine Langeweile. Sein Sohn sagt: "Er war irgendwie immer unterwegs." Nun wurde er auch Mitglied im Männerchor 1864 Sulzbach, später ging er zum Männerchor 1867 in seiner Heimatgemeinde Altenwald und war dort auch Kassenprüfer. Am 5. Juli 2001 feierten Anneliese und Erwin Knoch ihre goldene Hochzeit.

Zehn Jahre später feierten Anneliese und Erwin Knoch ihre Diamantene Hochzeit, zu Hause. Sohn Gerald: "Der Pfarrer kam zu ihnen und hielt eine Hausmesse. Seit Mai 2012 lebten sie im AWOSeniorenzentrum in Sulzbach. Mein Vater starb ein halbes Jahr später, nach dem Frühstück. Er fiel um, war tot, Herzschwäche. Auch der Notarzt konnte ihm nicht mehr helfen."

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