„Sie sagte, es sei genug“

Saarwellingen · Thekla Meiser starb mit 90 Jahren

 Thekla Meiser

Thekla Meiser

Foto: privat

Saarwellingen. Thekla Meiser, Jahrgang 1922, wurde in Reisbach bei Saarwellingen geboren. Sie ist die zweitälteste von fünf Geschwistern. Der Vater Wilhelm Meiser war Bildhauer und Steinmetz mit einem eigenen Steinmetzbetrieb. Ihre Mutter Katharina kümmerte sich um die fünf Kinder, half im Berieb und versorgte die kleine Nebenerwerbslandwirtschaft.

Tochter Thekla, die von 1928 bis 1936 die Volksschule in Reisbach besuchte, musste schon früh mitarbeiten. Sie wäre gerne Friseuse geworden, erzählt ihre Tochter Carmen Kreutzer-Meiser: "Aber die Arbeit zu Hause ging vor. Und außerdem musste sie später auch ihre ältere Schwester Adele betreuen, die an Kinderlähmung erkrankt war. In der Schule hatte sie ihren späteren Ehemann Reinhold Meiser kennen gelernt. Er war zwei Jahre älter, leistete in Swinemünde an der Ostsee seinen Militärdienst bei der Marine ab. Er hatte zu ihr gesagt: ,Solange Krieg ist, gibt es keine Hochzeit.'"

Am 17. September 1947 gaben sich Thekla Meiser, geborene Meiser, und Reinhold Meiser, Steiger und Bergingenieur in der Grube Velsen, in der St. Marienkriche in Reisbach das Jawort. Die Namensgleichheit des Familiennamens ist zufällig. Sie waren nicht miteinander verwandt. Sie hat später einmal gesagt: "Ich brauchte nach der Hochzeit keinen neuen Namen anzunehmen." Sie waren beide katholische Christen. 1948 wurde Sohn Willibert, 1950 Tochter Henriette und 1955 Tochter Carmen geboren. Inzwischen, 1952, hatten die Eheleute angefangen zu bauen. Drei Jahre schleppte die dreifache Mutter Zement und Steine. Tochter Carmen erzählt: "1955 zog die Familie in das Haus, das auch unser richtiges Zuhause werden sollte. Sie kümmerte sich um den Haushalt, um den Garten und auch um die Hühnerzucht.Mein Vater arbeitete inzwischen nicht mehr als Steiger unter Tage, sondern nach einer Umschulung als Lehrer in der Fortbildung für Mitarbeiter der Saarbergwerke. Zu Hause sorgte meine Mutter für uns. Sie war irgendwie immer unterwegs, immer am Treiben, wie man so sagt. Sie war immer für uns Kinder da, sehr fürsorglich und hat uns aber so erzogen, dass wir selbstständig waren. Sie hat intensive Kontakte zu Nachbarn und Freunden gepflegt. Sie war handwerklich begabt, hat Wolle gesponnen. War hilfsbereit, überall beliebt. 1978, als wir Kinder alle aus dem Haus waren, kauften unsere Eltern am Gardasee in dem Ort Torri del Benaco eine kleine Ferienwohnung, die für uns eine Art zweite Heimat werden sollte. Es waren wunderschöne Sommer."

1951 stirbt ihre Schwester Adela, die sie 31 Jahre lang aufopferungsvoll gepflegt hatte, an den Folgen der Kinderlähmung. 1985 der nächste Schicksalsschlag. Ehemann Wilhelm Meiser stirbt am Krebs. "Das hat sie lange nicht verwinden können. Sie versuchte als starke Frau darüber hinweg zu kommen. Aber das hat sie lange nicht verwinden können."

Tochter Carmen, die als Oberstudienrätin und Berufsschullehrerin angehende Restaurantfachleute unterrichtet, zog mit ihrem Mann Michael und ihrer kleinen Tochter Johanna zurück ins Elternhaus zu ihrer Mutter, "damit sie nicht alleine bleiben musste." Enkeltochter Johanna wird zum neuen Lebensinhalt ihrer Oma. Die beiden sind die besten Freunde: "Mehrmals im Jahr fuhren wir in Urlaub an den Gardasee. Jede Woche fuhr sie mit dem Schwimmerbus, wie sie diese Fahrten nannte, mit Freunden in das Thermalbad nach Bad Bergzabern. Einmal in der Woche spielte sie mit Freunden Mensch-Ärgere- Dich-Nicht. Sie spinnt und strickt Socken aus Schafwolle für alle, die sie liebt. Sie interessiert sich für Fußball, sieht samstagabends die Bundesliga-Spiele in der Sportschau", erzählt Tochter Carmen: "Und wenn die deutsche Nationalmannschaft spielte, hing sie die schwarz-rot-goldene Fahne raus. Außerdem interessierte sie sich für Formel I-Rennen. Sie war eine unternehmungslustige, hilfsbereite, couragierte und vielseitig interessierte alte Dame." 2000 erleidet Thekla Meiser einen Schlaganfall. Gesundheitlich geht es ihr nun immer schlechter. Sie hat Arthrose, das linke Knie schmerzt. Die Schmerzen kommen regelmäßig und werden immer schlimmer. Sie muss mit Gehhilfen gehen, ab 2008 sitzt sie im Rollstuhl. Tochter Carmen: "Sie war pflegebedürftig, hatte oft starke Schmerzen. Aber sie hat den Lebensmut nicht verloren. Sie war auch im hohen Alter eine starke und selbstbewusste Frau mit Prinzipien und eigenen Vorstellungen. Einmal träumte sie, dass ihr Mann Reinhold auf sie zukam und fragte: "Meinst Du nicht auch, dass es langsam Zeit wird, dass Du zu mir kommst?"

Thekla Meiser starb im Alter von 90 Jahren. Tochter Carmen: "Sie sagte, es sei genug."

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